Elton John - Bego, M: Elton John
alles, was ich je zuvor gemacht habe. Es war einfach als Witz gedacht – als Lacher.“ (46)
Steve Gaines vom Circus vermutete, dass Elton die Feiertage vor allem damit zubrachte, seiner ohnehin schon untersetzten Gestalt noch etwas mehr Fülle zu verleihen: „Im Herbst 1973 hatte er es sich in Los Angeles offenbar schon richtig gut gehen lassen und geschätzte 50 Pfund zugenommen, und als er über Weihnachten nach England zurückkehrte, um mit seinen Freunden Ronnie Lane und Rod Stewart zu feiern, verbrachte er den Großteil seiner Zeit beim Essen.“ (47) Allmählich glich Elton dem gut gepolsterten Pinguin aus den Batman- Comics.
Im Dezember 1973 erfüllte sich Elton mit einer extravaganten, aufwändigen Show im Londoner Hammersmith Odeon einen lang gehegten Traum. Die vier aufeinander folgenden Konzerte – und natürlich auch die Weihnachtssingle – waren gewissermaßen Eltons Art, allen Fans frohe Weihnachten zu wünschen.
Die englische Presse schien oft selbst dann, wenn sie eigentlich nette Dinge über Elton zu sagen hatte, erst einmal ein paar Beleidigungen vorausschicken zu müssen. Charles Shaar Murray schrieb beispielsweise im NME : „Der kleine Dicke mit dem schütteren Haar und der Brille präsentiert doch immer wieder eine gute Show. Die kleinen Mädchen lieben ihn, vermutlich, weil er sie an ihren letzten Teddybären erinnert. Was ihm an Attraktivität und Anziehungskraft fehlt, macht er damit wett, dass er einfach durch und durch liebenswert ist. Er ist rundlich und knuffig und flucht ziemlich viel, und natürlich ist er ein richtig großer Star. Dass er immer wieder derart faszinierende Spektakel auf die Bühne bringt, trotz allem, was optisch gegen ihn zu sagen ist, zeugt von echtem Charisma. Im Gegensatz zu David Bowie (der immer überzeugend wirkt, ganz gleich, was er trägt), erzeugt Elton seine Wirkung durch den kompletten Widerspruch zwischen seiner Kleidung und seinem Körper.“ (48) Solche Kommentare zeigten immer wieder, dass er zwar in den USA praktisch nichts falsch machen konnte, sich aber in seiner englischen Heimat eine Menge gefallen lassen musste.
Allerdings fiel auch der amerikanischen Presse durchaus auf, dass Elton nicht im herkömmlichen Sinne als attraktiv einzustufen war. Lynn Van Matre bemerkte beispielsweise in der Chicago Tribune , dass der Rocket Man auf seiner letzten Tour „ungefähr so charismatisch wirkte wie der verstorbene amerikanische Schauspieler und Schriftsteller Wally Cox.“ (49)
Selbst auf seinen Albumcovern, auf denen er nun in Farbe abgelichtet und mittels Retusche etwas besser ins Bild gesetzt wurde, wirkte er noch immer wie der Streber aus dem Chemielabor. Doch ganz gleich, was die Presse von seiner äußeren Erscheinung hielt – der ungelenke Junge aus Pinner war längst eine internationale Sensation, ein Multimillionär und zweifelsohne ein Superstar. Er hatte den absoluten Höhepunkt seines Ruhms erreicht, und nun stellte sich die Frage: Wie würde er es verarbeiten, und was würde er mit seinem Reichtum und Einfluss anfangen? Gute Frage.
Elton mit der Sängerin Kiki Dee, mit der er sein berühmtestes und erfolgreichstes Duett aufnahm: „Don’t Go Breaking My Heart“ bescherte ihm einen Nummer-1-Hit.
(Retna Photos/Michael Putland)
Das Jahr 1974 begann für Elton mit einem erfolgreichen Nummer-1-Album im Rücken, und eigentlich hätte ihn schon allein dieser Umstand unglaublich glücklich stimmen müssen. In gewisser Weise war es auch so. Aber er war inzwischen auch großem Druck ausgesetzt. Die Presse verkündete, dass Elton seinen großen Idolen Konkurrenz machte – den Beatles. Mit Ringo Starr war er schon seit einiger Zeit gut befreundet, und in diesem Jahr sollte er auch einen engen Kontakt zu John Lennon knüpfen, der sich damals sehr aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Für Elton wurde es ein Jahr der Extreme, in dem er zwei weitere Nummer-1-Alben auf den Markt brachte und weltweit erfolgreiche Tourneen vor ausverkauften Häusern absolvierte – durchaus große Leistungen, die man aber angesichts seiner bisherigen Karriere von ihm hatte erwarten können. Überraschend war hingegen, dass er sich einen Sitz im Vorstand eines Sportclubs leistete. Wer hätte gedacht, dass ein Mann, der Hotpants und Plateauschuhe trug, der sich die Haare rosa färbte und Brillen aufsetzte, die auf Knopfdruck leuchteten, sich auf sportlichem Gebiet engagieren und Präsident eines Fußballvereins werden wollte? Und das, bevor er – nach
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