Elwin - Goldrausch (German Edition)
war nur eine Frage der Zeit, bis die Wachen von ihrem Rundgang zurückkehren würden. Dennoch hoffte er, sich in der Hütte verstecken, sein Fell trocknen und sich aufwärmen zu können.
Elwin schaute auf den See. Der Regen ließ ihn noch weiter ansteigen. Das Wasser plätscherte nun sanft gegen das Ufer hinter der Hütte. Die Wiese, auf der sie am Nachmittag zuvor Catobi überwältigt hatten, war jetzt komplett überflutet. Er dachte an die vergangene Nacht.
Nach ihrer Flucht waren sie mit den Adlern zum versunkenen Dorf der Haromos zurückgekehrt. Schon von Weitem hatten sie die Lagerfeuer der Starks gesehen, die sie auf den Wegen und entlang des Sees entfacht hatten.
An jedem Feuer saßen ein paar Männer als Wachen. In der Dunkelheit konnte sich niemand unbemerkt an ihnen vorbeischleichen oder gar quer durch den Wald gehen, ohne zu stürzen oder durch das Knirschen unter den Schuhen sofort bemerkt zu werden. Sogar zwischen den wenigen verbliebenen Hütten hatten sie Feuer entzündet. Woher sollten die Starks auch wissen, dass Elwin und seine Freunde mit zwei Adlern flogen und durch die Luft zum Dorf zurückkehrten?
Sina und Batto wollten unbedingt in das Lager der Haromos, um Palbur von den Ereignissen um den Schuppen zu berichten. Sina war in großer Sorge, weil sich jemand an ihre Höhle angeschlichen und sie ausspioniert hatte. Sie musste unbedingt wissen, ob die Kundschafter bereits einen anderen Platz für ihr Volk gefunden hatten. Groohi wollte die Haromos begleiten und brachte die beiden mit den Adlern den Berg hinauf.
Elwin hob die Ohren. Aus dem sanften Glucksen des Sees war ein heftiges Rauschen geworden. Die Wellen schlugen gegen die Hütte. Zwischen den untersten Brettern drang Wasser hindurch.
»Macht das Floß fest!«, befahl jemand.
Starks! Drei Männer sprangen ans Ufer. Elwin schlich zur Vorderseite der Hütte, schob sachte den Kopf vor und lugte um die Ecke. Ein anderes Holzhaus versperrte ihm den Blick auf die Männer. Schnell schaute er über die Wiese. Groohi musste bald zurückkehren. Hoffentlich sah er die Starks rechtzeitig.
Elwin kehrte um, ging auf Zehenspitzen zur Seeseite der Hütte und versuchte von dort, einen Blick auf das Floß zu erhaschen. Er konnte nur die drei Männer sehen, die gerade ihr Gefährt vertäuten; die anderen standen bereits zwischen den Hütten. An der Vielzahl der Stimmen erkannte er, dass es mindestens zehn waren. Elwin durfte nicht länger bleiben. Doch wohin konnte er fliehen? Ratlos ging er wieder zur Vorderseite. Die Krieger konnten noch mal die Hütten durchsuchen oder durch Zufall hineinsehen. Dann waren da noch die Wächter auf Rundgang, auch sie konnten bald zurückkehren.
»Hektor, nimm dir drei Männer und durchsuche die Hütten«, befahl in diesem Moment einer.
»Zu Befehl, Boss«, antwortete der Krieger froh gelaunt. »Hab meine Pfeile gelb markiert, damit ihr wisst, wer getroffen hat und die fette Belohnung erhält.«
Elwin hörte an der Stimme, dass der Mann grinste. Wie konnte man nur mit dem Leid anderer sein Geld verdienen? Er dachte nicht weiter darüber nach. Im Augenblick war er in großer Gefahr und musste rasch in die Wiese verschwinden, wo er hergekommen war. Dort würden sie ihn nicht sehen. Vorsichtig schaute er um die Ecke. Kaum hatte er den Kopf aus der Deckung bewegt, zischte ein Pfeil vorbei und blieb schräg in der Wiese stecken. Die gelben Federn zitterten unheilvoll hin und her.
»Da war einer!«, rief der Schütze.
Zwei lachten.
»Jetzt fang nicht an, Gespenster zu sehen.«
Schritte! Der Krieger kam. Elwins Gedanken rasten. Wo konnte er hin? Die Rückseite der Hütte blieb ihm versperrt, dort war der See. Auf der Vorderseite war das hohe Gras, aber auch die Starks. Sie würden ihn sofort sehen. Er schaute zum Wald. Der Weg war kurz. Er musste es riskieren, dorthin zu fliehen, auch wenn er nicht wusste, ob dort weitere Starks warteten oder die Männer, die die Hütten durchsuchten, ihn sehen würden.
Elwin rannte los. Das nasse Gras spritzte unter seinen Füßen, Grashalme blieben niedergedrückt liegen und hinterließen eine verräterische Spur. Er umlief einen Brombeerstrauch, rannte in dessen Schutz weiter und erreichte den Wald. Atemlos blieb er hinter einem Baum stehen und lauschte.
»Hier war doch einer!«, rief der Schütze nun seinen Leuten zu. Elwin spähte vorsichtig um den Baum und sah, wie der Krieger mit beiden Händen den Pfeil aus der Erde zog.
»Hast du ihn erkannt?«, fragte der Anführer.
»Bin
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