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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Schaufensterfronten. Sie planten die Sitzplätze im Freien. Sie wählten die Farben und das Inventar aus, und um sicherzustellen, dass alle Arbeiten genau nach ihrer Vorstellung ausgeführt wurden, arbeiteten sie mit einem Bauherrn zusammen.
    Als wäre all dies nicht schon Arbeit genug, hatte der Küchenchef den ehrgeizigen Plan, Verkaufsstände zu mieten, die überall, wo der Festzug vorbeikam, aufgestellt werden sollten. Dort würde eine kleine Auswahl an Waffeln, Crêpes, Kuchen und Plätzchen verkauft werden. Außerdem würden Handzettel verteilt, die Reklame für das Restaurant machten und zu einem Gratiskaffee berechtigten.
    »Wir werden jede Menge verdienen«, sagte der Küchenchef. »Das Geld können wir für die neue Wohnung verwenden.«
    Bis zum Blumenkarneval waren es nicht einmal mehr vierWochen, und der Küchenchef stellte sicher, dass er alle nötigen Lizenzen bekam und genug Personal für die Verkaufsstände. Sein Auto und den Schrebergarten seiner Mutter hatte er wie angekündigt mittlerweile verkauft und alles Geld in dieses Nebenprojekt gesteckt. Er verbrachte ganze Nächte damit, seine Idee zu verwirklichen, mit der er Dora (und ihrem Vater) beweisen wollte, dass er fleißig war, ein engagierter Partner mit guten Ideen, der einen guten Ehemann abgeben und eine Bereicherung für die Familie sein würde, und dass er und Dora durch die Verkaufsstände ihr gemeinsames Leben noch sorgenfreier beginnen konnten.
    Er verfolgte seinen selbst geschaffenen Weg mit großem Elan und war glücklich darüber. Das einzige Steinchen im Schuh, das er dabei spürte, war der immer wiederkehrende Gedanke an Elsa. Sie hockte ihm im Hinterkopf wie eine im Eisschrank vergessene Knoblauchzehe, die zu keimen begonnen hatte. Als er aufs Rathaus ging, um Dokumente einzureichen, bildete er sich ein, sie säße im Vorraum und blickte ihn an. Als er mit Dora bei seinem Bauherrn war, um die Wandfarbe auszusuchen, meinte er, Elsas Stimme zu hören, die ihm sagte, welche Farbe er nehmen solle. Er konnte diese Gefühle nicht loswerden – Elsa belagerte seine Gedanken. Aber die Bitterkeit, die er in den letzten Wochen ihr gegenüber empfunden hatte, als sie ihn und Dora vor die Tür gesetzt hatte, schwand allmählich dahin.
    Natürlich hatte er nicht die Absicht, irgendetwas zu ändern. Er war glücklich mit Dora. Er war glücklich mit allem, so wie es war, wollte Elsa aber unbedingt wiedersehen. Nur, wie sollte er das bewerkstelligen? Dora hingegen war froh, dass die ganze Sache erledigt war. Wenn sie von ihrer Arbeit in der Tulpe sprach, klang sie, als sei es die schlimmste Erfahrung ihres Lebens gewesen. Sie fand,sie sei schäbig behandelt worden, und sagte oft, sie verstehe nicht, wie er es so lange mit ihr ausgehalten habe. Der Küchenchef fand Doras Reaktion merkwürdig, weil diese Jahre für ihn eigentlich bereichernd gewesen waren. Natürlich hätte es keinen Zweck, darauf zu bestehen.
    »Ich glaube, wir sollten Elsas Tellerwäscher einstellen«, sagte er stattdessen, da er keine andere Ausrede fand, um bei Elsa vorbeizuschauen, zumindest keine, die einer jungen Verlobten eingeleuchtet hätte. Er sagte ihr das, als sie in ihrer neuen Küche umhergingen und den Bereich betraten, wo das Geschirr gewaschen werden sollte. Das Lokal hatte eine riesengroße Küche, die gleichzeitig Bäckerei war. Wie alles andere in den Drei Rosen war sie doppelt so groß wie die in Elsas Restaurant, und alles war aus Edelstahl. Nichts war nur Notbehelf, alles war makellos, und Doras Vater hatte es für teures Geld aus Deutschland importieren lassen.
    Dora sah nach, ob der Fliesenboden Sprünge hatte. Bei dem Gedanken an den Tellerwäscher verzog sie das Gesicht.
    »Er riecht«, fing sie an. »Aber er arbeitet sehr gut, das stimmt. Wenn wir ihm ein bisschen mehr anbieten, als er jetzt bei Elsa kriegt, dann kommt er sicher.«
    Der Küchenchef ging zu dem neuen Ofen und machte ihn auf. Sechs saubere Backroste mit Heizfäden, alles noch in Plastik verpackt, das er entfernte.
    »Morgen Abend geh ich schnell rüber – wenn sie dort Feierabend haben«, sagte er. »Ich fang ihn dort ab. Möchtest du mitkommen?«
    »Iiih – nein danke!«, rief Dora.
    »In Ordnung«, sagte der Küchenchef erleichtert und nickte. »Ich kümmer mich drum.«
    Am nächsten Abend spazierte er von den Drei Rosen zur Tulpe . Es war ein kurzer Spaziergang, der nur ein paar Minuten dauerte. Beide Lokale waren praktisch im selben Viertel. Wenn Elsa das erfuhr, würde sie verletzt

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