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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Aber der Austausch mit dir ist weniger umfassend, als er mit dem alten Kollektiv war.«
    »Oh.« Cooper fühlte sich tatsächlich ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte sie sich an die Idee gewöhnt, eine Art Superseelenverwandten zu haben. Gedankenverloren setzte sie die Tasse an die Lippen und trank.
    Was Stacy wohl zu alldem sagen würde? Auf einmal tat es Cooper leid, wie grob sie in den letzten Tagen zu ihrer Freundin gewesen war. Ja, Stacy hatte sich unmöglich benommen. Sie hatte Cooper und auch Brent in große Gefahr gebracht. Aber doch nur, weil sie Cooper auf ihre manchmal mädchenhafte und sicherlich nervige Weise sehr gern hatte.
    »Sorry, Stace«, flüsterte sie, stemmte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die ineinander verschränkten Finger.
    Irgendwo in diesem seltsamen Gebäude suchte ihr Vater nach Stacy. Der Gedanke tröstete sie ein wenig.
    Unversehens kam ihr auch Brent in den Sinn. Eine Weile lang war es ihr gelungen, die Gedanken an ihn in irgendeinen dunklen, verborgenen Teil ihres Kopfes zu verdrängen. Aber jetzt sah sie ihn wieder vor sich. Der letzte Blick, den er ihr zugeworfen hatte, bevor er in dem Loch verschwunden war. Ob er vielleicht doch noch lebte? Wo mochte er dann wohl sein?
    War es nicht doch ihre Schuld, was ihm zugestoßen war? Sie sah ihn, wie er einen langen dunklen Tunnel hinuntergezogen wurde, die Arme Halt suchend ausgestreckt, während das Wasser ihn immer tiefer in die Erde zog.
    Längst waren ihr die Augen zugefallen …

    Jon Kleinschmidt, Pontifex des Elysion, Leiter der Abteilung für Nanophysik im USAILEP , Vater einer siebzehnjährigen Tochter, die von den Toten auferstanden war, sah sich die Übertragungen der Sicherheitskameras auf den Bildschirmen an. Gleichzeitig fuhren die Gedanken in seinem Kopf Karussell, und er fühlte sich betäubt und aufgewühlt zugleich. Vor etlichen Jahren hatte er eine Tochter verloren, die nichts weniger als sein Ein und Alles gewesen war. Lange Zeit hatte er fast all seine Energie darein gesteckt, sie zu finden, immer geplagt von der grauenhaften Angst, ihre Entführer könnten sie getötet oder ihr Schlimmeres angetan haben. Irgendwann hatte er einsehen müssen, dass in einer Welt der Anarchie und des Chaos all seine Versuche nicht zum Erfolg führen konnten. Die Einsicht hatte ihn schwermütig werden lassen. Es fehlte nicht viel, und er hätte seinem Dasein ein Ende gesetzt.
    Aber ausgerechnet in dem Moment, da auch noch das Projekt, das ihn damals vor dem Suizid bewahrt hatte, dem Untergang geweiht schien, tauchte sie wieder auf. Oder besser gesagt, es war das aufgetaucht, was das Leben in der Hölle jenseits des Elysion aus dem Mädchen von damals gemacht hatte.
    Er musste zugeben, dass es ihm nicht eben leichtfiel, in diesem struppigen, widerborstigen Wildfang die Cooper wiederzuerkennen, an die er sich erinnerte. Das Mädchen, das er gekannt hatte, war ein kleiner, zarter Engel gewesen. Jetzt hatte er das Gefühl, es mit einem aus der Besserungsanstalt entlaufenen Teenager zu tun zu haben.
    Es würde viel Zeit und Mühe kosten, aus dieser fehlgeleiteten Seele wieder annähernd eine Person zu machen, auf die ihre Mutter hätte stolz sein können. Aber er war sich klar darüber, dass nichts von alldem ihr anzulasten war. Sie war nur das Opfer der Zustände, die nach dem Bürgerkrieg in den Städten herrschten. Wenn er fair darüber urteilte, hatte sie wahrscheinlich das Beste aus ihrer Situation gemacht. Was sollte man denn von einem Mädchen in so einer Umwelt erwarten?
    Ihm fiel ein, dass er sie noch gar nicht gefragt hatte, wie sie all die Zeit überlebt hatte. Irgendwer musste sich um sie gekümmert, ihr geholfen, sie ernährt haben. Waren es gute Menschen gewesen? Wie war sie ihren Entführern entkommen? So viele Fragen.
    Nun, er würde sich später Zeit für diese Dinge nehmen, und er würde sich auch um angemessene Kleidung kümmern. Eine seiner Laborantinnen, klein und zierlich wie Cooper, hatte bei ihrer hektischen Flucht aus dem Labor einen Schrank voll Privatsachen hinterlassen. Es würde sich sicher etwas … etwas Weiblicheres für sie finden.
    Eine rasche Bewegung auf einem der Bildschirme unterbrach seinen Gedankenfluss. Er holte sich die Kameraaufzeichnung auf den großen Bildschirm im Zentrum.
    Dann lehnte er sich zurück und klatschte in die Hände.
    »Ich hab dich«, murmelte er halblaut.
    Auf dem Bildschirm war eine der ehemaligen Unterkünfte der Mechaniker zu sehen, die im Labor

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