Elton John - Bego, M: Elton John
fertig war, hatte es tatsächlich eine ganz eigene Brillanz erlangt. Der Produzent war dennoch nicht hundertprozentig mit dem Ergebnis zufrieden, und von dem großen Erfolg der Platte war niemand mehr überrascht als er. „ Caribou ist ein Haufen Müll“, klagte er. „Der Sound ist entsetzlich, die Songs haben keine Substanz, das Cover sollte eigentlich ganz anders aussehen, die Texte waren nicht so treffend, der Gesang überzeugte nicht, die Musik war nicht gut gespielt, die Produktion war schlicht und ergreifend lausig. Als ich später für die bestproduzierte Single und das bestproduzierte Album nominiert wurde, konnte ich mich vor Lachen kaum halten. Ich fand es unglaublich albern, dass man mich aufgrund der schlechtesten Arbeit, die ich je abgeliefert hatte, für einen Preis vorschlug.“ (7)
Vielleicht war er in seinem Bedürfnis, aus den eher mittelmäßigen Originalbändern noch irgendetwas herauszuholen, weit über das Ziel hinausgeschossen und hatte damit genau das geschaffen, was die Fans hören wollten. Davon abgesehen klang die Elton John Band auf Caribou einfach großartig. Es war das erste Album, an dem Ray Cooper als Percussionist beteiligt war. Er hatte sich neben Dee Murray und Davey Johnstone zu einer Schlüsselfigur bei Eltons Live-Auftritten etabliert, aber die drei Musiker spielten in jener Phase vor allem eine entscheidende Rolle dabei, den speziellen Sound von Eltons Alben zu kreieren.
Cooper konnte sich, wie Elton berichtete, auf Caribou allmählich an eine größere Rolle in der Band herantasten: „Er hat ein bisschen Vibraphon und Percussion gespielt, aber bei den nächsten Aufnahmen wird er das Schlagzeug übernehmen und auch Keyboards spielen. Er gehört jetzt fest zur Band. Wir werden ihn noch mit ARP-Synthesizern und solchen Sachen ausstatten.“ (8)
Währenddessen wurde Goodbye Yellow Brick Road immer noch weltweit in den Charts notiert. Das Album strotzte derart vor guter Musik, dass die Leute offenbar nicht genug davon bekommen konnten. In den USA schaffte es die Single „Goodbye Yellow Brick Road“ bis auf Platz 2 (in Deutschland kam sie immerhin bis auf Platz 49 (9) ), während in England „Candle In The Wind“ bis auf Position 11 vordrang.
Eigentlich waren weitere Singleauskopplungen aus der Platte gar nicht vorgesehen, aber die Labels hatten die Rechnung ohne die amerikanischen Radiosender gemacht. Plötzlich lief „Bennie & The Jets“ häufig auf den R&B-Sendern. Elton war noch im Studio der Caribou Ranch, als er einen Anruf bekam und erfuhr, dass CKLW, ein Sender aus dem kanadischen Windsor, der auch in Detroit gut zu empfangen war, den Titel immer wieder auflegte. Der schwarze Sender WJLB in Detroit spielte ihn ebenfalls und trug so entscheidend dazu dabei, Elton ein ganz neues Publikum zu erschließen. „Bennie & The Jets“ wurde sein erster Hit bei den Soul-Sendern in den USA und erreichte schließlich Platz 1 in den Pop-Charts. Er verkaufte sich fast drei Millionen Mal und wurde zu einem der größten Radiohits des ganzen Jahres.
Die Asien- und Australien-Tournee, zu der Elton Anfang 1974 aufbrach, begann recht gut, wurde aber von einigen unschönen Zwischenfällen begleitet. Zunächst aber schien Elton bestrebt, bei der Wahl seiner ausgefallenen Kostüme noch einen Schritt weiter zu gehen als zuvor. Dieses Mal wählte er unter anderem ein Outfit, das als Hommage an Josephine Baker gedacht war, jene Tänzerin, die in den Wilden Zwanzigern Paris erobert hatte. Es bestand unter anderem aus einer Jacke und einer Hose, die auf der linken Seite rot und auf der rechten Seite grün gefärbt und mit Federbüscheln besetzt war. Ein anderes Kostüm wurde von einem Schleier aus grünem Tüll gekrönt, der von einem breitkrempigen Hut herabhing, in dem braunrote Fasanenfedern steckten. Bei einigen Shows trug Elton einen schwarzen Overall mit fluoreszierenden Pompons. Kurz: Seine Garderobe vermittelte wieder einmal erfolgreich den Eindruck, dass unter dem König der Pop-Charts die verrückte Königin der Rockbühnen schlummerte.
Nach der ersten Australien-Tournee 1971 hatte Elton sich in Interviews beschwert, dass sein damaliger Trip nach Down Under eine Katastrophe gewesen sei, und die australischen Fans hatten ihm diese Kommentare recht übel genommen. So ging es auch dem Fernsehmoderator und Rockkritiker Ian „Molly“ Meldrum, der in einer australischen Zeitschrift einen offenen Brief an Elton John schrieb, in dem er seine Heimat verteidigte und die Treue der
Weitere Kostenlose Bücher