Elwin - Goldrausch (German Edition)
Bauwerk, dachte Elwin betroffen. Er hielt es aber für ratsam, den Gedanken für sich zu behalten.
»Der Damm wuchs schnell auf die vereinbarte Höhe«, erklärte Catobi, »der Lord war sehr zufrieden. Ergiebiger Regen im Herbst ließ den Wasserstand weiter steigen. Naplus beauftragte mich, den Damm noch höher zu bauen. Er sagte, so könnten sie auch im Sommer arbeiten, wenn es kaum regnet. Sie wären schneller mit dem Goldwaschen fertig, würden das Tal verlassen, und ich dürfte mit meiner Familie an einem der schönsten Seen der ganzen Gegend leben. Er versprach mir Wächter und Gehilfen. Es war wie ein Wunder. Ich wollte meine Gefährtin zu mir holen. Der Lord versprach, das zu übernehmen, sobald die Arbeiten hier abgeschlossen seien.«
Nun kochte Sina vor Wut.
»Ich kann es nicht fassen! Zuerst denkst du: Ach, die paar Hütten! Dann verlierst du alle Hemmungen und setzt unser gesamtes Dorf unter Wasser!«
Der Biber schniefte, eine Träne kullerte über seine Wange.
»Dieser verfluchte Lord«, schimpfte er leise, beugte sich vor, vergrub das Gesicht in den Pfoten und schluchzte.
»Erspare mir dein Gejammer«, tadelte Sina.
Catobi beachtete sie nicht. »Heute war ich mit Naplus im Bergwerk«, fuhr er fort. »und bat ihn, meine Gefährtin zu holen. ›Du bist unverschämt‹, antwortete Naplus. ›Bau erst mal den Damm fertig, und dann, mein Freund, wenn ich gut gelaunt bin, darfst du noch einmal vorstellig werden.‹ Er sah mich an und lachte hämisch. ›Du hast mich gerade auf eine gute Idee gebracht. Ich werde noch heute einen Trupp schicken, um deine Gefährtin zu suchen und gefangen zu nehmen. Du wirst sie nicht eher wiedersehen, bis alles zu meiner Zufriedenheit fertiggestellt ist!‹«
Catobi schnaufte lautstark, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte: »Der Lord brüllte vor Lachen, drehte sich um und befahl, ›Werft den Kerl raus, ich kann ihn nicht mehr sehen‹. Sie wollten mich packen. Zweien biss ich in die Hände, dem dritten versetzte ich mit dem Schwanz solch einen Hieb, dass er zu Boden ging. Ich rannte hinaus, kletterte hinauf zum Damm und sprang ins Wasser.«
Verächtlich deutete er mit dem Kopf zum Bergwerk. »Heute Mittag durchsuchten die Banditen diese Hütten. Ich saß versteckt im Gras und hörte zwei sagen, sie hätten Befehl, bis zum Abend nach mir zu suchen. Morgen wären die anderen mit den Adlern dran. Sie seien zu den Haromos in die Berge geflüchtet.«
Sina sprang auf.
»Bist du sicher, sie sagten in die Berge?«
Catobi nickte. »Sie kennen euer Versteck. Ich stand gerade mit Naplus zusammen, als die beiden«, er zeigte auf Elwin und Groohi, »mit den Adlern über den See flogen. Naplus hat einen Mann in den Bergen.«
»Ein Kundschafter in unserer Nähe? Unfug, das wüsste ich«, widersprach Sina.
»Naplus weiß ganz genau, wo ihr seid«, antwortete Catobi ärgerlich.
Sina stemmte beide Pfoten in die Hüften. »Du erwartest doch nicht, dass ich dir auch nur ein Wort glaube! Gib mir einen Beweis.«
»Jemand beobachtet euch. Ich kann dir nicht sagen wer, aber ich weiß, dass er überaus geschickt sein muss. Selbst Naplus sprach sehr respektvoll von ihm.«
»Das ist kein Beweis«, antwortete sie kühl, stand auf und ging zur Tür. »Auch wenn der Kerl lügt, muss ich Palbur warnen.« Im Türrahmen blieb sie stehen und sah Elwin und Groohi an. »Die Adler und eure Heimreise müssen warten. Tut mir leid!«
»Einen Moment«, entgegnete Elwin. »Genor oder Batto können deine Leute warnen. Allein sind sie schneller und weniger auffällig.«
»Stimmt!«, bestätigte Groohi. »Ich habe keine Lust, noch mal den steilen Weg hinaufzusteigen und dort oben zu sitzen.«
Sina riss die Tür auf, trat hinaus und stieß einen kurzen Pfiff aus.
Elwin blickte Catobi an und sagte: »Deine Geschichte ist traurig. Sie ist genauso traurig wie die der Haromos, denen du viel Leid zugefügt hast. Ich möchte aber nicht über dich richten.« Er machte eine Gedankenpause. »Du sagtest, deine Arbeit sei noch nicht beendet. Aber jeder sieht doch, dass dieser Damm groß und stark ist.«
Catobi schüttelte den Kopf.
»Er ist undicht. Wir haben ihn aus Steinen und Ästen errichtet, mit Lehm abgedichtet und Gras aufgebracht. Das Wasser hat ihn mittlerweile weich wie einen Schwamm werden lassen. Die undichten Stellen wachsen von Tag zu Tag. Sogar in das Bergwerk dringt schon Wasser ein. Arbeiter haben ein Loch im Boden gegraben, wo sie das Wasser sammeln, da es unten keine
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