Elwin - Goldrausch (German Edition)
dessen Zustimmung nun alles abhing und sagte: »Morgen, im ersten Sonnenlicht, werden wir zu den Adlern aufbrechen. Nutzen wir den heutigen Abend, steigen in diesen Spalt im Wald und sehen uns den Stollen an. Wenn Catobi die Wahrheit gesagt hat, helfen wir den Haromos.«
Groohi schüttelte den Kopf und erzählte: »Mir ist es gleich, ob ich in einer Woche oder erst in einem Monat zu Hause bin. Meine Freunde übernehmen meinen Anteil an der gemeinsamen Dorfarbeit. Aber ich gab Königin Mala mein Wort und habe es noch nie gebrochen. Und ich habe nicht die Absicht, es jetzt zu tun.«
Elwin nickte. »Königin Mala weiß, sie kann sich auf dich verlassen. Aber hier ist ein Volk in Not und wir können ihm vielleicht helfen. Sie wird stolz auf dich sein, wenn sie hört, dass sich das Gute durchsetzt. Du weißt, wie unbeirrbar sie daran glaubt. Dafür lebt sie und wird dir für deinen Mut und deine Entschlossenheit danken.«
Groohi schloss die Augen und massierte mit beiden Händen seine Stirn. Bedrückende Ruhe lag in der Hütte. Sina strich sich mit einer Pfote über den Mund und beobachtete ihn angespannt.
Catobi saß aufrecht da und schaute mit halb offenem Mund in die Runde. Groohi wandte sich Genor zu und sagte fest: »Bitte Palbur, die Nachricht, die mein schlauer Freund dir gab, auch in mein Dorf zu übermitteln. Sag ihm, es sei äußerst wichtig, und er soll alles in seiner Macht Stehende tun, sie weiter zu leiten.« Er atmete tief durch und sagte: »Also dann, gehen wir und sehen uns das Bergwerk an.«
Im Bergwerk
Groohi sah flüchtig zum Himmel, über die Felder und den See. Die Sonne stand bereits tief hinter den Gipfeln, rot leuchtete ihr warmes Licht. Die langen Schatten der Berge und Wälder verschmolzen mit der Dunkelheit im Tal. So spät am Abend mussten sie kaum fürchten, entdeckt zu werden.
Catobi ging voraus. Durch seine kurzen stämmigen Beine wirkte sein Gang an Land etwas unbeholfen. Er querte die Wiese neben der Hütte und marschierte auf kürzestem Weg direkt in den dichten Wald. Kaum war er eingetreten, schluckte die Schwärze den Biber wie das dunkle Maul eines Ungeheuers. Elwin war ihm gefolgt und blieb am ersten Baum stehen. Für einen Moment sah er nichts weiter als tiefe Dunkelheit. Groohi stand neben ihm und war dennoch kaum zu erkennen. Hinter sich hörte er leise Schritte im Gras, es mussten Sina und Batto sein.
»Ihr werdet euch gleich an die Dunkelheit gewöhnen«, erklärte Catobi aus der Finsternis. Seine Stimme klang in der Stille so laut wie das Getöse zweier Orlanden am Tag.
»Sei leise!«, mahnte Sina prompt.
»Hoffe, der Pfad ist nicht so schrecklich wie der heute Morgen«, murrte Groohi.
»Keine Sorge«, antwortete der Biber. »Ich weiß zwar nicht, wo ihr am Morgen hergelaufen seid, dennoch ist dieser Weg gut zu gehen. Achtet auf meine Schritte und folgt mir.«
Catobi kannte den Weg, er wusste, wo hohe und tiefe Äste lagen, ob er darüber springen oder darunter hindurchkriechen musste.
Groohi hingegen sorgte sich mehr um die Äste und Zweige, die ihm ins Gesicht schlagen konnten. Schützend hielt er beide Hände vor sich und wich tief hängenden Ästen aus oder bog sie zur Seite. Lose Zweige auf dem Waldboden beachtete er kaum. Mit jedem seiner Schritte knirschten sie oder brachen unter den Stiefeln. Sina murrte zunächst, dann ermahnte sie ihn mit strengen Worten zu mehr Umsicht. Groohi tat sein Bestes, der Wald war ruhig, als würde er selbst lauschen, wer ihn so spät noch besuchte. Sina blieb plötzlich stehen.
»Stopp!«, kommandierte sie gerade so laut, dass auch Catobi sie hörte. »Wir können so nicht weitergehen. Es ist viel zu dunkel, wir werden uns noch verletzen.«
Groohi flüsterte: »Leider habe ich nichts mit, was uns helfen könnte.«
»Abwarten! Bleibt ruhig stehen und bewegt euch nicht«, befahl Sina und begann, leise eine Melodie zu summen. Sie sang in hohen, sanften Tönen, die lieblich die Nacht verzauberten.
Elwin vergaß für einen Moment die Orlanden, ließ sich von der Melodie tragen und wiegte sich unwillkürlich im Klang und Takt der Töne. Sina beendete ihr Lied und wartete.
Schade, dachte Elwin, sie kann so wunderschön singen. Sina war hart und unnachgiebig und hatte dennoch eine so sanfte Stimme. Auf einmal hörte er leises Surren und hob gespannt die Ohren. Das Surren kam von überall, wurde lauter, dann zuckten um sie herum erste grüne Lichter auf. Rasch kamen weitere hinzu, sie waren neben und über ihm, sogar auf seinem
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