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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Stacy hinter ihr einen unverständlichen Schrei ausstieß.
    »Laufen ist unter diesen Umständen nicht zielführend«, stellte eine Stimme nüchtern fest.
    »Azrael, bist du das?«
    »Ich bin das Individuum, dem du diese Bezeichnung zugeordnet hast.«
    »Versteh mich nicht falsch, aber wenn du mich nicht loslässt, werde ich dich, glaube ich, beißen oder so was.«
    Der Griff um ihren Körper lockerte sich, und sie glitt aus seiner Umklammerung, nur um beinahe gegen einen der anderen Malachim zu stolpern.
    Kaum dass sie ihr Gleichgewicht gefunden hatte, tauchte Stacy neben ihr auf und ergriff wieder Coopers Hand. »Tu das nicht noch mal«, sagte Stacy in einem Tonfall, der eine Mischung aus Anklage und Jammern war.
    Cooper nahm ihre Umgebung in Augenschein. Malachim, wohin sie nur sah, und alle Blicke waren auf sie und Stacy gerichtet. Es war, als ob die ganze Welt nur noch aus Fleisch und diesen unnatürlich blauen Augen bestand. Es war kein bisschen weniger Furcht einflößend als noch vor ein paar Sekunden, aber ihre Panik hatte die Spitze verloren. Vor gar nicht langer Zeit war sie beinahe in einem Fluss ertrunken. Sie konnte sich noch lebhaft daran erinnern, und irgendwie half ihr der Gedanke in diesem Moment.
    »Azrael, ist es noch weit?«, fragte sie.
    »Fünfhundertzweiundfünfzig Meter bis zum Haupteingang.«
    »Worauf warten wir dann noch?«

    Brent konnte sich kaum sattsehen. Tausende von Augen folgten jedem seiner Befehle, und in diesem Moment war sein ganzes Interesse auf die Person gerichtet, die ihn hierhergebracht hatte.
    Cooper.
    Er genoss es, sie von allen Seiten gleichzeitig anzustarren. Die blanke Panik in ihren Augen zu sehen. Ihren Angstschweiß zu riechen. Beinahe hätte er dem Kollektiv befohlen, sich auf sie zu stürzen und sie mit bloßen Händen zu zerreißen, aber das wäre zu billig gewesen. Viel zu billig für das, was sie ihm angetan hatte. Die Schmerzen, die Todesangst, die unendliche Einsamkeit und nicht zuletzt, dass sie es gewagt hatte, ihn abzuweisen. Sie würde dafür bezahlen, aber er selbst würde derjenige sein, der Hand an sie legte. Und vorher würde er Stacy und diesen Abtrünnigen vor ihren Augen zermalmen, um sie gebührend auf ihr eigenes Ende vorzubereiten.
    Und das Schönste an der ganzen Sache war, dass er das Wild nicht zu jagen brauchte. Nein, es kam zu ihm.
    Er ließ seine Glieder durch die Kühlflüssigkeit gleiten und genoss das immer stärker werdende Brennen der unsichtbaren Strahlung. Bei alledem durfte er nicht vergessen, dass er eine Aufgabe hatte, die noch wichtiger und größer war als die Rache an der Mörderin seines alten Selbst.
    Die Vernichtung der Menschheit.
    Denn nichts weniger als das war es, was jene fremde Präsenz ihm aufgetragen hatte, nachdem sich ihre Körper miteinander verbunden und sie ihm die Macht über das gesamte Kollektiv übertragen hatte. Es würde noch eine Weile dauern, bis sich seine Kontrolle über seine neuen Brüder gefestigt hatte. Bis dahin würde er weiter hier unten im Dunkeln sitzen und warten wie die Spinne in ihrem Netz.

    Jimmy hatte das Gefühl, als würden seine Arme aus den Schultergelenken gerissen. Es war bittere Ironie, dass er mit seiner Prophezeiung recht behalten hatte. Tief unter ihm schlug die eiserne Sprosse, der er dummerweise sein Gewicht anvertraut hatte, in der unergründlichen Dunkelheit auf.
    »Was ist los?«, hörte er über sich Rasims Stimme.
    Ein heiseres »Stopp!« war alles, was Jimmy über die Lippen brachte.
    Seine Schuhe schabten über die raue Wand, während er sich an der Sprosse über seinem Kopf festklammerte.
    Ruhig, Brauner.
    Die Worte seines Vaters klangen ihm im Ohr. Er ließ die Beine auspendeln und atmete tief durch. Die Sprossen waren nicht so weit auseinander. Die letzte, die seine Füße gerade verlassen hatten, musste etwa auf Höhe seiner Knie sein. Er bewegte die Beine ein wenig, zog eins an und spürte erleichtert das Eisen an seiner Fußspitze. Er hob den Fuß weiter an, bis er den sicheren Tritt ertasten konnte, dann zog er den anderen Fuß nach.
    »Alles wieder in Ordnung?«, erklang es über ihm.
    »Hier fehlt eine Sprosse!«, rief Jimmy nach oben. »Etwa sechs Eisen unter dir. Taste lieber, bevor du ins Leere trittst, und warn die anderen!«
    »So eine Scheiße!«, schimpfte Rasim.
    Jimmy ignorierte die Bemerkung. Er musste immer noch die Lücke überklettern. Vorsichtig ließ er seine rechte Hand zwei Sprossen tiefer gleiten und packte fest zu, dann schob er seinen

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