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Elric von Melnibone

Elric von Melnibone

Titel: Elric von Melnibone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Aber dein Bruder wird nicht sterben, Cymoril. Nach dieser Strafe nachdem er Hauptmann Valhariks Fleisch gegessen hat - gedenke ich ihn ins Exil zu schicken. Er wird allein in die Jungen Königreiche reisen, ohne daß er seine Zauberbücher mitnehmen darf. Er muß sich in den Ländern der Barbaren aus eigener Kraft durchschlagen. Das dürfte keine zu schwere Strafe sein.«
    »Sie ist viel zu gering«, sagte Cymoril. »Es wäre wohl das beste, du würdest ihn töten. Schicke sofort Soldaten zu ihm. Laß ihm keine Zeit, neue Pläne gegen dich zu schmieden.«
    »Ich fürchte seine Verschwörungen nicht.« Elric erhob sich müde. »Jetzt hätte ich gern, wenn ihr mich beide bis etwa eine Stunde vor dem Fest allein laßt. Ich muß nachdenken.«
    »Ich kehre in meinen Turm zurück und bereite mich auf heute abend vor«, sagte Cymoril. Sie küßte Elric leicht auf die bleiche Stirn. Er hob den Blick, voller Liebe und Zärtlichkeit für sie. Mit der Hand berührte er sie an Haar und Wange. »Vergiß nicht, daß ich dich liebe, Elric«, sagte sie.
    »Ich sorge dafür, daß du sicher nach Hause geleitet wirst«, sagte Dyvim Tvar zu ihr. »Außerdem mußt du einen neuen Kommandanten für deine Wache bestimmen. Kann ich dir dabei helfen?«
    »Dafür wäre ich dir sehr dankbar, Dyvim Tvar.«
    Sie ließen Elric auf dem Rubinthron allein; er starrte noch immer ins Leere. Die Hand, die von Zeit zu Zeit den hellen Kopf berührte, bebte ein wenig, und inzwischen zeigte sich seine innere Zerrissenheit auch in den seltsamen roten Augen.
    Später verließ er den Rubinthron und wanderte langsam und mit gesenktem Kopf in seine Gemächer, gefolgt von den Wachen. Er zögerte an der Tür zu der Treppe, die in die Bibliothek hinaufführte. Instinktiv erstrebte er den Trost und das Vergessen bestimmter Kenntnisse, doch plötzlich haßte er seine Schriftrollen und Bücher. Ihnen gab er die Schuld an seinen lächerlichen Sorgen um ›Moral‹ und ›Gerechtigkeit‹. In ihnen sah er den Grund für das Gefühl der Schuld und der Verzweiflung, das ihn erfüllte infolge seiner Entscheidung, sich so zu verhalten, wie es von einem melniboneischen Monarchen erwartet wurde. So ließ er die Tür zur Bibliothek links liegen und suchte seine Gemächer auf, aber selbst diese Räume behagten ihm in diesem Augenblick wenig. Sie wirkten streng. Ihre Einrichtung entsprach nicht dem luxuriösen Geschmack aller Melniboneer (mit Ausnahme seines Vaters), entsprach nicht ihrer Freude an der Vielfalt satter Farben und bizarrer Muster. Er wollte das so schnell wie möglich ändern lassen. Er wollte sich den Gespenstern hingeben, die ihn beherrschten. Eine Zeitlang wanderte er von Zimmer zu Zimmer und versuchte jenes Element seines Wesens zu unterdrücken, das ihn aufforderte, Valharik und Yyrkoon gnädig zu behandeln - sie höchstens zu töten und zu vergessen oder, was noch besser wäre, beide ins Exil zu schicken. Allerdings konnte er die Entscheidung unmöglich rückgängig machen.
    Endlich ließ er sich auf eine Couch fallen, neben einem Fenster, von dem aus die ganze Stadt überschaut werden konnte. Der Himmel war noch immer voller turbulenter Wolken, doch nun schien der Mond hindurch wie das gelbe Auge eines kränklichen Ungeheuers. Es schien ihn mit triumphierender Ironie anzustarren, als sei es entzückt über die Niederlage seines Gewissens. Elric ließ den Kopf auf die Arme sinken.
    Später kamen die Dienstboten und meldeten, daß sich der Hof zum großen Fest versammelte. Er ließ sich in seine gelbe Staatsrobe kleiden und duldete es, daß man ihm die Drachenkrone aufsetzte. Dann kehrte er in den Thronsaal zurück, wo er mit lautem Jubelgeschrei begrüßt wurde, begeisterter, als er es je zuvor erlebt hatte. Er erwiderte die Begrüßung, setzte sich auf den Rubinthron und ließ den Blick über die Bankettische schweifen, die nun den Saal füllten. Ein Tisch wurde gebracht und vor ihm aufgestellt, darauf zwei zusätzliche Gedecke. Dyvim Tvar und Cymoril sollten neben ihm sitzen. Dyvim Tvar und Cymoril waren aber noch nicht im Saal, auch war der Rebell Valharik noch nicht gebracht worden. Und wo war Yyrkoon? Er sollte sich längst in der Mitte des Saals befinden - Valharik in Ketten und Yyrkoon bei ihm sitzend. Doktor Jest war längst zur Stelle; er erhitzte seinen Feuerkessel mit den großen Bratpfannen und prüfte und schärfte seine Messer. Erregtes Gemurmel lief durch den Saal; der Hof wartete gespannt auf das große Vergnügen. Schon wurde das Essen

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