Elwin - Goldrausch (German Edition)
sehen, wenn er nur genau hinschaute. Aber er sah ihn nicht, der Freund war gefangen.
Die Wachen kamen rasch näher. Sina packte Elwin und zog ihn mit sich in den Wald. Das ungewisse Schicksal des Freundes lastete schwer auf Elwins Schultern.
Eine gewagte Idee
Die Wachen gaben die Suche schnell auf. Sie waren den drei Freunden bis an den Waldrand gefolgt, schauten flüchtig ins Unterholz und kehrten dann zum Schuppen zurück. Bestimmt hatten sie nur den Auftrag, die Adler zu bewachen. Elwin lag wieder mit Sina unter der Eiche, während Batto umständlich zwei Äste hinauf gestiegen war, um eine bessere Sicht zu haben. Er war ein geschickter Läufer, aber Klettern war nicht seine Stärke.
Am Schuppen teilte der Kommandeur die Leute ein. Auf jeder Seite des Tores bezogen Wachposten Stellung. Zwei begannen den Wall um den Schuppen abzugehen, einer außerhalb, einer innerhalb. Ein weiterer Mann lief quer die Wiese hinauf, stieg über den Wall und verschwand im Wald. Sina hatte eine Vermutung, wohin er wollte.
»Er wird Naplus berichten, was hier vorgefallen ist und neue Befehle von ihm erwarten.«
Elwin nickte nur und vergrub verzweifelt das Gesicht in den Pfoten.
»Hätte ich Groohi nur in Ruhe gelassen! Ich wollte ihm helfen und habe ihn verraten.«
»Wir warten, bis es dunkel wird«, wiederholte Sina ihren Vorschlag, »dann schleichen wir uns an. Mit etwas Glück können wir ihn befreien.«
Batto war aus dem Baum gesprungen, legte sich neben Elwin und flüsterte: »Siehst du den Kirschbaum unterhalb des Schuppens, den, der außerhalb der Mauer frei auf der Wiese steht?«
Elwin hob den Kopf, blickte flüchtig in Richtung der ausgestreckten Pfote und nickte.
»Wir könnten uns im Schutz des Walls so weit wie möglich anschleichen, dann laufen wir das kurze Stück durch das Gras zum Baum und steigen hinauf.« Batto wartete auf Antwort, aber als Elwin stumm blieb, fuhr er fort: »Man kann von dort das Tor einsehen. Bestimmt können wir auch die Männer belauschen, und vielleicht sehen wir sogar Groohi und die Adler.«
»Und wenn ihr Pech habt, entdecken euch die gerade eingeteilten Wachposten und sperren euch auch noch ein«, giftete Sina. »Ihr überquert eine offene Wiese! Nichts da! Sie haben bereits Groohi gefangen. Ihr bleibt hier und wartet.«
Elwin folgte mit dem Blick dem Weg, den Batto vorgeschlagen hatte. Der hohe Wall umzäunte nicht nur den Schuppen und die Schafe auf der Wiese, er bot auch Schutz vor den Augen der Wachen. Aber Sina hatte recht: Wenn jemand sie im Baum entdeckte, bliebe ihnen kaum Zeit zu fliehen.
»Batto, was überlegst du?«, fragte sie, ganz so, als ob sie ahnte, was er plante.
»Ach, nichts weiter«, nuschelte er.
Sie schaute rasch zum Kirschbaum hinüber und sah Batto dann in die Augen. »Ihr beide seid wohl total übergeschnappt! Sollten sie Elwin und dich erwischen, ist es euer Ende, vielleicht sogar das der Haromos.«
»Nicht Batto wird im Baum sitzen, ich werde gehen«, unterbrach Elwin.
Sina wurde wütend.
»Du bist ja völlig verrückt«, stieß sie hervor.
»Nein. Ich weiß, was ich tue!«, entgegnete er ruhig.
»Nein, du weißt überhaupt nichts!«, grollte Sina, stand auf und nahm mit verschränkten Armen an einem anderen Baum Platz.
Batto hingegen legte sich auf den Bauch und beobachtete die Wachen. »Während du dich anschleichst, laufe ich die Wiese hinauf, springe über den Wall und jage mit Geschrei die Schafe auseinander. Die Kerle sind abgelenkt und beachten dich nicht«, schlug er vor.
»Nichts wirst du!«, brummte Sina.
Batto setzte sich neben Elwin, vermied direkten Blickkontakt mit Sina und führte seine Gedanken fort:
»Hinter der Mauer versteckt, kannst du die Wachen nicht sehen. Ich suche mir eine gute Stelle, von wo ich die Männer beobachten kann. Droht keine Gefahr, pfeife ich einmal und du läufst zum Baum. Bei Gefahr pfeife ich fünf Mal.« Leise stieß er einen schrillen Pfiff aus und grinste. »Na, was meinst du?« Er sah kurz zu Sina, die seltsam ruhig Tannennadeln von ihrer linken Pfote pickte.
»Als wir auf der Mauer standen«, begann Elwin, »sahen sie Sina und mich und hörten dich rufen. Stehst du allein dort oben, werden sie sich argwöhnisch fragen, wo die anderen sind.«
»Genau!«, murrte Sina und schüttelte den Kopf.
Batto gab nicht auf.
»Wir haben eine Chance. Sie werden uns nicht jagen, da sie andere Befehle haben. Einer ist weg und informiert den Lord. Die anderen werden den Schuppen nicht verlassen. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher