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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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anzubieten!«
    »Ja, Elsa. Eine Stelle und ein höheres Gehalt!«, sagte er. »Sie wollen, dass ich sofort bei ihnen anfange. Nächsten Montag.«
    Elsa schüttelte wütend den Kopf. Sie fühlte sich verraten. Verraten von so vielen. War sie eine so schreckliche Chefin gewesen? Sie hatte schon so viel verloren, dass sie nicht auch noch den Tellerwäscher verlieren konnte.
    »Ich habe eben erst Ihr Gehalt erhöht«, sagte sie. »Als die beiden weggegangen sind.«
    »Sie haben mir mehr geboten«, sagte er. »Elsa, meine Liebe, Sie zu verlassen, fällt mir schwer. Aber wenn ich die Stelle nehme, müsste ich keine Tischwäsche mehr reinigen, auch wenn die separat honoriert wurde. Meinen Sie, Sie können da mithalten?«
    Sie wusste, dass sie das nicht konnte. Sie brauchte die Zahl gar nicht zu erfahren. Die Hände hochwerfend, gab sie sich geschlagen. Sollten sie doch ruhig alle gewinnen, dachte sie. Warum auch nicht?
    »Gut«, sagte sie. »Wenn das Ihre große Chance ist, sollten Sie die Stelle nehmen. Ja, tun Sie das! Aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Sie mir so was antun können. Ich dachte, ich kann mich auf Sie verlassen.«
    Sie drehte sich um und marschierte in ihr Büro zurück.
    Der Tellerwäscher blickte sich um.
    »Ich hab alles schön sauber gemacht!«, rief er. »Und wissen Sie was, ich hab einen Neffen, der Arbeit sucht. Er wäre sicher mit meinem alten Gehalt zufrieden. Vielleicht sogar mit noch weniger. Wir hätten also alle drei etwas davon.«
    Elsa merkte, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Sie fasste sich, drehte sich um und streckte den Kopf aus der Bürotür. »Ja«, sagte sie. »Gut. Schicken Sie ihn her. Ich muss jetzt vermutlich nehmen, wen ich kriege.«
    Der Tellerwäscher ging auf sie zu, und es sah aus, als wolle er sie umarmen. Um ihn daran zu hindern, machte Elsa einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er drehte sich um und ging wortlos zur Tür. Sie hörte, wie sich die Restauranttür hinter ihm schloss. Sie wartete, bis er fort war, dann stöhnte sie laut auf und trat gegen ihren Schreibtisch.

    Als sie endlich die Kraft hatte, sich von ihrem Stuhl zu erheben, war es dunkel draußen. Der Tellerwäscher hatte das letzte bisschen Energie und Hoffnung weggewischt, das ihr geblieben war. Sie schloss das Restaurant ab und wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als sie plötzlich das unbehagliche Gefühl hatte, dass jemand sie beobachtete. Sie wandte sich um. Ihr fielen zwei seltsame Männer auf. Der eine war klein und rund, der andere groß und still wie ein Maibaum. Sie standen in einiger Entfernung an der Ecke auf dem Gehsteig gegenüber, doch Elsa war sicher, dass sie von ihnen beobachtet wurde. Unschlüssig, welche Richtung sie einschlagen sollte, rührte sie sich nicht vom Fleck. Die Art, wie sie zu ihr herübersahen, behagte ihr nicht. Sie fragte sich, was sie wollten.
    Der rundliche Mann zog jemanden hinter dem Maibaum hervor, und als Elsa sah, wer es war, wurde sie kreidebleich, und ihr standen die Haare zu Berge: Es war einer von den Jungen – der Älteste –, und sie erkannte ihn sofort.
    Der Junge wollte offenbar nichts mit der Sache zu tun haben. Elsa sah, wie der Rundliche ihn am Arm zerrte. Der Junge wand sich und versuchte, sich loszumachen, doch dann gab ihm der Maibaum einen Klaps auf den Hinterkopf, und er stand still. Wie im Traum sah Elsa zu. Es war eine heiße Sommernacht, und die Hitze hatte am Ende alles verlangsamt. Die Ampeln und Straßenlaternen reflektierten den Dunst, der von der Straße aufstieg, sodass die Männer wie flackernde Kerzen wirkten.
    Elsa wusste, dass sie eigentlich keine Angst zu haben brauchte.
    Es waren genügend Fußgänger unterwegs, und auf der Straße herrschte starker Verkehr. Doch sie fühlte sich unbehaglich und war sich unschlüssig, was sie als Nächstestun sollte. Sie wollte keinesfalls, dass die Männer herausfanden, wo sie wohnte.
    Der Junge beruhigte sich und fing an zu reden. Elsa sah, dass er etwas erklärte. Die Männer hörten ihm zu und nickten. Dann sagte der Maibaum etwas, und der Junge nickte und deutete auf sie. Elsa wäre am liebsten im Boden versunken.
    Der Junge redete jetzt sehr viel schneller. Elsa sah, wie sich sein Mund verzog. Zu gerne hätte sie gehört, was sie sagten, was der Junge erklärte. Zu gerne hätte sie sie unterbrochen und ihnen eine vernünftige Erklärung gegeben, aber das war ausgeschlossen, weil sie so weit weg waren. Doch unglücklicherweise zeigte der Junge

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