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Elwin - Goldrausch (German Edition)

Elwin - Goldrausch (German Edition)

Titel: Elwin - Goldrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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fiel ein Stein vom Herzen. Schnell stieg er auf einen höheren Ast, von dem er einen besseren Blick auf die Reiter hatte. Einen der Männer erkannte er sofort, Lord Naplus. Er war mit einer schwarzen Uniform und einem schwarzen Hut mit vier Zipfeln bekleidet. Ungefähr von gleicher Größe wie Naplus, hatte der zweite Mann einen ähnlich gedrungenen Körperbau. Vermutlich war auch er ein Orlande. Der Mann schien wohlhabend zu sein. Er trug eine elegante dunkelblaue Hose, schwarze Stiefel, darüber einen hellgrauen Mantel. Zwei Wachleute nahmen die Zügel der Ponys. Zwei weitere zogen die Türen des Schuppens auf. Naplus wartete, bis die Tore ganz geöffnet waren, und schritt dann voran. Sein Begleiter folgte ihm. Dann verschwanden sie aus Elwins Blickwinkel.
    Was hatte Naplus nur vor? Geschwind kletterte Elwin den Baum hinab, sah, dass er allein war, und rannte zur Mauer zurück. Geduckt eilte er zu der Stelle, wo er den Schuppen vermutete, streckte vorsichtig den Kopf über den Wall und blickte geradewegs durch das Tor. An der Decke und an den Wänden brannten Laternen und beleuchteten das Gebäude. Die Adler hockten in einem großen Käfig, den man hastig aus langen schwarzen Holzstangen gebaut und mit Seilen verbunden hatte. Die Vögel lebten und waren unverletzt. Am liebsten hätte Elwin laut »Juhu« gerufen.
    Der Lord stand vor dem Käfig, hinter ihm befanden sich sein Begleiter und ein Wachmann.
    »Wer hat die Fesseln der Adler zerschnitten?«, polterte Naplus und zeigte mit seinem goldenen Stock auf kurze Seile, die zu Füßen der Vögel lagen. Der angesprochene Wachmann schien überrascht, öffnete die Tür, trat vorsichtig in den Käfig, bückte sich, griff hastig die Stücke und kam sofort heraus. Die beiden Adler sahen ihn mit gesenkten Köpfen an, bewegten sich aber nicht.
    Der Wachmann blickte flüchtig auf die Seile in seiner Hand, reichte sie Naplus und erklärte: »Die Biester haben sie mit den Schnäbeln durchgebissen.«
    Naplus klopfte dem Mann mit dem Stock auf den Arm, deutete ihm, zur Seite zu treten, und sagte: »Meine Adler sind keine Biester. Sprich nicht noch einmal so frech von meinen Vögeln! Ich gab Anweisung, ihre Füße zu fesseln. Die Tiere sind nämlich ein Vermögen wert. Nehmt das nächste Mal bessere Seile.«
    Der Wachmann verbeugte sich und forderte einen Kollegen auf, neue Seile zu holen. Naplus sah seinen Begleiter grinsend an. »Na, was sagst du, Artonor? Gestern Morgen flogen diese herrlichen Adler mit zwei grässlichen Gestalten auf dem Rücken über meinen See. Die Vögel sahen mich und warfen diese Schwächlinge sofort ins Wasser. Adler waren schon immer Gefährten der Könige. Es liegt in ihrem Wesen, wahrhaft große Herrscher zu erkennen und ihnen zu dienen.«
    Artonor schritt schweigend um den Käfig und betrachtete fachkundig das Gefieder, die Schnäbel und die Krallen der Adler. Schließlich nickte der Mann und meinte: »In ihren Adern fließt edles Blut. Ich hoffe, deine Leute haben die Finger von ihnen gelassen. Sie dürfen niemals von den unreinen Händen des niederen Volkes beschmutzt werden.«
    Naplus zeigte mit dem Stock auf die beiden Wachen, die im Schuppen standen, und befahl: »Ihr habt gehört, was Artonor in seiner Weisheit gesagt hat. Keiner fasst die Adler mit bloßen Händen an. Ihr tragt Handschuhe, wenn ihr ihnen neue Fesseln anlegt.« Er deutete mit dem Stock auf den Begleiter und sagte: »Du siehst nun selbst, wie edel die Tiere sind. Ich habe dir nicht zu viel versprochen. Ich bin ein Mann fairer Geschäfte und biete dir als erstem Kunden einen Vogel an. Der rechte Adler wird mir dienen, den linken überlasse ich dir. Also, was zahlst du für ihn?«
    Die Vögel starrten Artonor mit scharfen Augen an. Der bemerkte diese Blicke und wandte sich sofort an Naplus.
    »Ich muss allein mit dir sprechen.«
    Naplus wies mit dem Stock nach draußen. Die Wachleute machten Platz und beide Männer traten ins Freie. Elwin zog rasch den Kopf ein. Wenige Schritte weiter sah er höhere Steine, die guten Sichtschutz boten. Er eilte gebückt hinüber und machte sich soweit wie möglich unsichtbar. Zum Glück half ihm die einsetzende Dämmerung. Naplus und seinen Begleiter konnte er nicht sehen. Aber er hörte deren Schritte. Sie mussten ganz in der Nähe stehen. Artonor räusperte sich.
    »Der Adler ist kräftig, der Schnabel jung und scharf.«
    »Ach, was du nichts sagst«, entgegnete Naplus. Elwin hörte den spöttischen Unterton.
    »Aber die Augen gefallen mir

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