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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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verschlang. Der andere Schatten stand quer in der Tür, presste sich hindurch, die Angeln stöhnten.
    Sahn drehte sich um und sah sich zwei kräftigen, schwarz gekleideten Männern gegenüber. Wortlos hoben die Männer die Arme, ballten die Hände zu Fäusten und ließen sie auf Noels Kundschafter hinabsausen. Die beiden stürzten zu Boden.

Ratssitzung
    Das Gasthaus war selbst um diese späte Stunde zum Bersten voll. Noel hatte die Versammlung eröffnet und berichtete von den Geschehnissen des Tages. Die meisten kannten die letzten Nachrichten, dem Beo auf dem Marktplatz sei Dank, jedoch wollten sie Noel und den Rat selbst hören und sprechen. Zu viele Gerüchte fanden reichlich offene Ohren und Münder, die sie hastig verbreiteten. Zu viele dunkle Geschichten waren in Umlauf, die vom baldigem Untergang Maledonias erzählten.
    Groohi trug die Uniform der Ehrenwächter und saß mit Elwin im Kreis seiner Kollegen an deren Stammtisch. Elwin hatte Groohi gefragt, warum er die Uniform trage, schließlich sei er nicht im Dienst. Sein Freund hatte von der Pflicht gesprochen, die erst in der Mittsommernacht ende. Er war stolz, Ehrenwächter zu sein, mit oder ohne Schatzkiste. Die Beschimpfungen der Bewohner am Abend zuvor über ihr angebliches Versagen überhörte er.
    »Diese mutige Leistung, liebe Longoresen, ist uns einen herzlichen Beifall wert!«, rief Noel, auf dem Podium stehend, in den Saal. Er deutete mit ausgestrecktem Arm nach rechts. »Groohi und Elwin, die Helden des Tages!«
    Groohi mochte den Trubel nicht. Hilfe suchend blickte er zu den Kollegen, sah sie jedoch auffordernd nicken. Also stand er mit Elwin auf und verbeugte sich vor den umstehenden Leuten. Ein Mann klopfte ihm auf die Schulter. Eine Frau schloss ihn fest in ihre Arme, sodass er augenblicklich errötete. Sie löste die Umarmung, legte stattdessen einen Arm auf seine Schulter und drehte ihn zu ihren Freunden. »Es ist gut, euch Ehrenwächter in der Nähe zu haben.« Sie betrachtete ihn und sagte: »Und in dieser Uniform siehst du richtig süß aus.«
    Die Leute lachten, ein Mann rief: »Die sind weder süß noch wachsam, vergiss das nicht, Sirla!«
    Ein paar Bewohner nickten Elwin zu und lächelten höflich. Nur einer legte ihm eine Hand auf die Schulter und bedankte sich für seine Hilfe. Die meisten Bewohner wussten sein fremdes Aussehen nicht einzuschätzen; Bären waren nicht gerade ihre Freunde. Stellte er dann noch die Ohren auf, ergriff so manch einen die Furcht vor diesem ungewöhnlichen Kerl. Der Beifall verlosch wie eine Kerze im Wind, als Noel auf die Schatzkiste zu sprechen kam.
    »Suchmannschaften sind noch unterwegs«, erklärte er. »Vielleicht gelingt es uns, das Versteck der Bande zu entdecken. Leider bedeutet das nicht, das wir auch die Schatzkiste finden werden. Sollte sie vergraben irgendwo im Wald liegen, ist sie für immer verloren. Tarons Bande muss nur bis Mitternacht warten und sich ruhig verhalten, um ihr Ziel zu erreichen.«
    »Wir müssen die Kerle aufscheuchen, sie aus ihrem Lager locken!«, rief ein Gast dazwischen.
    Elwin und Groohi erschraken beim Klang der Stimme, sahen sich entsetzt an und sprachen wie aus einem Mund: »Der Schmied.«
    Groohi sprang auf und suchte mit hastigen Blicken nach dem Sprecher. Elwin riss die Ohren hoch. Der Mann redete mit seinem Nachbarn, zu leise, um die Stimme noch einmal zu hören. Groohi stand der Schweiß auf der Stirn. Hastig wandte er den Kopf und versuchte, zwischen den Leuten einen Blick auf den Sprecher zu erhaschen. Da sah er, dass es nicht der Schmied war. Erleichtert setzte er sich hin.
    »Ich kenne den Mann nur vom Sehen«, beantwortete er Elwins fragenden Blick. »Dachte schon, der Schmied sei hierher gekommen.«
    Groohis Kollegen war sein auffälliges Verhalten nicht entgangen.
    »Was ist mit dem Schmied? Ihr seht aus, als hättet ihr Fofenda gesehen«, erklärte der Mann neben Groohi.
    Groohi ging nicht auf ihn ein, griff sich seinen Becher und nahm einen langen Schluck.
    Der Mann sah sie abwechselnd an. »Na, was ist? Läuft hier eine Geschichte, die ihr uns verheimlicht?«
    Elwin genügte ein kurzer Blick, und er wusste, dass der Freund innerlich zutiefst zerrissen war. Sollte er die Wahrheit sagen und den Kollegen die Geschichte über ihren tollkühnen Plan anvertrauen, oder war es ratsamer, zu schweigen und zur Not zu lügen? Groohi war Ehrenwächter, stand im Dienst der Feen, die ihn für seine Ehrlichkeit schätzten. Wie bedrückend Schweigen sein kann, dachte

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