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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Zuversicht und Entschlossenheit ging er auf ihn zu, schüttelte ihm die Hand und unterhielt sich mit ihm. Er sprach ihn auf die veränderten Öffnungszeiten an, und der Tellerwäschersagte kopfschüttelnd: »Elsa tut mir echt leid. Sie ist aufgeschmissen. Wir haben nur noch mittags auf. Ich weiß nicht, was sie vorhat.«
    Der Küchenchef betrachtete das verschlossene Restaurant und sah sein Spiegelbild im Fenster.
    »Hat sie niemanden eingestellt?«, fragte er. »Worauf wartete sie denn?«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Tellerwäscher. »Eigentlich hat sich niemand vorgestellt. Und sie ist nicht richtig bei der Sache.«
    Die beiden Männer sahen zu dem Schild hinauf.
    »Weißt du, ich wollte, dass wir heiraten«, sagte der Küchenchef. »Ich hab ihr mehrere Heiratsanträge gemacht. Ich wollte sie wirklich heiraten und hab’s immer wieder versucht.«
    Der Tellerwäscher schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen«, sagte er. »Da waren Sie hinter dem falschen Rock her. Sie ist kein Heiratstyp.«
    »Und wieso nicht?« Der Küchenchef fragte sich, was der Tellerwäscher darüber wusste.
    Der Tellerwäscher hob hilflos die Hände. Dann tippte er sich an den Kopf.
    »Sie ist hier oben gefangen. Mehr ist es nicht. Sie kommt nicht aus sich raus. Und sie lässt keinen rein.«
    Der Küchenchef dachte darüber nach, und während der Tellerwäscher redete, sah er immer deutlicher, wie gefühllos Elsa ihm gegenüber gewesen war. Die drei Jahre, die er mit ihr verbracht hatte, all die gemeinsamen Abende, die ihr offensichtlich unbehaglich waren, wurden jetzt erklärlicher: die Art, wie sie ihn sachte, aber mit sicherer Hand auf Distanz gehalten hatte. Der Küchenchef hatte zum ersten Mal die dunkle Ahnung, dass sie sich ihm nie richtig anvertrauthatte. Ihm wurde klar, dass er immer nur ein bequemes Spielzeug gewesen war. Sie hatte nicht einmal versucht, Vertrautheit vorzutäuschen.
    Er kam sich auf einmal dumm vor, war ihr aber nicht böse. Er dachte an seine Verlobte.
    »Tja, das ist alles sehr interessant«, sagte er schließlich mit neu gewonnener Klarsicht, »aber eigentlich bin ich deinetwegen hier. Dora und ich hätten gerne, dass du bei uns arbeitest. Wir brauchen jemanden mit Erfahrung, der dafür sorgt, dass hinten alles reibungslos abläuft. Außerdem können wir dir definitiv ein besseres Gehalt anbieten. Bist du interessiert?«
    Der Tellerwäscher druckste herum. Er sprach von Loyalität und den vielen Jahren, die er für Elsa gearbeitet hatte, doch sicherheitshalber erwähnte er, wie hoch sein kürzlich erhöhtes Gehalt war, und als der Küchenchef nickte und ohne Weiteres fünfzehn Prozent mehr anbot, verstummte der Tellerwäscher und starrte auf seine Fußspitzen.
    »Ich wär ja doof, wenn ich Nein sage!«, sagte er zum Pflaster. »Ich werd mich schrecklich fühlen, aber abzulehnen wär reine Doofheit.«
    »Überleg es dir einfach«, sagte der Küchenchef und streckte ihm die Hand hin. »Du musst dann keine Tischwäsche mehr waschen. Deine einzige Aufgabe wäre, dafür zu sorgen, dass in der Küche alles reibungslos läuft. Du bekommst die Oberaufsicht, und wir brauchen dich in zwei Wochen.«
    Die beide Männer gaben sich die Hand, und der Küchenchef machte sich auf den Rückweg. Jetzt, da er klarsah, ging er leichten Schrittes zu seinem Restaurant, während der Tellerwäscher in die andere Richtung ging, schweren Schrittes, als schleppte er einen Ofen durch Sand.

XIV
    E lsa saß in ihrem Büro und machte Überstunden. Sie überprüfte die Zahlen und suchte die mathematische Wunderformel, die ihr Geschäft retten würde. Doch trotz aller Bemühungen – und Aufrundungen – wollten die Zahlen sich nicht zu dem Betrag addieren lassen, den sie brauchte. Unterm Strich ergab sich immer ein enormes Defizit. Da half auch der verlängerte Mittagstisch nichts – sie war ruiniert.
    Sie saß da und kaute an ihrem Radiergummi. Als ob dies etwas am Ergebnis ändern würde, addierte sie die Zahlen in veränderter Reihenfolge. Vielleicht hatte sie irgendwo vergessen, eine Eins zu übertragen? Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch, also wollte sie die Glückszahl aus ihrem Versteck aufschrecken. Sie suchte angestrengt.
    Währenddessen hörte man aus der Küche Wasser fließen. Das war der Tellerwäscher, der sich seit ein paar Tagen darauf verlegt hatte, alles wie wild zu schrubben. Sie verstand nicht ganz, was mit ihm war, aber er hatte Stunden damit verbracht, die Kacheln, Wandleisten und Schnippelplätze sauber zu

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