Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Dämmerlicht des Waldes so gut gediehen. Den Gedanken verfolgte er aber nicht weiter; es war eben ein verwunschener Wald. Zu den grässlichen Fratzen in den Bäumen bildeten die Rosen einen wunderbaren Gegensatz. Der Pforte folgte ein mit edlen Marmorplatten ausgelegter Weg, der in einem geschwungenen Bogen tiefer in den Wald zu einer Felswand führte. Elwin kniete sich hin und versuchte, einen Blick auf den Brunnen zu erhaschen, sah aber nur ein rundes Gebilde, das mit weiteren Rosen umwachsen war. Kein Zweig, kein Blatt lag auf den Marmorplatten. Das Gras zwischen den Fugen war niedrig, als würde ein Gärtner den Zugang regelmäßig pflegen.
»Meine Vorfahren bauten einst diese hölzerne Pforte und legten den Weg, den einzigen Zugang zum Brunnen, mit Marmor aus«, erklärte Groohi voller Ehrfurcht. »Den Erzählungen nach war die Quelle ein unter dem Felsüberhang verborgenes tiefes Loch im Gestein. Nachdem Bohabo, der Gründer unseres Stammes, die Quelle entdeckt hatte, bauten er und seine Söhne den Brunnen.«
Elwin trat einen Schritt vor und lauschte mit aufgestellten Ohren. Sie waren allein! Auch Fofenda schwieg, obwohl sie wussten, dass sie ganz bestimmt in der Nähe war.
»Ich möchte mir den Brunnen ansehen«, flüsterte Elwin. »Auffällige Spuren fanden wir bisher nicht, vielleicht finden wir ja dort einen Hinweis auf die Bande?« Er machte einen Schritt zur Pforte hin. Blitzschnell packte Groohi ihn am Arm und zog ihn mit einem Ruck so heftig zurück, dass Elwin stürzte.
»Hey, was soll das?«, murrte der.
Groohis Gesicht war bleich. »Du weißt nicht, auf was du dich einlässt. Welche Spuren willst du denn noch finden? Es passt doch alles zusammen; Noel nannte die Namen der Verfluchten, Koltin hörte eine Gruppe Trolle durch den Wald laufen und Fofenda gab Hinweise auf die Prinzengarde.«
»Lass uns nicht schon wieder darüber streiten. Wir haben den Wald durchquert, trafen auf diese schräge Fee und leben noch. Wir werden auch diese albernen paar Meter zum Brunnen schaffen. Außerdem vermuten wir nur, dass es die Prinzengarde ist.«
»Du hast wohl auf alles eine Antwort«, brummte Groohi. Er ging zur Pforte, suchte mit dem linken Fuß festen Stand im Boden, gerade so, als wollte er etwas Schweres ziehen. »Du willst wissen, was dich erwartet? Geh langsam durch die Pforte und setz nur einen Fuß auf die Steine«, erklärte er.
Elwin sah ihn fragend an.
»Nun mach schon«, befahl Groohi. »Hörst du! Nur einen Schritt! Ich halte dich an einer Pfote fest und helfe dir zurück.«
»Ich kann allein gehen und benötige keine Hilfe«, murrte Elwin und stellte sich vor die Pforte.
»Das glaub mal nicht«, erwiderte Groohi, packte Elwins linke Pfote und prüfte noch mal seinen Stand. Elwin hob den rechten Fuß, setzte die Spitze des Stiefels sachte auf den Marmor. Nichts geschah! Er bewegte den Oberkörper behutsam vor, schaute in den Bogen, wartete, wieder geschah nichts. Er bewegte sich weiter, sein Körper passierte die Pforte. Der süße Duft der blühenden Rosen stieg in seine Nase und füllte die Lungen. Er mochte den Geruch, atmete tief durch und fühlte sich großartig. Was sollte hier gefährlich sein? Hatte Groohi sich einen Scherz mit ihm erlaubt?
Er hob den anderen Fuß an und setzte auch ihn auf den Weg. Nichts, aber auch gar nichts, deutete auf Gefahr hin. Nur Groohis Hände störten diesen Frieden. Elwin spürte, wie der Freund an seinem Arm zerrte. Warum zog er ihn zurück? Hier war es doch so friedlich. Keine teuflischen Bäume, kein hämisches Gelächter von Fofenda. Elwin schaute nach oben. Das grüne Dach des Waldes war ausgedünnt, malerischer dunkelblauer Himmel leuchtete über ihm. Wie schön, dass ich hier bin, dachte er, der Duft, die Farben; meinen Freunden zu Hause werde ich davon erzählen.
Er wollte einen weiteren Schritt machen, konnte aber nicht. Groohi zog unerbittlich. Elwin öffnete die Pfote, versuchte, sich aus dem Griff zu lösen. Aber sein Freund war so hinterhältig und hatte ihn jetzt mit beiden Händen am Arm gepackt. Er musste sich dieses Kerls entledigen, sich aus seinem Griff befreien. Groohi missgönnte ihm wohl sein Glück, wollte den Wald für sich allein haben. Er sagte immer, er sei ein Freund, aber jetzt wusste Elwin es genau: Groohi war ein Feind, der ihm den Weg zum Glück nicht gönnte.
»Du hältst mich nicht auf«, knurrte Elwin. Er hörte seine Stimme und war stolz auf die Kraft und Entschlossenheit, die darin lagen. Er musste Groohi
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