Elwin - Goldrausch (German Edition)
Fell. Sina sang aufs Neue ihr Lied, streckte eine Pfote aus und noch mehr kleine Insekten flogen zu ihr. Der Wald um sie begann zu leuchten, es mussten Tausende sein. Die winzigen Körper der Wesen schimmerten durchsichtig wie Glas und leuchteten, ebenso die herzförmigen Flügel.
»Ach wie schön! Mein Lied hat euch also gefallen«, begrüßte Sina die Tierchen mit zärtlicher Stimme. Elwin war erstaunt, dass sie auch so sanft sprechen konnte, kannte er doch nur ihren harten Befehlston.
»Meine lieben Luminen, ihr seht, ich bin nicht allein«, fuhr Sina fort und deutete mit einem Wink auf ihre Freunde. »In der Dunkelheit sind wir verloren. Bitte seid so lieb, dem Biber zu folgen und uns den Weg zu leuchten.«
Die Luminen zirpten und zogen wie eine weihnachtliche Lichterkette zuerst zu Elwin, weiter zu Groohi, schließlich zu Catobi. Sie setzten sich auf den Boden und wiesen ihnen den Weg. Sogar Hindernisse wie Äste und Bodensenken markierten sie.
»Blitz und Wolke!«, rief Groohi. »Von denen nehme ich einen Sack voll mit nach Hause.«
»Wirst du nicht!«, entgegnete Sina. »Die Luminen hören nur auf meine Melodie. Lerne, sie zu singen, dann folgen sie auch dir. Aber ich warne dich. Versagst du, werden sie zu Quälgeistern, stechen und beißen, wie gefräßige Insekten.«
Sie kamen nun zügig voran. Die Luminen hatten ihren Spaß und wechselten hin und wieder die Farbe. Mal leuchteten sie grün, dann rot, aber auch gelb oder blau. Manchmal wiesen sie in allen Farben gleichzeitig den Weg, und hin und wieder verloschen sie für einen kleinen Moment. Sie spielten mit ihren Schützlingen, weil sie wussten, wie verloren die vier ohne ihre Hilfe waren.
Catobi war weit vorausgeeilt, er stand vor einem Baum, schnupperte an dessen Stamm und blickte hinauf.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Elwin.
»Wisst ihr, wie lecker diese Erle ist?«, erklärte Catobi, öffnete das Maul und biss geschwind ein Stück der Rinde ab. Er schmatzte. »Ich sage euch, der Baum ist köstlich.«
Sina stand neben Elwin und flüsterte: »Den Kerl mag ich nicht. Er kann später essen. Auch wir haben Hunger und müssen uns gedulden.«
Catobi drehte den Kopf zur Seite, öffnete das Maul und biss kräftig in den Stamm. Helle Späne fielen zu Boden. So schnell wie er biss, ging er um den Baum herum. Im Nu hatte er tiefe Stücke herausgefressen. Der Stamm sah aus wie ein Bleistift, der auf einer Spitze steht.
Catobi unterbrach die Arbeit, blickte sich schnell um und murmelte: »Und nun passt auf!« Er biss abermals in den Stamm. Die Krone schwankte. Widerwillig begann der Baum zu fallen, kippte zur Seite, der Stamm splitterte, Äste brachen und schon schlug die Erle krachend auf den Boden. In ihren Ästen wippte sie noch einmal zurück, dann blieb sie regungslos liegen. Die Luminen waren in Panik auseinandergestoben, langsam kehrten sie zurück und leuchteten den gefällten Baum aus.
Catobi rieb sich vergnügt die Pfoten und biss genüsslich ein weiteres Stück Rinde ab. Sina war außer sich.
»Bist du wahnsinnig!«, schrie sie ihn an und vergaß ihre Achtsamkeit. »Du zerstörst, wo du stehst! Den Krach konnten meine Leute noch oben im Versteck hören.« Sie atmete heftig. »Ich bin froh, wenn dieser Kerl aus meinem Leben verschwunden ist. Hoffentlich fällt ihm bald ein Baum auf den Kopf.«
Catobi nahm ihren Vorwurf gelassen.
»Reg dich nicht auf, die Rinde ist köstlich.« Er biss ein weiteres Stück ab und reichte es ihr. »Hier, probier mal.«
Verächtlich drehte sie sich weg. »Führe uns zum Einstieg. Dann verschwinde!«, knurrte sie.
Groohi stieß Elwin an und sagte: »Das war Klasse. Er hat den Baum nur mit seinen Zähnen geschlagen. Ich werde meinen Freunden von ihm erzählen.«
Er trat vor, nahm die Rinde aus Catobis Pfote, betrachtete sie, hielt sie unter die Nase und steckte sie in den Mund. Er kaute, verzog das Gesicht und spukte die Rinde sofort wieder aus. »Du bist zwar geschickt«, knurrte er angewidert, »aber von gutem Essen verstehst du überhaupt nichts.«
Zum Glück blieb der Vorfall von den Orlanden und ihren Helfern unbemerkt. Catobi führte die Gruppe schweigend weiter. Der Pfad durchschnitt einen sanft ansteigenden Berghang, überall lag Gestrüpp. Plötzlich blieb er stehen.
»Wir sind da. Helft mir, das Zeugs wegzuziehen, dann sind wir schneller fertig«, sagte er. Vertrocknete Äste lagen in der Böschung. Alle packten mit an und zogen das Gestrüpp zur Seite. Dann sahen sie, dass sich der Boden an
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