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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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ihrem Vater mochte ein lächerlicher Traum sein, aber irgendwie hatte sie bisher gedacht, dass Stacy sie verstehen würde. Immerhin war sie eine Waise, genau wie Cooper selbst. Big Mama war sicherlich die beste Ersatzmutter, die sich die beiden hätten wünschen können, aber das war eben nicht das Gleiche wie richtige Eltern, auch wenn der Unterschied für Cooper nicht leicht zu erklären war.
    Sie wandte den Blick ab und sagte: »Azzy und ich hier gehen da jetzt rein, Stace. Ist mir ehrlich gesagt echt egal, was du davon hältst.«
    Sie war überzeugt davon, dass Stacy ihnen ohnehin folgen würde. Obwohl sie faktisch jeden von Coopers Schritten zu missbilligen schien, hatte sie dennoch an ihr und Coopers neuem Gefährten geklebt wie Pech. Der Gedanke amüsierte Cooper fast ein bisschen. Sogar das leise Schluchzen, das sie jetzt hinter sich vernahm, konnte sie nicht erweichen, im Gegenteil.
    Was war nur aus ihnen geworden? Sie sah Azrael an, der regungslos neben ihr verharrte, als ob ihn die ganze Diskussion nichts anginge. »Was ist mit deinen Kumpels?«
    Er wandte ihr das Gesicht zu. Es war das gleiche hautlose Gesicht wie das der anderen dort vor ihnen. Muskeln und Sehnen, die sich bewegten wie ein Nest voller winziger Schlangen. Aber sie konzentrierte sich ganz auf seine Augen, und das wirkte. Allmählich vergaß sie, den Rest als etwas Besonderes wahrzunehmen.
    »Ich bin nicht mehr mit dem Kollektiv verbunden«, antwortete Azrael.
    »Ich weiß. Aber hast du eine Idee, was mit denen los sein könnte? Ich meine, machen die ein Nickerchen oder ist das Stehmeditation oder was?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie sind keine Gefahr für euch.«
    Cooper runzelte die Stirn. »Nicht? Wie meinst du das?«
    »Sie greifen nicht an.«
    »Wir verstecken uns ja auch.«
    »Sie haben uns längst entdeckt.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Hörst du das Getrampel der Ameisen da vorn?« Sein Finger wies auf eine Stelle jenseits des Busches, in dem sie saßen.
    »Nein, natürlich nicht. Warum … Oh, willst du etwa sagen, dass …?«
    Azrael nickte.
    Sie kam sich unendlich dumm vor. Da saß sie in einem Busch wie ein kleines Kind beim Versteckspiel, dabei war sie längst gefunden worden …

    Ein paar Minuten später bewegten sie sich durch die Malachim, die, wie sie nun herausgefunden hatten, das Gebäude ringförmig umstellt hatten, wozu auch immer sie das taten. Cooper hatte einige Zeit mit sich und ihrer Angst gerungen, aber schließlich hatte ihre Neugier gesiegt und der Wille, mehr über ihren Vater in Erfahrung zu bringen.
    Wie sie vermutet hatte, war Stacy ihr gefolgt. Wieder klebte sie förmlich an ihr und Azrael, und diesmal konnte Cooper es ihr kaum verdenken. Ehe Cooper sich versah, hatte ihre Freundin ihre Hand ergriffen, die sie von da an so fest gedrückt hielt, dass Coopers Finger allmählich zu kribbeln begannen. Unter anderen Umständen hätte sie Stacys Griff abgeschüttelt, aber sie hatte wahrhaft andere Sorgen. Die Malachim standen so dicht, dass es kaum möglich war, zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen, ohne sie zu berühren.
    Nach einer Weile sah sie nichts mehr als diese grauenvollen Leiber um sich herum. Ein ums andere Mal erschrak sie heftig, als sie glaubte, eine dieser Gestalten würde sich auf sie zubewegen, doch es war Azrael, der ein paar Meter neben ihr seinen eigenen Weg durch seine ehemaligen Mitgeschöpfe suchte.
    »Cooper, um Himmels willen«, zischte es an ihrer Seite.
    Sie musste an sich halten, um nicht zu schreien. »Halt bitte einfach die Klappe, Stacy.«
    »Aber sieh nur. Ihre Augen.«
    Cooper wusste, was Stacy meinte. Die Blicke der Malachim folgten ihnen. Das ganze Kollektiv schien sie zu beobachten. Sie merkte, wie ihre Knie weich wurden. Wo war überhaupt das Ziel? Azrael hatte gesagt, er wollte sie zum Haupteingang …
    Azrael?
    Wo …?
    O mein Gott. Sie konnte ihn nirgends mehr sehen. Er war verschwunden, nur die sich sanft wiegenden Körper der anderen.
    Andere?
    Was war, wenn er einen Weg zurück in sein Kollektiv gefunden hatte? Was war, wenn er die anderen in diesem Moment aufhetzte, sie weckte oder was auch immer?
    Erneut ergriff die Angst Besitz von ihr, schnürte ihr die Kehle zu, vernebelte ihr die Sicht. Sie wollte nur noch rennen und schreien.
    Sie riss sich von Stacys Hand los und sprang nach vorn, prallte gegen einen der Leiber, taumelte, fühlte, wie sich zwei klebrige Arme um ihren Körper schlangen. Sie schlug um sich, doch der Griff wurde immer fester, während

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