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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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vielen Worten gar nichts gesagt."
    "Deine ursprüngliche Frage lautete, wer es sei, der meinen Beistand genießt,", stellte sie fest. "Das ist das Thema, welches ich mich mit dir zu besprechen bereiterklärt habe."
    Sein Gang war inzwischen wieder merklich zügiger geworden. Er steuerte geradewegs auf einen kleinen Wald zu, der sich als schmaler Streifen zwischen zwei Feldern erstreckte. Elisa zügelte bewusst ihre Schritte und fiel dabei etwas zurück. Robert blieb daraufhin stehen und drehte sich zu ihr um.
    "Du solltest eine alte Dame nicht so treiben", mahnte sie ihn, machte einen letzten Schritt und hielt ebenfalls an.
    "Ich sehe keine alte Dame", gab er zurück. "Ich sehe jemanden, der verzweifelt um Kontrolle ringt."
    Elisa straffte sich. "Du irrst dich, wenn du glaubst, du wärst es, dir hier irgendetwas unter Kontrolle hat", erwiderte sie in deutlich verärgertem Ton.
    Er schüttelte daraufhin einmal kräftig den Kopf. "Ich habe rein gar nichts in der Hand. Ich kenne nicht einmal den Sinn dieses merkwürdigen Arrangements. Ursprünglich war ich nicht hierher gekommen, um ein Gespräch mit dir zu führen.“
    Sie betrachtete ihn, wie er dort vor ihr stand, aufrecht, mit leicht gesenktem Kopf, die Miene verschlossen, aber mit einem deutlichen Funkeln in den Augen, das ihr Angriffslust verriet. Kaum jemals hatte sie sich so hin- und hergerissen gefühlt, wie in diesem Augenblick und ohne Zweifel konnte ihrem Gegenüber dies nicht entgehen.
    "Wenn du Antworten willst, bitte ich dich, mich in den Wald dort drüben zu begleiten", sie machte eine Geste zu der Ansammlung von Nadelbäumen, die sich hinter seinem Rücken befand. "Dort können wir uns sicher irgendwo setzen."
    Robert blieb stehen, wo er war.
    "Du rechnest wohl nicht mit seinem Erscheinen", stellt er nüchtern fest.
    Elisa zuckte mit den Schultern. "Er kommt und geht, wie er will", sagte sie. "Ich habe darauf keinen Einfluss."
    "Ich weiß", erwiderte er mit deutlichem Sarkasmus. "Du bist nur eine Gefangene des Schicksals. Und er ist das Schicksal."
    Elisa ermahnte sich selbst zu ein wenig Duldsamkeit. Vielleicht würde er ihr zuhören, hatte sie einmal mit ihrer Geschichte begonnen. Mit ruhiger, ernster Stimme meinte sie: "Du kennst ihn selbst, Robert. Wir müssen kein Wort mehr darüber verlieren, auf welche Weise er vom Leben anderer Besitz ergreifen kann." Er hielt in der Bewegung inne, musterte sie derart eindringlich, dass sein Blick physisch spürbar war. Elisa musste einmal tief durchatmen. Vielleicht hatte sie nun endlich den Grad von Aufmerksamkeit erreicht, den sie sich wünschte, doch nahm es etwas Zeit in Anspruch, ihr inneres Gleichgewicht zu erlangen. Sie wusste, dass Vorsicht geboten war, bei dem, was sie nun zu sagen hatte. Erst nach einigen Augenblicken des Schweigens fuhr sie in bemüht bedächtigem Ton fort: "Es ist kaum zu übersehen, dass er auch deine Grenzen überschritten hat. Darin zumindest hat er uns gleichgemacht."
    Er erwiderte darauf nichts. Das böse Funkeln war aus seinen Augen verschwunden. An dessen Stelle war, noch während sie diese letzten Worte sprach, ein abweisender, kalter Ausdruck getreten. Sie sprach weiter, obwohl seine Miene ihr deutlich verriet, dass sie sich auf sehr dünnem Eis bewegte.
    "Ich sehe den Stachel, den er in dich getrieben hat. Und, du magst es glauben oder auch nicht, ich weiß um seine Unbarmherzigkeit. Jeder von uns hat eine Entscheidung getroffen, auf welche Weise wir ihm entgegentreten. Meine Entscheidung war: zu schützen, was ich zu schützen vermag - und mein Herz fernzuhalten von allem, was ich ohnehin nicht vor ihm bewahren kann. Das Letztere tue ich, um selbst nicht zu Grunde zu gehen." Elisa machte eine weitere Pause. Sie spürte deutlich, dass ihre Offenheit nicht etwa seine Abwehr schwächte, sondern vielmehr verstärkte. Aber solange er sich nicht umdrehte und fortging, wollte sie weiter reden. „Was ist mit denen geschehen, die dir nahe standen?" wagte sie es zu fragen, ohne jedoch eine Antwort zu erwarten. "Konntest du sie alle bewahren?"
    Er regte sich nicht, doch sein Schweigen sprach für sich.
    Eine kalte Böe strich über das Feld und drang durch die Wolle ihres Mantels. Sie standen inmitten einer freien Schneefläche unter grauem Himmel. Elisa machte einen langsamen Schritt nach vorn, dann einen Zweiten. Sie blickte auf den kleinen Tannenwald, den sie vorhin bereits ins Auge gefasst hatte. Robert erfasste ihr Ansinnen und wandte sich diesmal in dieselbe Richtung. In dem

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