Elton John - Bego, M: Elton John

New York ablegte. Elton hatte versucht, den Raum, in dem sich das einzige Klavier an Bord befand, für sich zu reservieren, erfuhr allerdings, dass ihm eine Operndiva zuvorgekommen war. Wenn sie zum Essen ging, huschte Elton schnell hinein und schrieb die Melodien, die sein nächstes Studioalbum ausmachen sollten.
    Nach der Ankunft in Manhattan brachte Tony King Elton ins Record Plant Studio, in dem John Lennon gerade an den Titeln für Walls & Bridges arbeitete, das neben Imagine das einzige weitere Soloalbum war, das zu seinen Lebzeiten je Platz 1 erreichte. An jenem Abend feilte er gerade an „Whatever Gets You Through The Night“.
    Lennon berichtete über die Session: „Ich fummelte eines Abends an den Songs herum, als Elton John zusammen mit Tony King von Apple hereinkam – wir sind ja alle gute Freunde. Er war kaum da, als er schon fragte: ‚Sag mal, kann ich da nicht noch ein bisschen Piano beisteuern?‘ Ich sagte: ‚Na klar, das wäre klasse!‘ Und er legte los. Ich war überwältigt, als ich sah, wie gut er war. Sicher, wir kannten uns ja schon, aber ich hatte ihn noch nie spielen sehen. Ein sehr guter Musiker, ein überragender Pianist. Es hat mich wirklich angenehm überrascht, dass er sich so schnell in einen derart vielschichtigen Track hineindenken konnte und mit all den Rhythmuswechseln zurechtkam. Wir sangen auch zusammen und hatten sehr viel Spaß.“ (27) Elton übernahm außerdem den Begleitgesang für Lennons Song „Surprise Surprise (Sweet Bird Of Paradox)“.
    Elton, der große John Lennon-Fan, flippte vor Begeisterung fast aus: „Ein Traum! Ich war echt im siebten Himmel. Er sang zuerst die Leadstimme ein, und ich musste dann den Backgroundgesang beisteuern und mich dabei eben nach der Vorgabe eines anderen Sängers richten. Normalerweise bin ich ziemlich schnell von Begriff, aber dieses Mal dauerte es doch recht lange, weil Lennon eine so seltsame Art der Phrasierung hat. Es war phantastisch, aber man merkte bei so etwas eben auch, was jemanden wie ihn so einzigartig machte. Im Studio sangen wir damals zwei Harmonien ein, die beide auf seinen Leadgesang aufbauten, und das hat mich doch ziemlich viele Nerven gekostet.“ (28)
    Da Eltons Vertrag mit MCA demnächst auslaufen würde, war John Reid bereits bemüht gewesen, neue Angebote einzuholen. MCA waren natürlich daran interessiert, ihren Superstar zu halten, und schlugen eine Erneuerung des Vertrags zu weitaus besseren Konditionen vor. Es war ein rekordverdächtiges Angebot: Elton sollte acht Millionen Dollar für fünf Alben erhalten. Einen lukrativeren Deal hatte es zur damaligen Zeit noch nie gegeben. Am 13. Juni 1974 unterschrieb Elton daher erneut bei MCA, und das blieb einstweilen der Stand der Dinge. In einer prahlerischen Geste schaltete John Reid große, einseitige Anzeigen in der New York Times und der Los Angeles Times , um der Welt zu verkünden, dass Elton zurück war und MCA den Zuschlag bekommen hatte.
    John Reid erklärte: „Damit wollte ich auf ganz schlichte Weise mehrere Statements auf einmal machen – gegenüber der Öffentlichkeit, der Finanzwelt, der Plattenindustrie und auch für mich.“ (29) Gleichzeitig war es natürlich ein probates Mittel, um Dick James bis aufs Blut zu reizen.
    Ende Juni und Anfang Juli 1974 waren neue Studiosessions geplant, bei denen neben dem Album Captain Fantastic & The Brown Dirt Cowboy auch verschiedene andere Tracks entstehen sollten, die für die Singles „Philadelphia Freedom“ und „Lucy In The Sky With Diamonds“ vorgesehen waren. Elton lud John Lennon ein, als Gastsänger an seiner Coverversion von „Lucy“ mitzuwirken.
    May Pang zufolge war John von dieser Idee begeistert: „Er sagte: ‚Oh, großartig!‘ Wir fuhren also zum Caribou Studio und hatten dort eine sehr schöne Zeit. Man fühlt sich dort sehr frei. Die Gebäude sind im Stil von Blockhütten gebaut, es gibt ein großes Haus mit Kantine und verschiedene kleinere Unterkünfte. Das Studio liegt 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. Elton sagte, wir sollten eine Woche früher anreisen, damit wir uns an die Höhenluft gewöhnen würden, und das taten wir auch. Alle genossen die Zeit dort sehr. Man kann reiten gehen und hat wirklich das Gefühl, auf dem Land, auf einer Ranch zu sein. Ich weiß noch, dass ich eines Tages Jim Guercio auf seinem Pferd vorbeitraben sah.“ (30) Während May und Lennon dort waren, nahm die Band auch das von Lennon komponierte „One Day At A Time“ auf, bei dem der Ex-Beatle den