Elton John - Bego, M: Elton John

schaffte es auch diese Platte nicht bis in die Charts.
    Elton und Bernie führten zu dieser Zeit ein sehr unterschiedliches Leben. Während Elton und John Reid sich betranken und bis zum Abwinken mit Rod Stewart und Keith Moon im Hercules feierten, lebte Bernie mit Maxine, die zu ihm nach England gezogen war und die er 1971 geheiratet hatte, eher ruhig und zurückgezogen. Sie bewohnten ein Cottage auf dem Land, das sie „Piglet-in-the-Wilds“, Schweinchen in der Wildnis, nannten. Dort bewahrte Bernie seine geliebten Bücher und die Wildwest-Souvenirs auf und frönte einem sehr beschaulichen Dasein.
    Taupin gab offen zu, eher ein Landei zu sein und sich in der Stadt gar nicht so wohl zu fühlen. „In L.A. halte ich es nicht sehr lange aus. Ich könnte nicht einmal in London leben. Ich habe ein kleines Häuschen auf dem Land, und größere Wünsche habe ich gar nicht.“ (13)
    Im Mai 1972 erschien Honky Château in Europa und den USA. In Amerika wurde es Elton Johns erstes Nummer-1-Album, das fünf Wochen lang die Spitzenposition verteidigte. Zwei Songs daraus schafften es in die US Top-Ten: „Rocket Man“ (USA – Platz 6, GB – Platz 2, D – Platz 18) und „Honky Cat“ (USA – Platz 8, GB – Platz 31, D – Platz 41) (14) . In Großbritannien kam das Album bis auf Platz 2, in Deutschland bis auf Platz 43. (15) Damit war Elton so angesagt wie nie zuvor. Alles, was er anfasste, verwandelte sich in Gold.
    Die Kritiker lobten Honky Château in den höchsten Tönen. In den USA war es das erste von sieben aufeinanderfolgenden Alben, die alle bis an die Spitze der LP-Charts schossen. In Creem schrieb beispielsweise Charles Shaar Murray: „Ein neues Elton John-Album ist da, und nun werden wohl viele Leute kleine Brötchen backen müssen, nachdem sie es gehört haben, denn hier zeigt sich, dass Elton sich immer noch weiterentwickelt, immer noch spielt, immer noch kreativ und vor allem viel besser ist als James Taylor und Leon Russell zusammen. Honky Château wird ein Erfolgsalbum werden – daran besteht kein Zweifel.“ (16)
    Über den enormen, internationalen Erfolg, den Elton inzwischen verzeichnete, war niemand so sehr überrascht wie Long John Baldry. Gut gelaunt erklärte Baldry damals: „Dass aus Rod einmal etwas ganz Großes werden würde, war mir immer schon klar. Aber wie hätte man ahnen können, dass dieser Junge, der immer ein bisschen mit seinem Übergewicht kämpfte … ich meine, unser Reg ist ein bisschen stark um die Hüften … wer hätte also gedacht, dass dieser seltsame Kerl mit den dicken Brillengläsern und dem breiten Hintern zu einer der größten Pop-Sensationen aller Zeiten werden würde?“ (17)
    Im Juni 1972 kehrte Elton mit seiner Band nach Frankreich zurück, um das nächste Album aufzunehmen, allerdings unter leicht erschwerten Bedingungen. Elton: „Mir ging es sehr schlecht, ich hatte Drüsenfieber. Bevor wir mit der Arbeit an der Platte begannen, hatte ich schon gesagt, dass ich eigentlich noch gar nichts machen wollte, weil Honky Château erst einen Monat zuvor erschienen war, und es war ein komisches Gefühl, so schnell das nächste Werk nachzuschieben. Auch aus gesundheitlichen Gründen hätte ich das Ganze am liebsten abgesagt. Gus meinte, es sei okay, wir könnten auch erst im September loslegen. Für Juli hatte ich einen vierwöchigen Urlaub in L.A. geplant, und ich dachte, es sei eine gute Idee, vor meiner Abreise noch probeweise einen Titel einzuspielen, damit später der Einstieg in die Arbeiten am neuen Album leichter fallen würde. Wir nahmen die Instrumentalbegleitung für ‚Daniel‘ auf, und alles lief super, also machten wir weiter. Aber ich war während der Sessions ziemlich fertig und total angespannt, und ich brüllte dauernd alle an.“ (18)
    Grundsätzlich nahm Elton die Rocker-Attitüde von Honky Château wieder auf und führte sie noch einen entscheidenden Schritt weiter. Die fertigen Songs von Don’t Shoot Me, I’m Only The Piano Player waren stark vom klassischen Rock’n’Roll der Fünfziger- und Sechzigerjahre geprägt. „Teacher I Need You“, „Crocodile Rock“, „Have Mercy On The Criminal“ und I’m Gonna Be A Teenage Idol“ griffen Themen auf, die bereits in früheren Hits bearbeitet worden waren. Bei diesen vier Songs handelte es sich im Grunde um Eltons und Bernies Versio­nen von „To Sir With Love“ (Lulu), „The Twist“ (Chubby Checker), „Jailhouse Rock“ (Elvis Presley) und „Act Naturally“ (The Beatles). Darin lag nicht