Elton John - Bego, M: Elton John
eingespielt wurden, als er mit einer Kiste Remy Martin und jeder Menge gutem Champagner auftauchte! Daher musste ich ‚Don’t Try To Lay No Boogie Woogie On The King Of Rock’n’Roll‘ leider aufnehmen, als ich rücklings auf dem Boden lag. Elton hingegen fing am liebsten früh um acht mit der Arbeit an. Ich hatte ein zweiwöchiges Engagement in Manchester und spielte meist bis morgens um zwei, dann schlief ich ein paar Stunden, setzte mich in den nächsten Flieger nach London, erschien zu den Sessions mit Elton und flog nachmittags wieder zurück. Anschließend war ich ganz schön erledigt.“ (28)
Es war ein interessantes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Rod und Elton waren. „Unser Freund Elton legte am liebsten schon ganz früh morgens los, ungefähr zu der Zeit, zu der Rod gerade erst nach Hause ging“, sagte Baldry. „Zwei gegensätzlichere Herangehensweisen an die Studioarbeit gibt es überhaupt nicht. Aber was soll’s. Jeder Wahnsinn hat seine eigene Methode, und rückblickend würde ich sagen, wir hatten Glück, dass wir uns nicht alle verrückt gemacht haben. Ich hatte jedenfalls damals so meine kleinen Augenblicke!“ (29)
Anfang 1971 drängten Elton und Sheila John Reid immer mehr, seinen Job bei Motown an den Nagel zu hängen und sich vollständig dem Management seines Freundes zu verschreiben. Reid erklärte sich schließlich dazu bereit. Zunächst musste er beim EMI-Ableger Tamla Motown kündigen. „Nach zwei phantastischen Jahren bei EMI hörte ich 1971 dort auf und übernahm das Management von Elton John für Dick James“, erinnerte sich Reid. „Der Abschied fiel mir nicht leicht. Ich hatte mich mit dem Vorsitzenden der EMI, Sir Joseph Lockwood, angefreundet, und hatte auch gute Kontakte zum gesamten höheren Management. Den Leuten dort sagen zu müssen, dass ich ausstieg, war sehr schwer für mich. Die meiste Angst hatte ich wohl davor, es Barney Ales beizubringen! Zuerst versuchte man, es mir auszureden. Dann redete Eltons Mutter es mir wieder ein.“ (30)
Die Elton-Maschinerie lief inzwischen auf vollen Touren, aber in die verschiedensten Richtungen, und John Reids erste Aufgabe wurde es, die anstehenden Projekte zu sortieren und dafür zu sorgen, dass die dringlichsten Verpflichtungen erledigt wurden, damit wieder Platz für Neues war. „Als ich einstieg“, berichtete Reid, „waren Tumbleweed Connection und Friends bereits aufgenommen worden. Nachdem Tumbleweed so einschlug, wurde Friends sofort hinterhergeschickt, und es war ein wahnsinniges Hickhack. All das musste neben den Tourneen in ein einziges Jahr hineingequetscht werden, und wir wollten uns ja auch noch neuen Dingen zuwenden. Auf gewisse Weise versuche ich bis heute noch, den Rückstau abzuarbeiten, der damals entstand. Es war wie eine Reihe Dominos, die alle zur selben Zeit umfielen.“ (31)
John Reid, damals 21 Jahre alt, war ein gewiefter Schotte mit einem hitzigen Temperament. Und er war in Elton verliebt und bereit, ihn auf jede erdenkliche Weise zu verteidigen. Es war offensichtlich, dass Elton demnächst viel Geld verdienen würde, und jemand musste das Geschäftliche für ihn regeln. Reid wusste, dass er dieser Aufgabe gewachsen war, und er errichtete zügig eine Barriere zwischen Elton und all jenen, die ihm geschäftlich, in der Presse oder aber privat hätten schaden können. Es wurden neue Verträge geschlossen, und zu Beginn zogen Reid und Dick James durchaus noch an einem Strang.
Chris Chatsworth schrieb damals als Journalist für die wöchentlich erscheinende britische Musikzeitung Melody Maker und interviewte Elton einige Male. Er kannte auch den neuen Manager des Sängers und merkte schnell, dass Reid ein höchst explosives Temperament besaß. „Er war mir gegenüber niemals unfreundlich, aber er machte den Eindruck, als ob er niemandem traute. Jedenfalls betrachtete er alle möglichen Leute erst einmal mit Misstrauen, als ob sie versuchen würden, sich an Elton heranzumachen“, berichtete er. „Ich weiß nicht, ob das auch einfach nur Eifersucht war, oder ob er sich Sorgen machte, dass Elton sich einen anderen Manager suchen würde – obwohl das damals ziemlich unwahrscheinlich war, da Elton sehr abhängig von ihm zu sein schien. John Reid war außerdem ziemlich leicht reizbar und launisch. Er konnte wegen der kleinsten Kleinigkeit ausflippen. Dann wurde er aggressiv wie ein kleiner Terrier.“ (32)
Mike Inkpen, Eltons Kumpel aus Bluesology-Zeiten, besuchte Elton und John Reid in ihrer
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