Elwin - Rosenwasser (German Edition)
breit lächelnd an, hob die Arme und deutete mit großer Geste über den Wald. »Ich verstehe sie nicht. Dieser tolle Wald, eine bezaubernde Fee, was will man mehr? Der Bohabe zeigt mir den Weg zum Brunnen. Im nächsten Frühjahr werde ich mit meinem Freund Valentino die Schatzkiste tragen.«
»Du!«, stieß Fofenda schrill hervor.
»Ja. Schau mich an. Mein Freund und ich sind kräftig, wir haben starke Pfoten, sind unerschrocken und überall beliebt.« Elwin ging wieder schneller, Groohi war zu weit voraus.
Fofenda schaute ihn sprachlos an, sprang gewandt vor ihm in den Graben und blockierte den Weg. Sie musterte Elwin von Kopf bis Fuß, dann lachte sie höhnisch.
»Heute ist dein Glückstag, mein Lieber«, begann sie, hob die Arme und streckte ihre Finger aus. Blitzschnell ballte sie eine Faust, öffnete die Hand wieder und verschränkte beide Arme vor ihrer Brust.
»Du bist ein lustiger Kerl«, erklärte sie mit so weicher Stimme, dass Elwin die Furcht in alle Knochen stieg. Sie genoss den Augenblick, wusste um die Macht ihrer Worte und den Klang ihrer Stimme. Dann brüllte sie: »Wage es nicht noch einmal, mich zu belügen!« Ihre Worte hallten endlos durch den Wald.
Elwin machte unfreiwillig einen Schritt zurück. Du darfst Groohi nicht aus den Augen verlieren, mahnte er sich, sie will dich nur von ihm trennen. Er trat einen Schritt vor, Fofenda versperrte ihm den Weg, zuckte mit dem Kopf, das Echo schwieg. Sie schnippte verdeckt mit den Fingern der rechten Hand. Elwin bemerkte es dennoch und ahnte, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Er hob die Ohren und hörte hinter sich Blätter knistern. Wie Fofenda auch, verschränkte er die Arme und sagte: »Meine hübsche Fofenda, auch ich mag keine Lügen. Erzähl mir nichts von meinem Glückstag, wenn deine Pflanzen heimlich hinter meinem Rücken Böses beabsichtigen.«
Elwin sah ihr fest in die Augen, deren Farbe von dunkelbraun nach grün wechselten. Sie war die alleinige Herrscherin in diesem Wald, und dennoch beschlich sie Unsicherheit. Sie wusste nicht, wie sie mit Elwin umgehen sollte. Er musste ihre augenblickliche Schwäche nutzen, auch wenn er am liebsten vor Angst davongelaufen wäre. Schon spürte er den Hauch der Blätter auf seinem Rücken. Es knisterte, die Haare seines Fells standen am gesamten Körper ab. Er musste etwas tun, und zwar schnell.
»Ich bin noch aus einem anderen Grund hier«, begann er. »Ich möchte dir ein Angebot machen.«
»Was für ein Angebot kannst du mir schon machen?«, platzte sie verblüfft heraus.
»Königin Mala erlöst dich von deinem Bann und du kannst den Wald verlassen!«
Fofenda streckte die Arme aus, spannte die Finger der rechten Hand hinter dem Daumen und ließ sie nach vorne schnellen. Elwins Neugierde gewann Oberhand und er schaute vorsichtig zur Seite. Eine Wand aus Knisterfeu hatte sich hinter ihm aufgebaut. Einem Ungeheuer gleich, konnte es ihn mit einem heftigen Schlag niederstrecken und verschlingen. Dieser fürchterliche Anblick der blitzenden Blätter, deren schwarze Zweige sich wie Schlangen ringelten, ließ ihn einen gewaltigen Sprung nach vorne machen. In diesem Augenblick berührte er mit dem Arm unabsichtlich Fofenda, ein Funke sprang mit einem lauten Knall von ihm auf sie über.
Beide erschraken, starrten einander an. Fofenda war vor Schreck ganz weiß im Gesicht. In ihren Augen brannte ein Feuer. Elwin sah sein Spiegelbild, sah, wie er von den Flammen verschlungen wurde. War es das, was sie als Nächstes plante? Konnte er in ihren Augen ihre Absicht erkennen?
»Ich weiß mich zu wehren«, sagte er betont gelassen und nutzte so ihre Verwirrung. »Die Schatzkiste ist verschwunden. Hilfst du bei der Suche, kannst du als Dank den Wald verlassen, wann immer du möchtest.«
Jetzt schaute er nach Groohi aus und war entsetzt, ihn nicht mehr zu sehen. »Ich habe viel zu tun. Überlege dir unser Angebot. Du weißt, wo ich bin!«, rief er hastig und rannte Groohi hinterher.
»Bleib stehen!«, schrie Fofenda außer sich.
Elwin spürte bei diesen Worten jedes einzelne Haar seines Fells. Das Dümmste, was er nun tun konnte, war, stehen zu bleiben, also rannte er noch schneller.
»Du hast mich schon wieder belogen!«, keifte Fofenda plötzlich von der Seite.
»Habe ich nicht!«, gab Elwin zurück, erleichtert, Groohi wieder zu sehen. »Du bist eine wunderschöne Fee!«
»Bleib sofort stehen!«, befahl sie wütend.
Elwin rannte noch schneller.
Fofenda streckte die Arme aus und schleuderte zwei
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