Elton John - Bego, M: Elton John
Elton auf der Bühne stand, riss er die Menge mit einer unglaublichen Show mit. Er zog an diesem Nachmittag alle Register und spielte ein Konzert voller Leidenschaft, Witz, Begeisterung und ebenso großem Spaß.
Einer der Höhepunkte der Show war der John Lennon-Song „Imagine“, den Elton mit den Worten ankündigte: „Wir werden jetzt einen Song spielen, der von einem Freund von mir geschrieben wurde, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe und der hier gleich gegenüber wohnt.“ Damit meinte er Lennons Apartment im traditionsreichen Dakota Building an der Central Park West Avenue.
Um ganz sicher zu gehen, dass keiner der 400.000 Zuschauer das Konzert vergessen würde, hatte Elton für das Finale der Show einen ganz speziellen Kostümwechsel vorbereitet. Mitten im Applaus für „Someone Saved My Life Tonight“ ging er von der Bühne, um sich mit Hilfe seines persönlichen Assistenten Bob Halley in aller Eile in das abstruseste Outfit seiner gesamten bisherigen Musikerkarriere zu zwängen.
Der Elton John, der auf die Bühne zurückkehrte, sah aus wie Donald Duck – mit großem gelbem Schnabel und einem riesigen, spitz zulaufenden Entenschwanz. Was dann folgte, als er seine erste Zugabe – „Your Song“ – anstimmte, war nicht nur „ein bisschen überkandidelt“, sondern vollkommen grotesk. Seinen letzten Song, das aufpeitschende „Bite Your Lip (Get Up And Dance)“, spielte er im Stehen, und dazu wackelte er im Takt der Musik mit seinem Entenarsch. Die Idee zu dem von Bob Mackie maßgeschneiderten Outfit, zu dem auch übergroße gelbe Flossen als Entenfüße gehörten, stammte von Elton.
Trotz des verrückten Donald Duck-Outfits war Robert Palmer in der New York Times völlig hingerissen von Eltons Auftritt an diesem warmen spätsommerlichen Nachmittag in Manhattan. „Mr. Johns Auftritt am Samstag Nachmittag im Central Park, seiner ersten Show mit einer Band seit mehreren Jahren, bewies vom allerersten Ton an seine Stärken“, schrieb Palmer. „Der Sound war frisch und dynamisch, und selbst Mr. Johns greller Aufzug verwies zurück auf die Shows, die er gab, als er in seinem kommerziellen Zenith stand.“ (48)
Auch Roy Trakin stimmte in der Fachzeitschrift Musician ein Hohelied auf Eltons Central Park-Konzert an: „Ein Hit jagte den anderen, als wäre E. J. eine auf drei Stunden programmierte Musikbox. ,Your Song‘ ging mit kollektivem Seufzen einher, bei ,Bennie & The Jets‘ fingen die Leute an, Shimmy zu tanzen, ,Goodbye Yellow Brick Road‘ rief nostalgische Erinnerungen wach und bei ,Rocket Man‘ herrschte respektvolles Schweigen. Für diesen Samstag galt in der Tat: ,The Bitch Is Back’!“ (49)
Nach dem Konzert im Central Park setzte Elton seine US-Tour 1980 fort und reiste bis in den November hinein kreuz und quer durch das Land. Die Tour endete mit vier Konzerten im Forum in Los Angeles und einer Reihe von Auftritten auf Hawaii. Die Zugaben bei den Konzerten in Los Angeles gab er in einem Minni Maus nachempfundenen Drag-Kostüm, von dem er selbst später zugab, es sei vermutlich das absurdeste Outfit seiner gesamten Karriere gewesen – was etwas heißt, wenn man bedenkt, was er alles schon getragen hatte.
„Als ich Sting das erste Mal traf, steckte ich in meinem Minni Maus-Kostüm“, erzählte Elton später. „Ich habe ein Bild von uns beiden im Forum in L. A., und er schaut mich an, als wollte er fragen: ,Was zum Teufel soll das jetzt?‘“ (50)
Und was hielt Bernie Taupin davon, dass Elton John, verkleidet als ein aus einem Comic entsprungenes überdimensionales weibliches Nagetier, in knallrotem Kleid und einer Schleife im Haar, die von ihm verfassten Songtexte von der Bühne schmetterte? Nicht viel, oder, um Elton zu zitieren: „Bernie fand es zum Kotzen.“ (51)
Zu der Zeit drohte Elton von der Traurigkeit und Verzweiflung, die er in sich spürte, überwältigt zu werden. Er befand sich, wie es schien, auf der fortwährenden Suche nach einem Freund und Partner, der ihm ein emotionaler Anker sein konnte. Mehrere Männer kamen – und gingen – in dieser Phase von Eltons Leben, Männer, die ihm oft als Muse für sein musikalisches Schaffen dienten. Da gab es zum Beispiel einen Lover namens Charles, dem Elton den Drag-Spitznamen „Chloe“ verpasste und den er im Song „Chloe“ auf dem Fox- Album thematisierte. Das Lied „Blue Eyes“ auf Jump Up! war einem anderen Geliebten namens Vance gewidmet. Dann kam der von Elton „Crystal“ getaufte Gary Clarke, und
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