Elwin - Rosenwasser (German Edition)
Bärengesicht schaute, machte er unfreiwillig einen Schritt zurück und warf seinen Trinkbecher um. »Wer ist das denn?«, stammelte er verblüfft.
»Mein Freund Elwin«, antwortete Groohi und ergänzte: »Der kann richtig sauer werden, falls man ihn zu lange warten lässt.«
»Wir sind in Eile«, drängte auch Rano.
»Geht! Geht! Aber lasst den Fremden bloß nicht aus den Augen«, belehrte sie der Wachmann.
»Danke für den Hinweis!«, erwiderte Groohi, zwinkerte mit einem Auge und schob Elwin an der Wache vorbei.
Ein riesiger Platz öffnete sich den Besuchern. Elwin drehte sich während des Gehens um, blickte auf die hohe Schutzmauer hinter sich, über den gepflasterten Platz und die nächste Mauer weiter in der Mitte.
»Hier ist der Gemeinschaftsplatz«, erklärte Groohi und blieb kurz stehen. »An drei überdachten Feuerstellen kochen und essen wir, auch der Hochbohabe.«
Elwins Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Drei lange Tischreihen standen in unmittelbarer Nähe der Kochstellen. An gut besetzten Tischen aßen die Leute von Holztellern und tranken aus kleinen Krügen. Zwei Musiker spielten zur Unterhaltung.
»Du sagst, die Bohaben fürchten sich«, bemerkte Elwin. »Ich habe eher den Eindruck eines Festes. Hör nur, die Musik.«
Groohi schüttelte den Kopf. »Die Musik ist nichts Besonderes, sie spielt immer zum Essen. Das beruhigt und macht Freude. Du siehst den Leuten die Angst nicht an, und sie würden es auch niemals zugeben, ängstlich zu sein.« Er überlegte kurz. »Weißt du, wir Bohaben haben eine stolze Seele.«
In einem der Töpfe wurde Fleisch zubereitet, in einem anderen eine Gemüsesuppe, auf einem Tisch standen Salate und Brot. Selbst Elwin wurde bei dem Duft hungrig und war nicht überrascht, dass sein Freund jetzt schnell das Thema wechselte.
»Das ist einer der Vorzüge von Bogolan«, schwärmte Groohi. »In jedem Topf wird etwas anderes gekocht. Jeder kann umhergehen und nehmen, was er möchte. Na ja, solange der Vorrat reicht«, ergänzte er schnell.
Rano mahnte sie zum Weitergehen. Sie überquerten den Platz zum nächsten, weiter innen gelegenen Tor. Es stand offen und war mit zwei Wachleuten besetzt. Eine schmale mit halbrunden Steinen gepflasterte Gasse führte steil ins innere Dorf. Die drei stiegen langsam hinauf.
Hatten die Häuser des unteren Dorfes viereckige Fenster, waren sie hier dreieckig, mit gelb bemalten Rahmen. Der Platz war kleiner, aber dennoch durch starke Mauern gut geschützt. In einigen offenen Fenstern lagen Decken zum Lüften. Frauen und ältere Männer waren mit Wäsche waschen beschäftigt. Sie hatten einen Teil des Wassers aus dem nahe gelegenen Wasserfall in Tröge umgeleitet. Unter einem Kessel brannte ein Feuer, Dampf stieg in Spiralen in den Himmel, bis er sich auflöste.
»Hier wohnen und schlafen wir und unterrichten die Kinder«, erklärte Groohi, während er den Schritt beschleunigte und Elwin zur Eile drängte. Rano stand bereits vor dem Tor zum höchsten Platz und wartete.
»Wir steigen nun zum obersten Rat auf. Folgt mir!«, rief er.
Das Tor nach oben war verschlossen. Zwei dunkelrot gekleidete Wächter standen davor und kreuzten jetzt ihre Lanzen.
»Meldung!«, forderte einer der Männer.
Rano antwortete: »Hochbohabe Dobin möchte die beiden sofort sprechen.«
»Der Hochbohabe empfängt niemanden«, antwortete der Mann ins Leere blickend.
Der junge Diener trat vor den Wachmann und schaute ihm direkt in die Augen. »Weißt du nicht, wer vor dir steht!«, donnerte er mit fester Stimme, die Elwin dem jungen Mann gar nicht zugetraut hätte. Selbst die beiden Wachen standen sofort stramm. »Ich bin Rano, sein Diener. Macht sofort das Tor auf und lasst uns durch!«
Die Männer schwiegen und hielten die Lanzen weiterhin gekreuzt.
»Was ist da los?«, rief eine Stimme von oberhalb des Tores.
Rano trat ein paar Schritte zurück, blickte nach oben und antwortete: »Hochbohabe, ich habe, wie befohlen, Groohi und seinen Begleiter hierher gebracht. Die Wachen verweigern uns aber den Zutritt.«
»Groohi! Endlich!«, rief Dobin und befahl: »Macht das Tor auf und lasst sie passieren.«
Die Wachen hoben die Lanzen, lösten einen Riegel und schwangen lautlos beide Türen auf. Wieder stiegen die drei eine schmale, steile Gasse hinauf und erreichten endlich den höchsten Platz im Dorf. Von hier hatte man einen atemberaubenden Blick über die Wiesen und Wälder, aber niemand achtete darauf.
»Ich habe eure Rettung aus dem Fluss
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