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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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schwer.
    Eine Horde Kinder. Einfach nur Kinder.
    Doch dann verdeutlichte er sich, dass es diese Kinder waren, die durch die Brandstiftungen im Tempel leichtfertig ihre Mitmenschen in Lebensgefahr gebracht hatten, um sich vor aller Augen seiner Macht zu widersetzen. Hätten die Malachim nicht seine Befehle verweigert, wäre ihr Schicksal längst besiegelt gewesen.
    Er machte sich innerlich bereit, das nachzuholen …

    »Schneller.«
    Jimmy trieb Rasim zur Eile an, auch wenn er keine Ahnung hatte, wohin er eigentlich wollte. Aber Rubys Krämpfe wurden immer schlimmer. Es war nicht mehr möglich, sie einfach auf dem Rücken zu tragen, daher hatten sie aus Jacken und Hemden eine Art Trage geknotet, sich die vier Enden um die Handgelenke geschlungen und trugen Ruby so mit sich, während sie ihre seltsame Unterwelt erkundeten. Vor ihnen lief Mara von Tür zu Tür und versuchte jede zu öffnen, in der Hoffnung, dahinter irgendetwas zu entdecken, das ihnen helfen konnte, aber bisher waren alle verschlossen gewesen.
    Rasim, der das vordere Ende der provisorischen Trage schleppte, keuchte vor Anstrengung, und auch Jimmy spürte mittlerweile die Strapaze, obwohl sie alle gerade eine kleine Rast hinter sich hatten, um gierig das Wasser aus dem Hahn zu trinken. Hinter ihnen trappelte der Rest ihrer Gruppe.
    Auf einmal hämmerte vor ihnen eine Salve. Später wusste Jimmy nicht mehr, was genau er gedacht oder ob er überhaupt etwas gedacht hatte. Das Einzige, was er wusste, war, dass er sich instinktiv auf den Boden hatte fallen lassen, so wie Rasim vor ihm. Ruby war zwischen ihnen zu Boden geknallt, und er hatte kurz ihr fiebergerötetes Gesicht gesehen.
    Unerklärlicherweise war die kleine Mara stehen geblieben. Kalkweiß und starr vor Entsetzen, immer noch mit der Hand an der Klinke der Tür, die sie eben hatte öffnen wollen. Dieser Anblick markierte den Moment, in dem Jimmys Erinnerung wieder einsetzte. Denn er hatte fieberhaft überlegt, wie er sie aus der Schusslinie bringen konnte, ohne sich selbst zu gefährden.
    Und wie er so dalag und nachsann, war ihm klar geworden, dass er die Schüsse nur hörte, aber kein Mündungsfeuer und auch keinen Schützen sah. Und da waren auch nirgendwo Einschläge oder gar Treffer.
    Und dies wiederum war der Moment, in dem ihm klar wurde, dass die eigentliche Schießerei ein Stück weiter vorn stattfand.
    Als er sich dann ein Herz fasste, auf Mara zusprang und sie zu Boden riss, blieb der Schütze weiterhin unsichtbar, und er und das Mädchen wurden auch von keiner einzigen Kugel getroffen.
    Er und Rasim sahen sich kurz an, und in wortloser Übereinkunft schnappten sie sich die hinteren Zipfel von Rubys »Trage« und schleiften das kranke Mädchen hinter sich her vor den Augen ihrer verwirrten Nachhut zurück um die Biegung des Korridors. Irgendwann, nachdem die Schüsse verhallten, ließ Rasim seinen Zipfel los und wandte sich einer der Türen zu, an denen Mara zuvor vergeblich gerüttelt hatte. Mit ein paar wuchtigen Tritten sprengte er das Schloss.
    Kaum war Rasim durch die Tür, verwandelte sich die Finsternis dahinter in blendende Helligkeit. Eine Treppe führte sowohl nach oben als auch nach unten.
    Noch bevor Jimmy sich die Frage stellen konnte, welche Richtung die bessere war, schoss die kleine Mara an ihnen vorbei und nahm die Stufen nach unten, gefolgt von der Schar der anderen Kinder.
    Seufzend ergriffen Jimmy und Rasim wieder die Zipfel der Trage und machten sich an den Abstieg.

    Cooper drückte ihren Körper fest gegen den Boden, während die Salve dicht über ihren Kopf hinwegpfiff. Stacy und Azrael waren hinter ihr. Wo genau, wusste sie nicht, denn sie traute sich nicht, den Kopf auch nur einen Zentimeter zu heben. Direkt vor ihr ragte aus der Wand eine Art kleines Podest in den Gang, irgendeine Art Abstellfläche. Es war ihre einzige Deckung. Eine neue Geschossgarbe schlug irgendwo über ihr ein, und sie hörte das Jaulen mörderischer Querschläger.
    »Aufhören!«, brüllte sie, aber ihr Ruf ging im Stakkato der lang gezogenen Salve unter.
    Der Korridor beschrieb eine leichte Kurve, und der Schütze stand einige Schritte weiter vorn in einer Art Nische. Vielleicht schaffte sie es, einfach nach hinten zu robben.
    Eine Feuerpause.
    Vorsichtig wagte sie es, sich zu bewegen. Doch prompt folgte ein neuer Kugelhagel, und sie zog blitzschnell die Glieder wieder an den Leib, wobei sie sich vorkam wie eine Schildkröte, allerdings ohne rettenden Panzer.
    Dann wieder eine

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