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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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ihm. Die Grashalme schnitten schmerzhaft in die vielen kleinen Wunden seiner Arme und Beine, aber das Abenteuer hatte vollends Besitz von ihm ergriffen. Er konnte auf solche Kleinigkeiten keine Rücksicht nehmen.
    »Schau, das schwarze Tor! Es ist neu. Das alte hatte schwere Bänder aus Eisen, die völlig verrostet waren, und es hing schief in den Angeln. Daher konnte man es nicht öffnen«, erklärte Blacky sachkundig, der Brücke gegenüberliegend.
    »Ich sehe keinen Rost, und schief ist es auch nicht«, bemerkte Sahn, der dem Freund nicht nachstehen wollte. »Vielleicht haben ein paar Leute aus der Umgebung ihr Werkzeug für die Feldarbeit dort gelagert und einen Schreiner gebeten, ein neues Tor zu bauen. Aber Noel hat doch gesagt, hier sei niemand.«
    Sahn gab dem Kumpel einen Schubs. »Sei still. Ich habe etwas gehört. Da kommt jemand.«
    Die beiden zogen die Köpfe ein und blickten durch das hohe Gras gebannt auf das Tor, das langsam aufschwang. Ein kräftiger Mann in grauer Uniform trat heraus, sah sich mit schnellen Blicken um, zog das Tor bei und ging mit zwei Eimern in der Hand über die Brücke. Behutsam setzte er Fuß um Fuß auf die Steine der Brücke, um nur kein Gras in den Fugen niederzutreten. Dann ging er auf dem Wall nach Osten weiter und verschwand aus dem Blickfeld.
    »Der geht Wasser holen«, flüsterte Blacky. »Lass uns nach Longor laufen und Noel berichten.«
    »Blödsinn, wir gehen hinein. Wir sind Kundschafter und sollen herausfinden, ob hier der Schatz versteckt ist. Lass uns in der Burg nachsehen, dann hauen wir nach Longor ab und überlegen uns eine Belohnung. Was meinst du, wie die staunen werden, wenn wir die Schatzkiste entdecken. Siehst du jemanden?«
    »Nee.«
    Die beiden standen auf und liefen über die Brücke zum Tor, schoben die Tür sachte auf und schlüpften in den Innenhof, wo sie sich mit dem Rücken flach an eine Mauer stellten.
    »Mist«, flüsterte Blacky.
    »Was ist?«
    »Wir hätten die Gesichter, Beine und Arme schwärzen müssen. So sieht uns jeder, wie blöde Anfänger.«
    Sahn deutete mit dem Kopf auf die gegenüberliegende Seite. »Da ist alles, was du brauchst. Eine Feuerstelle. Los, lass uns dort hinlaufen.«
    »Gut. Wir geben uns gegenseitig Deckung.«
    Die beiden traten vor, suchten mit schnellen Blicken die Mauern über sich ab. Sie waren allein. Rasch überquerten sie den Hof bis zum Wehrgang, blieben wieder mit dem Rücken an der Mauer stehen und warteten. Dann lief Blacky zum Steintisch, versteckte sich darunter, sah sich um und winkte den Freund heran. Zusammen krochen sie unter dem Tisch hindurch zur Feuerstelle. Sahn griff ein Stück verkohltes Holz und begann, die gesunde Haut zu schwärzen.
    »Zuhause werden sie staunen, wenn sie uns sehen.« Zur Verdeutlichung hob er die Arme in die Höhe, die so schwarz waren wie die Kohle. Er blickte über den Innenhof.
    »Schau mal! Dort drüben!«, flüsterte Blacky. »In dem Turm steht eine Tür offen. Lass uns da nachsehen.«
    »Wir wissen nicht, wie viele Männer hier sind«, erwiderte Sahn.
    »Ja und?«, bemerkte Blacky grinsend.
    »Wir sollten besser verschwinden. Das Tor, die warme Feuerstelle, der Mann, der Wasser holt. Wir wissen genug.«
    »Lass uns in den Turm sehen, dann verschwinden wir.«
    Blacky versetzte dem Freund einen kleinen Stoß und schlich am Gemäuer entlang. Sahn folgte ihm in kurzem Abstand. Vor der Tür blieben sie stehen und schauten sich um. Niemand war zu sehen oder zu hören.
    Blacky zwängte sich durch den engen Spalt der Tür. Sahn war zu füllig, passte nicht hindurch und drückte die Tür auf. Sie knirschte in den Angeln, kratzte auf dem Boden. Ein schmaler Lichtstrahl, scharf wie ein Dolch, leuchtete den muffigen Raum spärlich aus. Staub tanzte in dem Lichtbündel. Die beiden starrten in die Dunkelheit und sahen beinahe nichts. Blacky schloss die Augen, hoffte, sie so schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen, öffnete sie und entdeckte prompt vier offene Säcke. Er beugte sich vor und tastete mit einer Hand den Inhalt der Säcke ab.
    »Kartoffeln«, murmelte er, fasste in den anderen und rieb Mehl zwischen den Fingern.
    Sahn war in der Tür stehen geblieben. Mutig folgte er dem Freund, wollte sich selbst von der ungeheuren Entdeckung überzeugen.
    »In meiner Familie sind wir zu fünft«, murmelte er. »Für uns würden die Vorräte etliche Wochen reichen.«
    Zwei Schatten schlichen heran. Einer kam aus dem Dunkeln des Raumes und war so schwarz, dass er das wenige Licht in sich

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