Elton John - Bego, M: Elton John
kaum.
Davon abgesehen war Dick James fürchterlich wütend auf Elton, seitdem der angekündigt hatte, mit Rocket Records ein eigenes Label zu gründen. Wenig später trennte sich auch John Reid von DJM. Dick wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Da hatte er Elton dabei geholfen, zu einem der erfolgreichsten Rock- und Popmusiker des Jahrzehnts zu werden, und nun wollte dieser Musiker sein eigenes Label gründen. Dick erkannte, dass es zwischen ihm und seinem Starklienten Streit geben würde. War dies einer dieser Fälle, in denen die Verrückten die Irrenanstalt übernahmen? Nun, es sah ganz so aus.
Die eklektische und enorm vielschichtige LP Goodbye Yellow Brick Road wurde, wie schon die beiden Vorgängeralben, im Château d’Herouville eingespielt. Ursprünglich war es allerdings anders geplant gewesen. Bernie hatte schon im Dezember 1972 die Texte für die Songs der neuen Platte fertig gehabt. Elton hatte daraufhin die Aufnahmen für den Januar des folgenden Jahres angesetzt, aber verblüfft feststellen müssen, dass die Studios im Château in dieser Zeit nicht zur Verfügung standen. Da die Rolling Stones gerade ihr Album Goat’s Head Soup in Jamaika eingespielt hatten, dachte sich Elton: Wieso probieren wir es nicht auch einmal mit der Karibik?
Das Jamaika-Abenteuer wurde allerdings eine komplette Katastrophe, die schon mit der Ankunft auf der haschischumnebelten Karibikinsel begann. Es wimmelte nur so vor Touristen, die sich den Boxwettkampf zwischen Joe Frazier und George Forman hatten ansehen wollen, der am Abend zuvor stattgefunden hatte. Als Elton und seine Musiker Kingston erreichten, mussten sie feststellen, dass die Band auf der anderen Seite der Insel, in Ocho Rios, untergebracht worden war, während Elton nur ein paar Kilometer entfernt im Pink Flamingo in Kingston residieren sollte.
„Zunächst einmal“, erinnerte sich Elton, „konnten wir nicht das geplante Hotel beziehen und checkten also, erledigt und kaputt, wie wir waren, in ein anderes ein und gingen ins Bett. Um zehn Uhr wurden wir dann allerdings von einem Lärm aus dem Schlaf gerissen, als ob die Dritte Welt den Aufstand probte, und als wir nachschauten, stellten wir fest, dass der Jazz-Gitarrist Les McCann draußen spielte, ganz ohne Publikum. Also gingen wir raus und hörten ihm zu. Am nächsten Tag zogen wir ins Terra Nova, wo auch die Stones abgestiegen waren, und die Band machte sich erst einmal für die nächsten Tage einen faulen Lenz.“ (1)
Zwar waren alle Beteiligten beim Aufbruch zu den Aufnahmen in der tropischen Umgebung allgemein in bester Laune gewesen, aber schon der erste Blick auf Byron Lees Dynamic Studios sorgte für enttäuschte Gesichter. Zunächst einmal lag das Studio in einem sehr heruntergekommenen Stadtteil, war mit Stacheldraht umzäunt und wurde von Wachmännern mit Maschinenpistolen gesichert – das allein war schon kein gutes Zeichen. „Und als ob das nicht gereicht hätte“, berichtete Elton, „wurde im Dynamic Sound auch noch gestreikt, sodass wir jedes Mal, wenn wir dort hinfuhren, eine Reihe von Streikposten passieren mussten.“ (2)
Gus Dudgeon hatte darum gebeten, dass man das Studio für sie vorbereitete, und schon im Vorfeld hatte er eine Liste mit allen erforderlichen Musikinstrumenten und Aufnahmegeräten geschickt. Nichts davon war dort, als sie ankamen. Vor allem fehlte der Flügel, auf dem Elton hatte spielen wollen.
Es schien überhaupt nichts nach Plan zu verlaufen, und daher zog sich Elton frustriert in seine Hotelsuite zurück. „Ich hatte Angst, das Zimmer zu verlassen, weil es in Kingston doch ganz schön rau zuging, und die meisten Songs schrieb ich in zwei oder drei Tagen in meinem Hotelzimmer auf einem elektrischen Klavier.“ (3)
Der warme Tropenwind und die Sonne gefielen ihm allerdings durchaus. „Es war toll, das Wetter war wunderbar, und die Atmosphäre war wirklich phantastisch“, erinnerte er sich. „Das Problem war nur, es war zwar jeder im Studio unglaublich hilfsbereit, aber die jamaikanische Lebensphilosophie besagt eben auch, dass alles bis zum nächsten Tag warten kann.“ (4)
Mit den Sessions ging es überhaupt nicht voran, der Sound im Studio war schrecklich, und es dauerte nicht lange, bis Elton in eine seiner berüchtigten Schlechte-Laune-Phasen geriet. Als sie die Nachricht erreichte, dass Don’t Shoot Me, I’m Only The Piano Player in England und den USA auf Platz 1 gekommen war, fand eine große Party im Pink Flamingo statt, aber nicht
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