Elton John - Bego, M: Elton John
Bandmitgliedern für die bescheidene Unterkunft sogar noch Miete. Zu seiner Geschäftsstrategie gehörte es, Bands zu engagieren, die eine bestimmte Erfolgsgruppe imitierten, und lediglich das Wörtchen „Original“ dem Bandnamen hinzuzufügen, um Schwierigkeiten mit dem Copyright zu vermeiden. Er holte beispielsweise eine Band, die wie die Drifters klang, und nannte sie „Original Drifters“, um zu vertuschen, dass die Sänger nicht das Geringste mit dem eigentlichen Hit-Ensemble zu tun hatten. „Tempests Doppelgänger waren faszinierend“, berichtet Elton, „und wie es uns je gelang, die Tourneepläne einzuhalten, weiß ich nicht mehr. Tempest kam später wegen dieser Geschichte mit den nachgemachten Bands aus den USA sogar in die Zeitung … ich erinnere mich an ‚James Brown Jr.‘ und ‚The Original Supremes‘, und wir spielten ein paar Mal als Backing-Band für ‚The Original Drifters‘. Richtig leid taten mir die Ink Spots, weil das Publikum erwartete, dass sie so ähnlich wie die Drifters sein würden. Als wir im Ritz und im Plaza in Birmingham auftraten, hatten sie drei Leute engagiert, die vorn an der Bühne standen und klatschten, um die Zuschauer zumindest ein bisschen in Fahrt zu bringen. Der Laden war voll, als sie auf die Bühne gingen, und leer, als sie ihren Auftritt beendeten. Das war wirklich schade, denn sie waren total nett. Sie fingen meist mit ‚Back In Your Own Yard‘ an, den Abschluss bildete ‚When The Saints Go Marchin’ In‘, und sie spielten auch Sachen wie ‚Whispering Grass‘. Aber selbst damals waren die Zuschauer im Twisted Wheel so hip, dass sie eine echte 78er-Schallplatte der Ink Spots ins Konzert mitbrachten, die sie irgendwo auf dem Dachboden aufgestöbert hatten, und sie auf den Schultern trugen. Das Wheel und das Mojo waren die angesagtesten Läden überhaupt.“ (21)
Die aufregendste Band, mit der Reggie und seine Mitmusiker damals spielten, war zweifellos Patti LaBelle & The Bluebelles. Die vier jungen Frauen – außer Patti selbst waren noch Sarah Dash, Nona Hendryx und Cindy Birdsong dabei – stammten aus dem Süden von New Jersey und aus Philadelphia und sangen seit 1962 zusammen. Ihr erster Hit hieß „I Sold My Heart To The Junkman“, später folgten eher am Mainstream-Geschmack ausgerichtete Standards wie „Danny Boy“, „You’ll Never Walk Alone“ und „Over The Rainbow“, das aus jenem Film stammte, der später Eltons Album Goodbye Yellow Brick Road stark beeinflussen sollte: Der Zauberer von Oz.
Als Patti, Nona, Sara und Cindy 1966 durch England tourten, hatten sie eine Phase des Stillstands in ihrer Karriere erreicht. Selbst in den USA konnten sie nicht die Charthits verzeichnen, wie sie beispielsweise die Supremes oder Martha Reeves & The Vandellas vorlegten. Dennoch stand den Bluebelles der ganz große Erfolg noch bevor.
1967 stieg Cindy aus, um Florence Ballard bei den Supremes zu ersetzen. Patti, Nona und Sarah blieben zusammen und benannten sich 1970 in LaBelle um. Eine Weile arbeiteten sie mit demselben Manager zusammen, der auch The Who betreute, Kit Lambert. Doch erst, als sie die Zügel ihrer Karriere in die Hände einer engagierten Managerin namens Vicki Wickham legten, ging es für sie wirklich voran. Anfang der Siebziger hatten sie mit „Lady Marmalade“ einen Riesenhit, und 1975, auf der Höhe ihres Ruhms, kamen sie wieder mit Reginald Dwight zusammen – der inzwischen längst Elton John hieß.
Sarah Dash, Nona Hendryx, Cindy Birdsong und Patti LaBelle lernten Reg Dwight 1966 kennen, als sie ihre ausgedehnte Tour durch die Clubs und Diskotheken Großbritanniens begannen. „Unsere Band trafen wir in London“, berichtete Sarah. „Man hatte den Jungs die Musik schon vorab zugeschickt, aber aus irgendeinem Grund brachten wir damals Balladen und alles Mögliche, und bei ein paar Sachen waren sie sich nicht ganz sicher, wie sie die hinkriegen sollten. Wir sangen softe Songs wie ‚You’ll Never Walk Alone‘ oder ‚Groovy Kind Of Love‘, das damals ein großer Hit war.“ (22)
Auch an den 19-jährigen Reggie Dwight erinnerte sich Sarah: „Er war ein kleiner, rundlicher Kerl mit Brille. Er war einfach süß, immer guter Laune und ein ganz angenehmer Typ, der ja auch einige Jahre jünger war als wir. Er war noch ein Teenager, immer gut drauf und ein bisschen kindlich. Außerdem fand er es total aufregend, mit einer Band aus Amerika zusammenzuarbeiten. Damals hatte ich keine Ahnung, dass er ein so vielseitiger
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