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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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die Laken von sich. Wenn der Küchenchef neben ihr schlief, trat sie ihm heftig gegen das Schienbein, als würde sie im Traum fortrennen, so schnell sie konnte. Nach solchen Tritten wachte der junge Mann manchmal auf und fluchte.
    »Was ist los?«, fragte er. Er setzte sich auf, sah umher, bis sein Blick auf Elsas Hüften und ihren Hintern fiel. Er lächelte sie an und streichelte ihre nackten Schultern. Auch wenn Elsa wusste, dass er zu ihren Schwierigkeiten beitrug, weil er ihr Angestellter war und viel zu jung für sie, brauchte sie eine enge Beziehung und konnte nicht anders, als ihn an allem teilhaben zu lassen, was ihr in den Sinn kam. Sie zog seinen Arm um ihre Schulter, umfasste seine Hand, legte sie auf ihre Brust und schüttete ihm ihr Herz aus, und zwar mit einer Inbrunst, die beide erstaunte, mit einer Ernsthaftigkeit, die er aufgrund seiner Jugend oder vielleicht auch nur, weil er ein Mann war, irritierend und völlig rätselhaft fand. Elsa störte das nicht. Ihr Verhalten ließ sich nicht ändern und war ihr selbst ein Rätsel. »Was soll ich machen?«, fragte sie den Küchenchef eines Abends, als sie besonders deprimiert war. Was sie sich dabei gedacht hatte, als sie sich ihm so offenbarte, wusste sie nicht. Ihr war klar, dass ihr Techtelmechtel Teil des Problems war.
    »Du hast doch alles!«, sagte er und deutete auf die Kunst an den Wänden, den Fernseher, die polierten Böden, die Möbel, die Kommoden voller Kleider und Schmuck. »Du bist reich! Das musst du genießen lernen.«
    »Ich bin nicht reich«, sagte sie. Sie winkte ab und blickte um sich. Dies alles kam ihr wertlos vor.
    »Du hast eine schöne Wohnung, ein eigenes Restaurantund machst fast jeden Sommer auf Korfu Urlaub. Bedaure, aber leid tust du mir wirklich nicht.«
    »Ich hab das alles noch nicht abbezahlt«, sagte sie. »Ich muss arbeiten.«
    Der Küchenchef schüttelte den Kopf, umarmte sie und küsste sie auf die Stirn. »Dann bist du nur eine jammernde, traurige Kapitalistin«, sagte er. »Und du wirst nie genug bekommen. Ich wohne mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen, und ich muss arbeiten ... aber als arm würd ich mich deswegen nicht bezeichnen.«
    Sie seufzte.
    Er seufzte.
    Der Küchenchef hätte zu ihr sagen können, dass sie ein durchgedrehtes Kind war, genau wie der Rest ihrer Landsleute. Alles sollte genau so sein, wie sie es wollte, aber was sie überhaupt wollte, wusste sie nicht. Doch ihr das zu sagen, wagte er nicht. Sie war schließlich seine Chefin, und er musste – wie gesagt – arbeiten. Doch sah er, wie sie in Läden und Restaurants, in der Straßenbahn und am Bahnhof mit Ratschlägen und Forint wie mit Konfetti um sich warf. Elsa hatte zu fast allem eine Meinung, das wusste der Küchenchef aus Erfahrung. Zwar fuhr sie nicht Auto, wusch ihre Wäsche nicht selber und putzte auch nicht selbst, aber der Küchenchef hatte erlebt, dass sie anderen erklärte, wie man einen Reifen wechselt, einen Fleck aus einer Hose entfernt, den Gehsteig fegt und, was am wichtigsten war, wie man am besten ein Rebhuhn zubereitet. Wenn er Vorschläge machte, wie man in der Küche effizienter arbeiten könnte, brachte Elsa ihn meist zum Schweigen, indem sie nachsichtig lächelte und ihn in die Wange kniff.
    »Weißt du, ich war auch auf der Kochschule«, murmelte er dann.
    Sie ist wirklich schwierig, dachte er. Der Küchenchef fand, sie brauche etwas, das sie daran hinderte, ständig um sich selbst zu kreisen. Er dachte an eine Familie.
    Trotz all dieser Beobachtungen mochte der Küchenchef Elsa sehr. Seine Beobachtungen machte er im Stillen. Um ihr zu helfen, fiel ihm nichts anderes ein, als sie anzulächeln und ihr, falls sie das Gesicht nicht wegdrehte, den langen dunklen Pony aus den Augen zu streichen, sie am Hinterkopf zu fassen und sie auf den schlanken Hals zu küssen.
    Elsa erzählte ihm von ihrer Einsamkeit und Mutlosigkeit. Dass sie ihre Arbeit nichtssagend fand und sich verzweifelt danach sehnte, an etwas Größerem teilzuhaben als in den letzten achtundvierzig Jahren ihres bisherigen Lebens. Sie erzählte ihm, dass sie nicht wisse, woher das komme. Sie erzählte ihm von dem Foto ihres Exmannes, das sie entdeckt hatte. Sie befinde sich in einer Krise und könne sich ihre Gefühle nicht erklären. Sie wisse, dass sie erfolgreich sei, eine schöne Wohnung habe und schöne Sachen, doch all das habe mit ihrem Leben nichts zu tun und komme ihr geradezu unwirklich vor, ohne jede Verbindung zu ihr. Ihr Leben sei nie groß

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