Elton John - Bego, M: Elton John
am Klavier begleitete, die Verzweiflung eines Lebens am Abgrund interpretierte.
Am Beispiel dieses Songs erläuterte Elton, in welcher Form er Bernies Texte normalerweise erhielt. „Manchmal gibt er mir einfach ein Stück Papier ohne Strophen und Refrains“, sagte Elton. „‚Ticking‘ bestand zum Beispiel einfach nur aus einer Zeile nach der anderen. Aber mir fällt es inzwischen leicht, solche Texte in einzelne Bereiche zu unterteilen. Es hilft allerdings, dass ich durchaus auch acht Worte in einer Zeile unterbringen kann, obwohl ich an einer anderen Stelle zu derselben Melodie vielleicht nur drei singe. Ich bin halt ein Experte, wenn es darum geht, Worte in Zeilen hineinzuquetschen.“ (20)
Die Kritiken zu Caribou fielen recht gemischt aus. Da die Platte auf einen Überflieger wie Goodbye Yellow Brick Road folgte, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Charles Shaar Murray behauptete: „ Caribou merkt man durchgehend an, dass es ein reines ‚Produkt‘ ist. Es wirkt dünn und erzwungen, und nur ‚The Bitch Is Back‘ präsentiert die ungebremste Rock’n’Roll-Naivität, die Eltons beste Werke bisher immer ausgezeichnet hat.“ (21)
„Ist die Neue so gut wie Yellow Brick Road ?“, fragte Chris Welch im Melody Maker , und er beantwortete sich seine Frage selbst: „Nun, sie ist anders. Eine unterhaltsame Sammlung knackiger Liedchen. Offenbar hat man sich alle Mühe gegeben, sich von den melancholischeren Aspekten zu verabschieden, die Eltons letzten großen Wurf geprägt haben, aber das heißt nicht, dass Bernie Taupin deswegen eher lockere Texte schreibt. Die Texte haben immer noch die bittersüße Martini-Qualität. Insgesamt eine hervorragende Zusammenstellung.“ (22)
Bud Scoppa vom Phonograph Record wiederum war völlig begeistert. „Für einen Künstler mit gewissen Beschränkungen hinsichtlich Gesang, Komposition und Stil macht Elton John verdammt gute Platten“, erklärte er. „Das liegt unter anderem an seiner oft bekundeten Liebe für Rock’n’Roll-Platten und dem damit einhergehenden Bedürfnis, selbst Aufnahmen zu machen, die ihre Kraft aus der historischen Quelle des klassischen Rock’n’Roll beziehen.“ (23)
Auf dem Cover von Caribou posierte Elton in einer Jacke aus Tigerfellimitat und sah damit aus wie eine mickrige Version des Kelloggs-Maskottchens Tiger Tony. Er trug eine übergroße Brille mit rosa getönten Gläsern und einem durchsichtigen Plastikgestell, auf das kleine Röschen gemalt waren. Über seine viel diskutierte Leidenschaft für alberne Brillen sagte Elton: „Ich glaube nicht, dass die Leute meine Platten wegen der Brillen – oder wegen meiner Eier – kaufen! Ich bin sehr froh über Buddy Holly und all seine Kollegen. Es gibt nicht viele Sängerinnen, die Brillen tragen, von Nana Mouskouri einmal abgesehen, nur Bonnie Bramlett und Dory Previn – sie ist wie eine weibliche Ausgabe von Randy Newman.“ (24)
Kaum war dieses Album auf dem Markt, dacht Elton schon wieder an das nächste. „Bernie und ich würden gern ein Konzeptalbum machen“, erklärte er, „aber darüber müssen wir noch ein wenig nachdenken. Normalerweise beschäftigen wir uns erst dann mit den Tracks, wenn wir an ihnen arbeiten, und wir gehen eher selten nach vorher ausgeklügelten Ideen vor. Das letzte Album, das sauber durchkonzipiert war, war Elton John .“ (25)
Schließlich einigten sich Elton und Bernie auf ein autobiografisches Thema, auch wenn das durchaus riskant war. Würden die Kritiker so etwas nicht für arrogant und selbstverliebt halten? Das fertige Album bekam den Titel Captain Fantastic & The Brown Dirt Cowboy. Taupin zufolge war die Arbeit daran eine völlig neue Erfahrung: „Es ist vermutlich eines der am wenigsten kommerziellen Alben, die wir je gemacht haben, weil es ja ein Konzeptalbum werden sollte. Ich schrieb die Songs chronologisch, und damit stand auch schon die Reihenfolge der Titel fest.“ (26)
Davon abgesehen hatte Elton es sich in den Kopf gesetzt, die Musik für dieses neue Album auf einem Passagierschiff während einer Atlantiküberquerung zu schreiben, als sei er Noel Coward und befände sich im Jahr 1932. Wäre es das Drehbuch eines Films aus den Dreißigern gewesen, hätte er als Fred Astaire auf diesem Schiff Ginger Rogers kennen gelernt. Stattdessen traf Elton eine üppige Opernsängerin mit einem sehr gesunden Appetit.
Im Juni 1974 gingen Elton und Tony King in Southampton an Bord der S.S. France, die zu einer fünftägigen Überfahrt nach
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