Elwin - Goldrausch (German Edition)
Holz hallten durch den Wald. Sie kamen vom Staudamm und erzählten von roher Gewalt und Verzweiflung.
Sachte schob Elwin mit beiden Pfoten einige Äste beiseite und reckte vorsichtig den Kopf. Als er sah, dass kein Krieger in der Nähe war, kroch er heraus, streckte sich in der kühlen Luft und gähnte herzhaft. Sina und Batto folgten ihm.
»Es ist schon hell«, murmelte Sina und deutete mit dem Kopf zu den Baumkronen. »Lasst uns aufbrechen. Die ersten Krieger sind schon auf der Suche nach Catobi.«
Elwin schüttelte müde den Kopf.
»Zuvor möchte ich sehen, wie weit der Wasserstand gestiegen ist.«
Batto hatte offenbar nur auf die Gelegenheit gewartet. »Komm mit«, flüsterte er und stand auf. Sina blieb sitzen. »Was ist?«
»Elwin geht mit dir«, antwortete sie. »Ich wecke Groohi. Sobald ihr zurück seid, ziehen wir los.«
Batto nickte, schob Äste zur Seite und lief mit Elwin zum See. Im Schutz eines Haselnuss-Strauches mit jungen Blättern, konnten sie das Wehr einsehen. In den vergangenen Tagen hatte der Wald das Frühjahr mit frischem Grün begrüßt.
Lord Naplus stand auf der kleinen Brücke, die das Wehr überspannte. Wie am Tag zuvor war er mit einem weiten Mantel und einem hohen Hut bekleidet.
Eine Hand in die Hüfte gestemmt, mit der anderen einen Stock haltend, wies er die Leute an.
»Ihr zwei! Steht nicht so dumm herum. Helft den anderen, den Stamm herauszuheben«, donnerte er.
Die so Angesprochenen legten eine Hand zum Gruß an die Stirn und stiegen zu ihren Kumpanen ins Wasser.
»Der See ist auffallend angestiegen«, murmelte Elwin. »Sieh, das Wasser hat das Wehr und die Holzstämme bereits überflutet. Sie können sie nicht herausheben. Wie gut, dass wir das Werkzeug aus der Wachhütte genommen und in den See geworfen haben. Ohne Groohi wären wir nicht auf diese Idee gekommen.«
»Fällt dir etwas auf?«, fragte Batto. In seiner Stimme lag Schadenfreude.
Elwin blickte zum Damm und zählte acht Orlanden, die am Wehr arbeiteten. Weitere vier entdeckte er vor der Hütte, an der sie in der Nacht die Wächter überwältigt hatten.
»Wo sind die Starks?«, fasste er seine Beobachtung in einer Frage zusammen.
»Im Lager! Jedenfalls die meisten. Sie werden bald aufbrechen, um uns zu jagen«, kommentierte Batto kühl. »Ich meinte nicht die Starks, sondern das Wasser. Schau, wie trübe es ist.«
Elwin nickte. Gestern Morgen, als sie angegriffen worden und in den See gestürzt waren, hatte er bis auf den Grund hinabsehen können. Heute war das Wasser von aufgewühlter Erde getrübt. Noch nicht einmal seine eingetauchte Pfote würde er sehen. Dann verstand er.
»Catobi!«, sagte er kurz.
Batto grinste so breit, dass seine langen oberen Schneidezähne hervorschauten. Vergnügt rieb er sich die Pfoten.
»Die Orlanden sehen unter Wasser überhaupt nichts. Sie haben keine Äxte, um das Holz zu zerschlagen. Sie müssen mit den Händen ertasten, was wir gemacht haben.«
Die beiden wollten gerade aufbrechen, als plötzlich zwei Orlanden, die bis zu den Hüften im Wasser standen, ausrutschten und rücklings in den See fielen. Es platschte, kleine braune Wellen eilten durch das Wasser. Die Arbeiten kamen zum Erliegen. Die Orlanden schlugen mit den Händen um sich und versuchten, die Köpfe über Wasser zu halten, doch irgendetwas zog sie nach unten.
»Holt sie raus!«, kommandierte Naplus zwei Männer, die noch auf dem Damm standen.
Sie hatten lange Seile in den Händen, holten weit aus, warfen sie ihren Kumpanen zu und zogen die Männer an Land.
»Das war dieser verdammte Biber! Er hat sie ins Wasser gezogen«, fluchte Naplus. »Vier Bogenschützen hierher!«
Im Laufschritt rannten vier Krieger zu ihm, jeder mit einem Bogen in der rechten Hand.
»Zwei dahin, zwei auf die andere Seite«, kommandierte der Lord und zeigte zu beiden Seiten der Brücke. »Ihr schießt auf alles, was sich im Wasser bewegt.«
Naplus verließ im Eilmarsch den Damm, ging zum Lager und verschwand aus dem Blickwinkel.
Batto stieß Elwin an: »Kehren wir zurück.«
»Ihr Männer der Starks!«, dröhnte plötzlich Naplus´ Stimme durch den Wald. Dutzende Stiefel schlugen zusammen.
»Meine Geduld ist am Ende. Meine Großzügigkeit wurde von diesen Haromos schamlos ausgenutzt. Ich gab ihnen genug Zeit, um zu verschwinden und eine andere Gegend zu besiedeln. Aber nun ist Schluss! Hört meinen Befehl: Ab sofort schießt ihr auf jeden Haromo, der sich hier herumtreibt.«
»Jawohl, Lord Naplus!«, brüllten die
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