Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
anzusehen.
"Klär mich auf", forderte er sie heraus. "Sag mir, wer zum erlauchten Kreis derer gehört, die deinen Beistand genießen."
"Ich würde durchaus mit dir über dieses Thema reden, aber du lehnst es ja ab, in mein Haus zu kommen", gab Elisa zurück. "Und ich möchte eine derartige Unterhaltung nicht über ein Fenstersims hinweg führen."
"Dann", gab er zurück, "schließ dein Fenster und vergiss, dass ich dich gefragt habe."
Elisa hob die Brauen und bedachte ihn mit einem langen, abschätzenden Blick. Er blieb stehen, wo er war. Das Pferd hinter ihm, das er am Zügel hielt, gebärdete sich weiterhin unruhig, aber er schenkte dem keine Beachtung.
"Gut", gab sie schließlich zur Antwort. "Wir werden sehen, wie viel Zeit wir haben, bevor er zu uns stößt."
Mit diesen Worten zog sie sich zurück, klappte das Fenster zu und legte den Riegel wieder vor. Sie ging in ihr Zimmer, steckte sich rasch das schlohweiße Haar vor dem Spiegel hoch, holte den Wintermantel aus dem Schrank und zog ihn sich an. Ihre weißen Fingerhandschuhe trug sie bereits. Am Zeigefinger der rechten Hand zeichneten sich deutlich unter dem Stoff die Umrisse eines Ringes ab. Es handelte sich um ein Schmuckstück, das in Form und Umriss demjenigen sehr ähnlich war, das sie vor wenigen Tagen Elmor hatte aushändigen müssen. Sie verließ das Haus durch die Fronttür und lenkte ihre Schritte durch den Garten um die Hausecke herum in Richtung Koppel.
Robert erwartete sie an derselben Stelle, wo er zuvor gestanden hatte.
"Ich bringe das Pferd in deinen Stall", sagte er und wandte sich im selben Moment bereits um, ohne auf ihre Einwilligung zu warten. Sie folgte ihm wortlos zur Rückseite des Hauses und durch das rückwärtige Gartentor hinaus zum Stallgebäude. Vor dem Stalltor blieb er stehen, blickte sich kurz zu ihr um. Dass er nicht einfach das Schloss öffnete, was er zweifellos auch ohne Schlüssel können musste, rechnete sie ihm positiv an. Sie zog ihr Schlüsselbund aus der Manteltasche hervor, ging an ihm vorbei und schloss ihm auf.
Bei dem Stall handelte es sich um ein recht kleines Gebäude, das Platz bot für vier Boxen und ein Futterreservoir unter dem Dach. Sie blieb im Gang stehen und sah ihrem Besucher schweigend zu, wie er mit zügigen Griffen, doch ohne es an Sorgfalt mangeln zu lassen, das Pferd versorgte und es in einer der Boxen unterbrachte.
"Bleiben wir doch hier", schlug sie vor, als sie sah, dass er seine Arbeit beinah beendet hatte. "Draußen regiert der Frost. Und in einem Lokal kann ich mich mit dir derzeit nicht blickenlassen."
"Fürchtest du um deinen guten Ruf, Zigeunerhexe? ", gab er zurück, kam nun endlich zu ihr heran und blieb einen Schritt weit vor ihr stehen.
"Ich fürchte eher, dass wir nicht lange ungestört sein würden", meinte sie, das ihr seit Langem bekannte Schmähwort ignorierend. "Es wird dich sicher nicht überraschen, dass die Polizei nach dem letzten Vorfall ihre Einsatzkräfte mehr als verdoppelt hat. Du hast immerhin einen von ihnen beinah umgebracht."
"Mit so etwas müssen sie rechnen, wenn sie einen Mörder jagen", erwiderte er.
Elisa spürte, dass ihn dieses Thema nicht so kalt ließ, wie er nach außen vorgab. Nein, er empfand mit Sicherheit keine Reue. Das Blitzen in seinen Augen wollte ihr vielmehr das Gegenteil verraten.
"Wahrscheinlich müssen sie das", meinte Elisa nach kurzem Zögern.
Er setzte sich wieder in Bewegung, ging im engen Stallgang einfach an ihr vorbei, in Richtung Tür. Ohne sich umzudrehen, sagte er im Hinausgehen: "Wir reden draußen weiter. Du wirst dich mit dem Frost anfreunden müssen."
Einige Sekunden lang blieb Elisa stehen, wo sie war. Ihr widerstrebte es zutiefst, ihn widerspruchslos hinauszubegleiten. Genau genommen konnte sie ihre Aufgabe an dieser Stelle bereits problemlos erfüllen und war persönlich nicht verpflichtet, ihm irgendwohin zu folgen. Doch etwas in ihr, das sie nicht mit Worten definieren konnte, wollte dieses Gespräch mit Robert Adlam. Vielleicht war dies die letzte Möglichkeit, ihn zu sprechen. Elmor neigte dazu, seine Angelegenheiten gründlich zu erledigen. Und es sah auch diesmal ganz danach aus, als ob er von dieser alten Gewohnheit nicht abzuweichen gedachte. Selbst, wenn Robert eine Chance hätte, das hinterhältige Spiel des alten Fuchses zu durchschauen, so könnte er mit all dem Potenzial, das er in sich trug nun nichts mehr dagegen ausrichten.
Nein. Elisa musste sich selbst eingestehen, dass ihre eigene düstere
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