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Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Elwin - Rosenwasser (German Edition)

Titel: Elwin - Rosenwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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aus dem Becher, den er in Händen hielt. Rocko hatte ihn überreden wollen, in das Gasthaus zu gehen und dort bei einem köstlichen Mahl ihre meisterhafte Arbeit gebührend zu feiern.
    Der Holzgraf hatte große Mühe gehabt, den Schmied zu einer Feier am nächsten Tag zu überreden. Jeder im Dorf wusste, wenn Rocko in guter Laune war, und heute war er geradezu glücklich, erzählte er viel und sprach womöglich von Dingen, die bis Mitternacht unbedingt ein Geheimnis bleiben mussten.
    Rocko hatte die Gedanken des Holzgrafen durchschaut und zu dessen Überraschung gesagt: »Feiern wir also morgen und erzählen dann von unseren Taten. Das wird ein Fest! Man wird uns noch in Liedern besingen und in Geschichten ehren, wenn von uns nicht mehr übrig ist als die schwarze Asche meines Schmiedefeuers.« Er hatte dem Holzgrafen freundschaftlich auf die Schulter geschlagen und gebrummt: »Ich haue mich aufs Ohr« und sich auf den Heimweg gemacht.
    Der Holzgraf trat vor ein anderes Fenster, von dem aus er das Südtor einsehen konnte. Bald würde auch er sich hinlegen und die alten Knochen schonen, aber im Augenblick war ihm noch nicht nach Ruhe. Seine Gedanken kreisten um die Schatzkiste und die Idee von Groohi und dessen mutigem Freund, als er einen dumpfen Schlag hinter der Schutzmauer hörte. Es schien, als wäre etwas Schweres herabgefallen. Er ließ den Blick über die Häuser wandern, die an die Mauer grenzten. Dann sah er einen handgroßen grauen Stein eines der Dächer hinunter kullern. Bestimmt hatten Kinder im Übermut den Stein geworfen. Auch der Wachposten im Tor stand auf, folgte der Gasse, bis er vor dem Haus stehen blieb und ratlos auf das Dach schaute. Der Stein rutschte in die Dachrinne, das Poltern verstummte. Der Wachposten trat zurück, hoffte, einen besseren Blick auf das Haus werfen zu können.
    In diesem Augenblick sah der Holzgraf drei braun gekleidete Männer durch das unbewachte Tor huschen. Sie sahen aus wie Bauern auf dem Feld, aber sie bewegten sich nicht so. Leider erkannte er die Gesichter nicht, aber sein Gefühl sagte ihm, dass die drei niemals aus Longor stammten. Neugierig drückte er das Gesicht an die Fensterscheibe und sah die drei Unbekannten zwischen Nachbarhäusern verschwinden. Der Wachposten hatte von alledem nichts bemerkt, hob den Hut vom Kopf, schlug ihn mit der Hand aus, setzte ihn auf und kehrte zum Tor zurück.
    Einen Augenblick später hörte der Holzgraf eine Fensterscheibe zerspringen, Glas fiel auf den Weg. Das Geräusch kam aus seinem Haus. Er drehte sich um und starrte auf die Wohnzimmertür. Er hörte fremde Stimmen. Dunkle beängstigende Stimmen! Sie waren im Haus, in seiner Werkstatt.
    Der Holzgraf schlich zur Tür. Als junger Mann hatte er das Haus gebaut, lebte seither hier und kannte alle Dielen auf dem Boden, die ein Geräusch machten. Er trat zur Treppe, die nach unten in die Werkstatt führte, lehnte sich über das Geländer und versuchte, einen Blick auf die Einbrecher zu erhaschen. Leider sah er nur gespenstische Schatten auf dem Boden. Die Eindringlinge flüsterten. Früher wäre er hinabgestiegen, hätte den Kerlen in den Hintern getreten und sie hinausgeworfen. Heute war er alt. Jeder dieser Halunken würde ihn mit einem Fausthieb zu Boden bringen, wenn nicht sogar unter die Erde. Kämpfen konnte er nicht mehr, musste er auch nicht, denn besser als jeder Kampf war seine List.
    Der Holzgraf hörte die Einbrecher in der Werkstatt Schubladen aufziehen, Papiere durchwühlen, hörte sie Werkzeug von der Wand reißen. Ihm blutete das Herz. Er durfte nicht daran denken, dass diese Kerle ihre dreckigen Hände an sein Werkzeug, an seine Werkstatt legten. Leise stellte er den Becher auf den Boden, kniete sich hin und griff unter die oberste Stufe der hölzernen Treppe. Er ertastete einen verdeckten Hebel, schob ihn zur Stufenmitte und erhob sich.
    Er nahm den Becher, trank einen Schluck und schaute schmunzelnd auf die Treppe. Hier würde er warten! Sollten sie ihn sehen und erleben, was es hieß, in sein Haus einzusteigen.
    Jemand schob unten die Tür zur Wohnung auf. Der Holzgraf schaute über das Geländer. Der Mann stand direkt unter ihm und deutete mit der Hand auf die Treppe. Schon stieg er auf die erste Stufe, die unter seinem Gewicht knarrte. Nun wusste der Holzgraf, der Mann war kräftig. Stieg er selbst darauf, knarrte diese Stufe niemals. Ein weiterer Mann kam, Stufe um Stufe kamen sie langsam herauf. Der Holzgraf stand vor der Tür zum Schlafzimmer und blickte

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