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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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bei Licht schlafen zu können?
    Elwin stand auf, öffnete das Fenster und sah hinaus. Groohi bewohnte zusammen mit anderen Wächtern ein hübsches altes Haus. Die Häuserfront war mit Malereien der vier Jahreszeiten verziert, wie er gesehen hatte, als sie vor der Tür standen.
    Elwin schaute zum Osttor hinüber, durch das er vor Stunden mit Groohi das Dorf betreten hatte, hob die Ohren und lauschte. Die Wachen waren auf ihrem Posten. Zwei sprachen mit gedämpfter Stimme. Sachte schloss er das Fenster, ging ins Bad und wusch sich das Gesicht. In der Küche nahm er sich ein großes Stück Apfelkuchen und verließ leise die Wohnung.
    Groohi wohnte, seinem Rang entsprechend, im dritten Stock. Elwin schritt langsam die hölzernen Treppenstufen hinab. In der Mitte waren sie ausgetreten, hier und da knirschte ein Brett unter dem Druck seiner Füße. Er blieb stehen und lauschte. Niemand hatte ihn bemerkt. Leise ging er weiter und verließ das Haus.
    Die Luft war feucht und frisch. Morgentau hatte die rund polierten Pflastersteine der Gasse wie mit einem glänzenden Guss überzogen. Elwin atmete tief durch. Er fühlte sich schrecklich müde. Die frische Luft würde ihm helfen, hoffte er, und ging zum Stadttor.
    Nur einer der fünf Wachleute blickte auf, die anderen interessierten sich nicht für ihn. Schliefen sie etwa? Sie saßen alle nach vorne gebeugt um einen kleinen Behälter aus Eisen, in dem ein niedriges Feuer brannte. Holz knisterte in der Glut. In der Mitte hing an einem Bügel eine Kanne, aus der Dampf aufstieg.
    Koltin, der Groohi und ihn befragt hatte, war einer der Wächter. Er war auch derjenige, der zu Elwin aufschaute. Die anderen Männer kannte Elwin nicht oder er konnte ihre Gesichter nicht erkennen.
    »Wo ist Groohi?«, fragte Koltin barsch.
    »Er schläft«, erwiderte Elwin.
    »Warum bist du nicht in seinem Haus?«
    »Helle Nächte bin ich nicht gewöhnt.«
    »Wir sehen es nicht gerne, wenn ein Fremder hier herumläuft. Und in den frühen Morgenstunden erst recht nicht!«
    Elwin entging nicht die Schärfe in seinem Ton, dennoch überhörte er die Warnung. »Ich möchte mit euch sprechen«, sagte er.
    »Sprechen? Mit uns? Es gibt nichts, was wir dir erzählen müssten.«
    »Wer von euch hatte in der Nacht des Überfalls Dienst?«
    Der Mann sah zu den Kollegen. Einer drehte sich zu Elwin um und machte mit der Hand eine abweisende Bewegung. »Wir mögen keine Fremden, die ihre Nase in Angelegenheiten stecken, von denen sie nichts verstehen«, nörgelte er, zum Vergnügen seiner Kollegen, die inzwischen ebenfalls aufmerksam geworden waren.
    Elwin hatte die Wächter bisher nur flüchtig beim Passieren der Tore gesehen und nie mit ihnen gesprochen. Groohi hatte ihm nur wenig über die Wachleute erzählt. Er wusste, Tiere erkennen am Geruch andere Tiere, Menschen und auch Trolle, aber die Wachen waren für sie nicht zu riechen. Und nicht zuletzt waren die Wächter Meister im Anschleichen. Im Winter hatte Elwin sie nur stumm auf einer Bank im Tor sitzend erlebt, ihre Bärte pflegend. Wie konnte er die fünf zum Sprechen bringen? Er musste eine List versuchen.
    »Vergangene Nacht beschloss der Rat, euch besser zu kontrollieren. Man erzählt sich, einige von euch hätten die Diebe mit dem Schatz flüchten sehen.«
    »Pah«, winkte der Anführer ab und starrte wieder auf das Feuer.
    »Nun, ich bin hier, um mich selbst von eurer Wachsamkeit zu überzeugen. Ich werde dem Rat berichten, dass in Zeiten größter Not fünf Wächter ins Feuer starrten und nicht auf ihrem Posten waren.« Elwin musste vorsichtig sein, er schummelte schließlich und da durfte er nicht übertreiben.
    »Wir passen schon auf. Vor drei Nächten zog Nebel auf, sonst geschah nichts«, erwiderte Koltin ungehalten. »Und jetzt verschwinde und störe nicht die Ruhe, dann hören wir auch, wenn sich hier jemand herumtreibt.«
    Elwin sah eine Chance, die fünf auf eine Probe zu stellen. Wenn jemand gut hörte und sich leise bewegen konnte, war er es! Er schloss die Augen, stellte die Ohren auf und lauschte. Es war ruhig, aus der Ferne vernahm er das gleichmäßige sanfte Gurgeln des Flusses unterhalb des Dorfes. Das Rauschen war so beruhigend! Für einen Augenblick dachte er, es würde ihn in den Schlaf wiegen. Schnell öffnete er die Augen, verließ das Stadttor und ging in die Gasse zurück, aus der er gekommen war. Konnte er die Wächter der Unachtsamkeit überführen, ihnen beweisen, dass jeder sich anschleichen konnte, ohne dass sie die Gefahr

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