Elwin - Rosenwasser (German Edition)
hinterher. Der hatte gerade an einem Baum eine neue Richtung eingeschlagen. Was geschieht hier bloß?, dachte Elwin völlig verwirrt. Er erreichte den Baum, an dem Groohi nach links abgebogen war, holte auf und ging beinahe auf Tuchfühlung hinter ihm her.
»Vertraue ihm«, sagte eine Stimme. »Geht nur, geht nur.«
Die Bäume lachten boshaft. »Je weniger ihr seid, desto besser.
Elwin wurde mutiger. »Fofenda?«, flüsterte er.
»Meinen Namen wirst du mit deinem letzten Atemzug erfahren«, grollte eine Stimme, dunkel und kräftiger als alle anderen bisher. »Und ich lasse mir viel Zeit, bis du endlich deinen letzten Atemzug nehmen darfst.«
Das gehässige Lachen schmerzte in Elwins Ohren. Er drückte die Pfoten, so fest er konnte, an den Kopf, doch es war sinnlos. Er schaute neben sich auf die Bäume. Alle hatten Gesichter, länglich, rund oder oval. Sie waren rot und gelb, grün und braun oder eine Mischung aus mehreren Farben. Sie starrten ihn mit abscheulichen Augen an, Augen, in denen Feindschaft und Boshaftigkeit standen.
Elwin hatte genug, er musste diesem Schrecken ein Ende bereiten. Er spreizte die Krallen seiner Pfoten, hielt sie zu beiden Seiten an den Kopf, blieb vor einem Baum stehen und streckte wie der seine Zunge raus. Grimassen vor dem Spiegel schneiden, das konnte er gut, und so stieß er einen wütenden Schrei aus. Er wusste, sein Verhalten war kindisch. Dennoch atmete er ein weiteres Mal tief durch, schrie noch einmal, und fühlte sich viel besser. Er wandte sich dem nächsten Baum zu und bewegte wie der seine Zunge auf und ab. Na also, die Bäume verstummten. Rasch folgte er Groohi, der bereits weit vorausging.
Kaum war Elwin ein paar Schritte gegangen, spürte er die Anwesenheit eines anderen. Er wusste, dass sie nicht allein waren. Ein Schatten huschte hinter einen Baum. Er wollte nicht wissen, was für eine seltsame Kreatur das war und eilte weiter. Wieder ein Schatten. Nun konnte er seine Neugier nicht länger unterdrücken, drehte sachte den Kopf nach links und wäre vor Schreck beinahe gestolpert. Der Anblick traf ihn völlig unerwartet.
»Leila!«, stieß er hervor.
Neben einem Baum stand eine hübsche junge Frau. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, dazu passende schwarze Stiefel und Handschuhe. Ihre dunklen gewellten Haare schimmerten seiden auf den Schultern. Sie erinnerte Elwin sofort an Leila, als sie noch ein Teenager war. Die Sterns hatten ihm Bilder aus ihrer Jugend gezeigt. Elwin blickte in ihr Gesicht. Kein Zweifel, sie sah genau so aus, wie er die junge Leila auf dem Foto in Erinnerung hatte.
Elwins Gedanken überschlugen sich. Sie waren plötzlich so wirr wie die Gewächse in diesem Wald. Sein Herz tanzte vor Freude, Leila zu sehen, aber sofort ermahnte er sich, dass er einer Täuschung unterlag.
»Fofenda?«, fragte er unsicher.
Sie lächelte anmutig.
›Sie ist hübsch, aber auch arglistig‹, rief er sich die Mahnungen in Erinnerung. Majestätisch, wie eine Königin, schritt sie oberhalb des Grabens neben ihm her. Elwin dachte an Bossi: ›Gib Acht.‹ Er entsann sich Noels Worte: ›Sprich mit ihr.‹
»Wie ist dein Name?«, fragte sie mit sanfter Stimme.
»Elwin«, antwortete er, ohne nachzudenken. Hatte er nun einen Fehler gemacht? Durfte sie seinen Namen nicht wissen? Er ermahnte sich zur Besonnenheit, seine Gedanken nahmen Form an. Schließlich sagte er: »Ich habe in Erzählungen von dir gehört und wusste, dass du eine zauberhafte Fee bist. Jeder sagt es. Aber nun bin ich sprachlos. Du übertriffst meine Vorstellungen bei Weitem.« Er blieb kurz stehen und verneigte sich vor ihr.
»Wie lieb von dir«, entgegnete sie geschmeichelt. »Du denkst, ich bin wirklich hübsch?«, fragte sie, drehte ihren Kopf ins Profil und ließ ihr langes Haar über die Schulter fallen.
Elwin musste an die Schöne, das Schaf, denken, die so eitel war und sich so gerne in Pose stellte.
»Ja«, sagte er indessen, »dein Gesicht ist so anmutig, deine Figur so bezaubernd, du siehst fabelhaft aus.« Fabelhaft, dachte er, ja, das ist sie und herrschsüchtig.
»Und was macht ein so niedlicher Kerl wie du mit diesem ekligen Bohaben hier im Wald?«, fragte sie in einem weniger freundlichen Tonfall.
Hoffentlich kann sie nicht meine Gedanken lesen, dachte Elwin und erfand schnell eine Geschichte.
»Die ekligen Bohaben, wie du sagst, sind von ihrer Aufgabe erschöpft. Seit Generationen dienen sie den Feen und möchten endlich von dieser Bestimmung befreit werden.« Er sah Fofenda
Weitere Kostenlose Bücher