Elwin - Goldrausch (German Edition)
nahm für eine Weile jegliche Sicht. Kurz darauf stießen ein paar Leute einen Freudenschrei aus. Die Männer, die unterhalb der Freunde standen, sahen kurz zu ihren Kumpanen hinüber, zogen einen Schal oder ihr Hemd als Staubschutz vor das Gesicht und arbeiteten weiter.
Catobi wartete, bis sich der Staub gelegt hatte und die Sicht wieder besser war. Dann stieß er Elwin ein weiteres Mal an, deutete mit einer Pfote in den Gang und flüsterte: »Siehst du das eindringende Wasser?« Er lehnte sich vor und ergänzte fachkundig: »Es ist mehr geworden.«
Elwin hob den Kopf, konnte den Abschnitt aber nicht einsehen. Langsam schob er sich weiter vor, dann sah er das Wasser. Von der Decke drang es durch etliche Spalten ein, rann die Felsen herab und fiel wie ein schmaler Wasserfall in eine Grube im Boden. Leere Kübel aus Holz standen griffbereit aufgestapelt. Zwei Arbeiter nahmen Kübel um Kübel, tauchten sie ins Wasser und reichten sie gefüllt ihren Kollegen, die sie auf einen Handwagen stellten. War der Wagen beladen, zogen sie ihn nach draußen, entleerten die Gefäße und brachten sie wieder zurück.
Zwischen den Arbeitern entdeckte Elwin einen Orlanden, der nicht so recht hierher passte. Er war mit einem weiten grünen Mantel bekleidet, an Saum und Kragen reichlich mit Gold und Silber besetzt! Der Schmuck funkelte im Licht der Fackeln. Sein schwarzer Hut, auf dem eine dünne Staubschicht lag, war ebenfalls mit Gold verziert. Der Mann zeigte ständig auf die Decke und das eindringende Wasser.
»Lord Naplus«, las Catobi Elwins Gedanken. »Ihr habt Glück und seht nun den Boss der Bande«, ließ er auch die anderen wissen. Er deutete auf das Wasser und erklärte: »Ich hoffe, Sina, du glaubst mir jetzt. Ich habe nicht gelogen.«
»Sieht aus wie ein kleiner Wasserfall. Wieso haben sie das nicht früher bemerkt?«, fragte Elwin.
»Als sie diesen Teil gruben, gab es den See noch nicht. Jetzt steht das Wasser so hoch, dass der Stollen vollständig unter den überfluteten Wiesen liegt.«
Sina hatte schweigend neben Groohi gelegen und Lord Naplus angestarrt. Sie hatte kein Interesse an Catobis Gedanken. Langsam robbte sie zurück und begann hastig, den Felsen um sich herum abzusuchen.
Groohi schmunzelte. »Sei leise. Du machst Krach wie eine Herde Rentiere«, meinte er, ohne sie anzusehen. Für den Moment interessierte er sich mehr für den Stollen und die Orlanden.
Sina suchte unbeirrt weiter, fand einen Stein, nahm ihn in die Pfote und legte sich neben Groohi. Sie kroch bis zur vorderen Felskante und holte aus. »Das wird er uns büßen«, schimpfte sie leise.
Groohi reagierte blitzschnell, packte ihre Pfote und hielt sie fest. Der Stein löste sich und fiel polternd in den Stollen hinab.
»Was war das?«, bellte Lord Naplus. »Los, seht nach!«
Kleine lose Steine knirschten unter den Stiefeln der Männer, die Tritte wurden lauter, bis sie unterhalb der Felsplatte verstummten.
»Na, was ist?«, kläffte Naplus und übertönte das Hämmern.
»Hier fällt immer wieder Dreck herab«, erklärte ein Orlande gleichgültig und kehrte um.
»Was ist nur in dich gefahren«, brummte Groohi.
Sina antwortete nicht.
Catobi begann zu schimpfen, aber Elwin ermahnte ihn sofort zu schweigen und robbte wieder vor. Der Lord sprach mit lauter Stimme und war sichtlich aufgeregt. Neben ihm standen zwei Arbeiter, die den ausholenden Bewegungen seiner Hände zu folgen suchten. Einer widersprach ihm. Naplus stampfte in Erwiderung mit einem Fuß auf den Boden, von dem sich eine kleine Staubwolke löste. Die Hämmer der Arbeiter schwiegen für einen Moment, die krächzende Stimme des Lords bellte durch den Stollen.
»Morgen früh werdet ihr auf den See hinausfahren, den Damm verstärken und diese Risse verschließen! Habt ihr mich verstanden?«
»Aber …«, begann ein Arbeiter.
»Ihr macht es, wie ich sage! Du da!«, brüllte er und zeigte auf einen Mann in Uniform, der ihn begleitete.
»Nimm dir so viele Leute wie nötig und bring mir endlich diesen verfluchten Biber!«
Der Mann sagte knapp »Jawohl« und verschwand.
»Und lasst ihn nicht noch einmal entwischen!«, rief Naplus ihm nach. »Sag Tammon, er soll einen Trupp nehmen und nach seiner Gefährtin suchen. Bringt mir die zwei so schnell wie möglich. Heute ging viel Gold verloren. Wenn das so weitergeht, bin ich so arm, dass ich euch nicht mehr bezahlen kann.«
Der Mann blieb stehen, grüßte abermals und eilte endgültig im Laufschritt davon.
Ein anderer Krieger trat
Weitere Kostenlose Bücher