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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Prophezeiung über die Zukunft ihres alten Freundes hinfällig war: Es war mit großer Sicherheit nicht Elmors Grab, an dem hier geschaufelt wurde.
    Sie wandte sich langsam um und folgte Robert nach draußen.
    Ihn zog es fort von Elisas Anwesen und auch fort von allen befestigten Straßen und Ortschaften. Hinter Elisas Haus erstreckte sich ein weites Gebiet von Feldern, Hecken und kleinen Tannewäldchen. Hierher führte sie beide der Weg, den er wählte. Der Schnee lag hier mehr als knöchelhoch und präsentierte sich vor ihren Augen als ebenmäßige, unberührte Fläche.
    Es dauerte nicht lange, bis Robert wieder das Wort ergriff. Er blickte geradeaus, Richtung Horizont, während er mit kräftigen, ausholenden Schritten vorwärtsging. Er schien erstaunlicherweise in körperlich sehr guter Verfassung.
    "Du hast Jolin verkauft, deine Tochter", sagte er mit einer Stimme, die mindestens ebenso eisig war, wie der Wind, der ihnen in kräftigen Böen entgegenpfiff. "Ebenso hast du es mit deiner Enkelin getan. Und als dein Sohn die Gräuel, die du angerichtet hast, nicht mehr mit ansehen konnte, bist du keinen Schritt zurückgewichen, und hast ihn damit fortgejagt." Er machte nur eine kurze Pause, um gleich darauf fortzufahren. "Du hast Elmor verraten. Nicht wegen Tadeya. Nicht wegen mir, sondern allein wegen deines Stolzes. Und jetzt, Elisa", er blickte zur Seite und sah ihr einen Moment lang in die Augen, "jetzt wirst du mich verraten."
    Obwohl der letzte Satz sie traf wie der tiefe Schnitt einer scharfen Klinge, gelang es ihr, seinen Blick furchtlos zu erwidern. Gleich darauf wandte er das Gesicht schon wieder von ihr ab.
    "Ich kann nur wiederholen, dass du nicht weißt, wovon du redest", erklärte sie fest, während sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. "Nur weil du irgendeine von seinen Geschichten gelesen hast, kannst du nicht schon ein Urteil über mich sprechen."
    "Was ist dir an meinem Urteil gelegen?" fragte er sogleich zurück. "Warum folgst du mir hier durch die Kälte, wo du es in deinem warmen Haus doch so viel gemütlicher haben kannst?"
    Die Frage, was ihr sein Urteil eigentlich bedeutete, konnte sie für sich selbst nicht befriedigend beantworten. Schließlich war es ihr zeit ihres Lebens immer gleichgültig gewesen, was andere Leute über sie dachten. Und nun lief sie hinter ihm her, angestrengt seinen zügigen Schritten durch eine ungastliche Winterlandschaft folgend, um ... was eigentlich zu tun?
    "Ich werde dir meine Sicht der Dinge schildern", sagt sie, während ihr Atem schon etwas schneller ging. "Unter einer Bedingung: Du nimmst Rücksicht auf mein fortgeschrittenes Alter und beendest diesen Wettlauf."
    Er blickte wieder zu ihr und musterte sie für einige Zeit, während seine Schritte sich verlangsamten. Elisa hätte einiges darum gegeben, zu erfahren, was genau in diesem Kopf vor sich ging. Gern würde sie ihn ein weiteres Mal berühren, um diesmal vielleicht ein wenig mehr von ihm zu empfangen. Die Erinnerung an den schmerzhaften Stich, den sie bei ihrer letzten Berührung gespürt hatte, kam in ihr auf. Dazu ein kurzer, nicht sehr kräftiger Handschlag, der nicht in das Bild seines Gesamteindrucks passen wollte.
    "Welchen Auftrag hast du von ihm erhalten, Elisa?" fragte er mitten in ihre Gedanken hinein. "Was wirst du nun einmal mehr für ihn tun?"
    Er musste wissen, dass sie eine solche Frage keinesfalls beantworten würde.
    "Man muss nichts für ihn tun", entgegnete sie. "Er nimmt sich das, was er will."
    "Und warum nahm er sich nicht einfach deine Tochter? Wozu brauchte er deine Erlaubnis?" insistierte er weiter. Und wieder erkannte sie dieses Funkeln in seinen Augen, das hinter der kalten Fassade einen nur schwer beherrschten Zorn verriet.  
    Die Antwort auf diese Frage hatte er also nicht in Elmors Aufzeichnungen gefunden, doch war es ohnehin vorgesehen, dass er sie recht bald sehr real erfahren würde.
    "Wenn unser gemeinsamer Freund in irgendeinem Sinne Gefahr wittert, dann wird er sehr, sehr vorsichtig“, begann sie langsam, während seine dunklen Augen fest auf ihr hafteten. „Wie ein alter Kater, der auf leisen Pfoten herumschleicht, um zu sehen, aus welcher Position man am besten einen lohnenswerten - und vor allem: risikolosen - Angriff führen kann. Und er hatte damals allen Grund, Gefahr zu wittern. Hätte er sich nicht nach allen Seiten abgesichert, wären ernste Probleme für ihn aufgetreten, das kann ich dir bezeugen."
    "Damit", erwiderte er harsch, "hast du mit

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