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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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recht entsinne, bist das jetzt du. In einer Stunde lieferst du mir einen Angriffs- und Schlachtplan, oder ich lasse dir die Augen ausstechen.«
    David spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Das musste ein Scherz gewesen sein. Doch aus McCanns Miene war auf einmal jede Spur von Heiterkeit verschwunden und hatte einer kalten Härte Platz gemacht.
    Stumm starrte er David für ein paar Sekunden an, dann drehte er sich wortlos um und ging zu seinen Männern.

    »O Mann, was für ’ne kranke Nummer.«
    Jimmy entgegnete nichts, aber Rasims Kommentar gab ausnahmsweise auch seine Stimmung wieder. Wie Blinde tappten sie durch diesen Gang, von dem sie nicht wussten, wohin er sie führen würde. Es war stockfinster. Es war feucht und kalt, abgesehen von der regelmäßig wiederkehrenden warmen Brise auf Jimmys Wange, bei der es sich um den fieberheißen Atem der kleinen Ruby Larocca handelte. Jimmy hatte Rasim beim Tragen abgelöst, nachdem sie alle glücklich vom Schacht in den Gang gewechselt waren. Erneut ertappte er sich bei der stummen Frage, wie viele Keime er wohl gerade einatmete.
    Die Kleine auf seinem Rücken hatte begonnen, unzusammenhängendes Zeug und Wortfetzen zu lallen. Alle anderen Kinder hinter ihnen waren gespenstisch ruhig. Jimmy konnte es ihnen kaum verdenken. Rubys Zustand und das akustische Zeugnis, das sie davon ablegte, waren mehr als demoralisierend. Zu allem Überfluss hatte einer der kleineren Jungen klare Anzeichen derselben Krankheit entwickelt. Noch konnte er sich auf den Beinen halten, aber in absehbarer Zeit würde auch er getragen werden müssen.
    »Ich glaube, wir sind gleich da«, sagte Rasim vor ihm.
    Es klang wie Engelsgesang in Jimmys Ohren. Erst dann ging ihm auf, dass diese Formulierung angesichts ihrer momentanen Situation etwas vage war.
    »Wo da? Wie meinst du das? Woher willst du das wissen?«
    »Eins nach dem anderen, Alter. Achte mal darauf, wie sich der Klang hier drinnen in der letzten Minute verändert hat.«
    Er hatte recht. Ihre Stimmen hallten nicht mehr so sehr, wie sie das noch vor einigen Minuten getan hatten. Ohne dass er sagen konnte, warum, vermittelte das auch ihm das Gefühl, dass der Gang in absehbarer Zeit enden würde.
    »Und was ist dort vorn?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, antwortete Rasim. »Ich persönlich hoffe, es sind ein paar warme Würstchen wie die von Fleischer Johnson. Weißt du, welche ich meine?«
    Jimmy kicherte. Zwar ging der Scherz auf seine Kosten, aber irgendwie hatte er sich fast an Rasims ständige Frotzeleien gewöhnt. Und Archibald Johnsons Kräuterbrühwürste waren in ganz Elysion berühmt.
    »Stopp!«
    Jimmy gab Rasims Kommando nach hinten durch. Füße scharrten im Dunkeln. Ein paar Kinder tuschelten aufgeregt. Das Wort »Ziel« war mehrfach deutlich zu hören. Jimmy sandte ein stilles Stoßgebet zum Himmel, dann tastete er mit einer Hand nach Rasims Rücken.
    »Hör auf, mich zu befummeln, Alter«, beschwerte sich Rasim. »Auch wenn du über meine Witze lachst, sind wir deswegen noch lange kein Paar.«
    »Hm, vielleicht probiere ich’s dann lieber bei Ruby hier. Die ist nämlich echt heiß.«
    Rasim stieß ein heiseres Lachen aus. »Das ist voll krank, Alter.«
    Jimmy war einigermaßen stolz auf seine ungewohnt schlagfertige Antwort. Ein Teil von ihm kam sich unglaublich geschmacklos dabei vor, Scherze über ein todkrankes Kind zu machen, aber einem anderen Teil gefiel es, nicht immer nur der nette, verantwortungsvolle Jimmy zu sein.
    Ein seltsames Zucken in seinem Nacken riss ihn urplötzlich aus seinen Gedanken.
    »Hilf mir mal!«, rief er Rasim zu.
    »Was ist los?«
    »Irgendwas stimmt mit Ruby nicht. Ich will sie auf den Boden legen.«
    Erst da fiel ihm auf, dass Ruby seit einiger Zeit keinen Laut mehr von sich gegeben hatte. Er spürte, wie Rasim sich an ihm vorbeitastete, dann verringerte sich das Gewicht auf seinen Schultern. Er drehte sich um, und gemeinsam ließen sie Ruby vorsichtig hinab. Der Boden fühlte sich ungewöhnlich glatt an, fast wie frisch poliertes Holz, allerdings war er dafür viel zu kalt.
    Jimmy hörte Ruby leise aufseufzen, als sie das Mädchen endlich hinlegten. Er betastete den zierlichen Körper, der förmlich glühte. Die schmalen Arme fühlten sich fast härter an als der Boden, auf dem sie lagen. Er ignorierte einige fragende Rufe hinter sich.
    »Fühl mal«, sagte er zu Rasim.
    »Was denn?«
    »Fass ihre Arme an.«
    Stille. Aufgeregtes Wispern hinter ihnen. Irgendwo tropfte Wasser. Dann

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