Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel

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Pause.
    Auf einmal waren Schritte zu hören. Cooper glaubte, das Blut in ihren Adern würde gefrieren. War das der Schütze, der auf sie zulief, um sie aus nächster Nähe zu erschießen?
    Da aber vernahm sie vor sich einen Schrei. Instinktiv riss sie den Kopf hoch und sah den Malach vor sich, wie er mit ruhigen, fast bedächtigen Schritten zu der Nische ging. Der Lauf einer Waffe ragte daraus hervor, richtete sich auf Azrael, und dann sah Cooper auch den Zeigefinger, der sich um den Abzug krümmte. Eine weitere Schusssalve explodierte in die Stille.
    Fast erwartete sie, den Körper des Malach fallen zu sehen. Stattdessen nahm sie wahr, wie sein Körper für ein paar Sekunden zu flirren schien wie eine Asphaltstraße in der Sommerhitze. Mit dem nächsten Schritt hatte Azrael die Nische erreicht. Er griff mit einer Hand zu, zog dann mühelos den Schützen aus seiner Deckung und wirbelte ihn in einem Schwung gegen die Wand auf der anderen Seite des Korridors. Für einen Moment sah Cooper nur ein paar Füße, die Zentimeter über dem Boden zappelten, doch als ihr Blick höher glitt, erkannte sie den Mann, und ihr Herz schien für einen Schlag auszusetzen.
    »Vater …!«, stammelte sie.

13
    David spürte die Hand auf seiner Schulter, blickte auf und sah McCann über sich.
    »Deine Zeit ist um, mein Freund.«
    Es klang freundlich. Nicht wie von jemandem, der gleich ein Messer zücken würde, um damit Davids Augäpfel herauszuschneiden. Aber David gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, dass genau das passieren würde, wenn sein Plan McCann nicht zufriedenstellte.
    Plan?
    Hatte er wirklich etwas, was diesen Namen verdiente? Nun, er würde der Erste sein, der erfuhr, was McCann davon hielt. Jedenfalls hatte er jede Sekunde seiner Galgenfrist damit verbracht, aus McCanns Männern ein paar mehr hilfreiche Informationen über die Schwächen der Malachim herauszubekommen und daraus eine Strategie zu entwickeln. Von Meister Sun Tsu hatte er gelernt, dass dem Gelände eine erhebliche Bedeutung bei jeder Art von Kampftaktik zukam, also hatte er eine kostbare halbe Stunde auf ihrem vorherigen Ausguck auf dem Baum verbracht und sich eine Skizze des seltsamen Gebäudes, seiner unmittelbaren Umgebung und des Standortes der Malachim angefertigt.
    Gerade war er damit beschäftigt gewesen, anhand der Skizze das Schlachtfeld mit Stöcken und Steinen auf dem Boden nachzubilden. Schon früher hatte er manche strategische Schwäche in seiner Planung mit einer gelungenen Präsentation gegenüber seinen Vorgesetzten verschleiern können. Er stand auf und wischte sich die Hände an der Hose ab.
    Schweigend betrachtete McCann, was David dort am Boden vorbereitet hatte. Schließlich hob er den Kopf.
    »Fang an«, sagte er knapp.
    David richtete einen Zweig, den er sich extra dafür hergerichtet hatte, auf seine Darstellung.
    »Das Kreuz hier bezeichnet unseren augenblicklichen Standort. Dort ist das Hauptgebäude, und hier ist …«
    McCanns eiserner Griff um seinen Arm ließ ihn mitten im Satz innehalten. »Ich bin nicht blind. Und wenn das auch für dich weiterhin gelten soll, dann erspar mir die langweilige Einführung und komm zum Punkt. Wie werden wir die Malachim besiegen?«
    McCanns Blick brannte sich in seine Augen, und für einen Moment war Davids Kopf wie leergefegt. Dann fing er sich wieder.
    »Feuer«, sagte er.
    »Feuer?«, fragte McCann.
    »Ja, Feuer«, bestätigte David. »Ein Ring aus Feuer. Die Malachim umringen das Gebäude, und wir legen einen Ring aus Feuer um sie.«
    »Ein Ring aus Feuer. Gefällt mir. Erinnert mich an ein Musikstück auf einer alten Schallplatte aus dem Nachlass meines Urgroßvaters. Erzähl weiter.«
    »Deine Männer haben mehrere Kanister Benzin dabei, und außerdem habe ich auf einem eurer Wagen Seife gesehen. Daraus lässt sich Napalm herstellen. Laut Aussage eines deiner Männer sind die Malachim alles andere als feuerfest. Jedenfalls wenn man sie mit ein bisschen mehr als einem Streichholz angeht. Wir legen also diesen Feuerring um die Malachim – mit einer kleinen Schneise für unseren Angriff, und zwar genau hier.«
    »Warum dort?«
    »Wenn ich es durchs Fernglas richtig gesehen habe, ist das hier ein Umspannwerk. Es ist von drei Zäunen umgeben. Ich vermute, dass der mittlere ein Elektrozaun ist, und da das Ganze ein Sicherheitsbereich ist, ist er wahrscheinlich mit Hochspannung geladen. Mit einer Granate reißen wir ein Loch in den äußeren Zaun, dann treiben wir sie mit unserer Feuerkraft