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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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bemerkten? Dann hatte er vielleicht ein Druckmittel. Aber wie sollte er das anpacken?
    Er ging die Gasse entlang und schaute in die Gärten der an die Stadtmauer grenzenden Häuser. Das erste Haus hatte ein hohes Tor und verwehrte ihm jeden Einblick. Er ging weiter und sah im nächsten Haus eine Leiter im Garten an den Zaun gelehnt. Das Tor war niedrig. Elwin schaute darüber.
    Neben der Leiter standen ein Handwagen und Ackergeräte. Die Bewohner des Hauses hatten im rückwärtigen Teil einen kleinen Garten angelegt. Buntes Spielzeug aus Holz lag in einer offenen Kiste durcheinander.
    Elwin ging zum Tor, sprang darüber, griff die Leiter, trug sie durch den Garten und lehnte sie vorsichtig an die rückwärtige Mauer. Bevor er hinaufstieg, blickte er sich noch einmal um. Die Wächter waren weder zu sehen noch zu hören. Auch die Hausbewohner schienen zu schlafen und hatten sein Eindringen in ihren Garten nicht bemerkt. Einen Wachhund hatten die Leute zum Glück nicht.
    Langsam stieg Elwin die Leiter hinauf und legte sich flach auf die Schutzmauer. Die Wächter vermochte er nicht zu sehen, die Mauer verdeckte sie. Jedoch hörte er das Holz der Feuerstelle knistern; manchmal stieg auch eine helle Rauchwolke empor. Elwin setzte sich und suchte eine geeignete Stelle, von der er hinabspringen konnte.
    Ein Pfad führte an der Mauer entlang. Die Wächter nutzten ihn auf ihren Rundgängen, auch die Dorfbewohner betraten ihn beinahe täglich, hatte Groohi erzählt. Elwin blickte über den Pfad, folgte dem Weg, bis eine mit dichtem Gras bewachsene Erhebung seine Aufmerksamkeit erregte. Schnell robbte er über die Mauer und setzte sich an der ausgesuchten Stelle auf. Der Sprung schien nicht ganz so hoch. Er legte die Beine über die Mauer, stieß sich ab und sprang in die Tiefe. Mit den Füßen voran stürzte er ins feuchte Gras, rutschte aus, purzelte über den Weg und kam in der angrenzenden Wiese zum Liegen.
    Erschrocken blickte er auf die hohe Mauer zurück. War er so müde, dass seine Wahrnehmung ihn getäuscht hatte? Die Mauer schien nun viel höher zu sein, als er gedacht hatte, sie war beinahe gefährlich hoch. Schnell tastete er seine Beine ab, betrachtete seine Pfoten. Er war zum Glück unverletzt, nur sein Fell war von Morgentau durchnässt. Er stand auf und strich die Nässe von seinem Körper. Sein Herz pochte vor Schreck über den gewaltigen Sprung, die Müdigkeit war schlagartig verschwunden.
    Elwin trat auf den Weg, schlich zur Wache am Tor zurück, stellte sich mit dem Rücken an die Mauer und beobachtete die Wächter. Sie hatten ihn und seinen Sprung nicht bemerkt und hockten am Feuer. Elwin wartete einen Augenblick und schlich sich weiter an. Dann trat er von der Mauer weg, setzte vorsichtig Fuß vor Fuß, bis er dicht hinter zwei Wachleuten stand. Sie hatten ihn noch immer nicht bemerkt. Er atmete tief durch und rief mit lauter dunkler Stimme: »So! Das nennt ihr Aufpassen!«
    Die fünf Männer erschraken fürchterlich. Einer verlor das Gleichgewicht und kippte auf der Bank zur Seite, zwei andere sprangen gleichzeitig auf und stießen mit den Köpfen aneinander. Koltin sprang ebenfalls auf, sah völlig verwirrt zu Elwin und begann gleich zu schimpfen. »Du verfluchter ...«
    Elwin ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ruhe!«, befahl er. »Ihr fünf habt das Vertrauen des Volkes und des Rates sträflich missbraucht. Anstatt das Dorf zu bewachen, schlaft ihr während des Dienstes! Ich werde Noel euer Vergehen vortragen und dafür sorgen, dass man euch bestraft.« Er versuchte, so streng wie möglich zu klingen. Er musste diese Kerle einschüchtern.
    »Ich ...«, stammelte Koltin. »Wir haben aufgepasst ... Der lange Dienst ...«
    Elwin zeigte mit ausgestreckter Pfote auf ihn. »Setz dich und lass mich ausreden.«
    Zögerlich folgte der Wächter der Anweisung, auch die anderen setzten sich wieder hin.
    »Ihr genießt das Vertrauen des Dorfes. Jeder Bewohner, Kinder wie Erwachsene, legen sich Abend für Abend mit dem beruhigenden Gefühl zu Bett, dass aufmerksame Wächter sie beschützen. Wie könnt ihr deren Vertrauen nur so sträflich enttäuschen?«
    »Haben wir gar nicht!«, brummte einer der Wachen verlegen.
    »Oh doch, wie sonst hätte ich mich unbemerkt anschleichen können? Ich fand eine Leiter und bin einfach über die Mauer geklettert. Nicht auszudenken, wenn ein paar Leute einen Überfall planen, euch überraschen und ins Dorf eindringen oder, viel schlimmer, auf diese Art den Schatz der Feen

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