Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Nähe an einem Fluss nieder, errichtete ein Dorf. Sie nannten sich Bohaben und stellen seither die Ehrenwächter der Feen.«
»Hast du ihn je gesehen?«, fragte Elwin.
»Pletomuk? Nein!« Groohi schüttelte den Kopf. Er stand auf und starrte direkt auf eine von Fofendas dreiarmigen Kreaturen, die sich unbemerkt angeschlichen hatte. Bevor Groohi den Freund warnen konnte, packte das Biest ihn mit einer Klaue an der Jacke, hob ihn mit Leichtigkeit in die Luft und warf ihn im hohen Bogen durch die Rosenpforte. Gleich danach packte es auch Elwin und schleuderte ihn durch die Pforte. Er fiel hart auf den Po, überschlug sich mehrmals und kam auf dem Bauch zu liegen. In Panik riss er die Augen auf und sah, dass er auf den Marmorplatten zum Brunnen lag. Er versuchte sich mit beiden Pfoten in einer Fuge der Steine festzuhalten, aber der schwarze Strom riss ihn mit.
Fofenda stand vor der Pforte, tanzte und kreischte vor Freude. »Zeig mir doch, wie kräftig und unerschrocken du bist, Elwin! Du bist ein Niemand! Und der Bohabe auch!«
Die schwarze Flut schleuderte Elwin in das Gras neben dem Brunnen, dann war sie plötzlich weg. Flink kam Elwin auf die Füße, lief zu seinem Freund und half ihm aufzustehen. Groohis Gesicht war schmerzerfüllt.
»Bist du verletzt?«, fragte Elwin besorgt.
Groohi schüttelte den Kopf, rieb sich dennoch die rechte Schulter und deutete mit dem Kopf auf den Brunnen. »Schnell, verstecken wir uns dahinter.«
Im Schutz der Steine schauten sie zur Pforte. Neben Fofenda saßen zwei dieser hässlichen dreibeinigen Kreaturen als Wachhunde. Sie kniete sich hin, streichelte über deren Köpfe und gab ein Kommando. Die beiden Kreaturen sprangen auf, öffneten die Mäuler, streckten die Krallen vor und rannten auf die Pforte zu. Da krachten sie gegen etwas Unsichtbares, fielen um und blieben regungslos am Boden liegen.
Fofenda kochte vor Wut. »Ihr verdammten Krabunde!«, schrie sie. »Ihr werdet doch nicht an so einem harmlosen Fluch an der Pforte verenden?« Sie hob die Arme und bewegte sie wild auf und ab. Mit jeder Bewegung huschte ein Feuerschweif, ein Blitz oder ein Windstoß auf den Brunnen zu, um spurlos zu verschwinden.
Groohi begriff sofort, was geschehen war.
»Sie hat diesen Brunnen nicht nur verflucht, sondern auch geschützt«, erklärte er verdutzt. »Keine ihrer Kreaturen kann durch diese Pforte. Sie will nur uns.«
Fofenda tobte, befehligte das Knisterfeu, die Blätter rauschten heran, bedeckten die toten Wesen und verschlangen die Krabunde im Nu. Plötzlich schwieg die wütende Fee, drehte sich um und sah in den Wald.
»Was macht sie?«, fragte Groohi unterdrückt.
Elwin lauschte. »Es scheint, als hätte sie etwas gehört. Ich weiß, es klingt verrückt. Jemand ruft sie.«
Pletomuk
Fofenda war im Nichts verschwunden. Elwin stand auf, erleichtert, dass er unverletzt war.
»Schau her!«, rief er frohgemut. »Ihr Fluch greift uns nicht mehr an.«
»Wie konnten wir nur so unvorsichtig sein, uns dort hinzusetzen und nicht aufzupassen«, machte Groohi sich Vorwürfe. »Es ging alles so schnell. Das Vieh hätte uns mit seinen Krallen den Hals durchtrennen können.« Groohi schüttelte sich im Nachhinein entsetzt. »Am Brunnen können wir uns frei bewegen. Es ist die Nähe zum Wasser, die uns schützt. Sobald wir wieder die Marmorplatten betreten, packt uns ihr Fluch mit aller Macht und zerdrückt uns.«
Elwin wollte jetzt nicht daran denken. Viel mehr interessierten ihn der geheimnisvolle Ort und der Brunnen, aus dem die Feen ihre unglaubliche Kraft gewannen. »Sie ist erst mal weg, also nutzen wir die Zeit«, murmelte er.
Dunkelgraue Schiefersteine formten einen kleinen runden Brunnen. Er war, wie die Pforte auch, mit weißen Wildrosen umwachsen, die ineinander rankten, als hätte sie seit Urzeiten niemand berührt. Die Blüten waren noch geschlossen und nicht so groß wie die am Eingang. Unter ihnen versteckt lag eine schwere Steintafel, die den Brunnen abdeckte.
Groohi war in sicherem Abstand stehen geblieben und schaute zu, wie Elwin den Ort untersuchte. Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Er folgte dem Freund, hob einen Zweig an und blickte aufmerksam über die Abdeckung des Brunnens.
»Was ist?«, fragte Elwin.
»Der leere Flakon und die Lampe sind verschwunden.«
»Was für eine Lampe?« Elwin kniete sich und blickte ebenfalls über die Steintafel. »Hier sind Rosen, sonst nichts.«
»Es ist Brauch, im Frühjahr ein Geschenk für Pletomuk mitzubringen.
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