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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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lieber auf, was du sagst.« Er legte seine Hand demonstrativ auf den Griff eines kleinen Messers, das er am Gürtel trug.
    »Damit willst du mir Angst einjagen?«, höhnte sie. »Das taugt eher zum Kartoffelschälen als zum Kämpfen. Habt ihr hier im Wald keine richtigen Messer?«
    Wieder tauschten er und der Orientale einen Blick, wobei Letzterer die Schultern zuckte.
    »Sag mir, was du hier zu suchen hast«, forderte Jimmy.
    Cooper hatte die Frage erwartet. Jetzt musste sie Farbe bekennen. Sollte sie diesem wirren Haufen dummer Kinder etwa von ihrem Vater erzählen? Vielleicht konnte sie so ihr Vertrauen erlangen. Andererseits war ihrer Erfahrung nach in solchen Situationen die Wahrheit selten die beste Option.
    »Ich hab was zu essen gesucht«, behauptete sie.
    Jimmy sah sie ungläubig an. »Zu essen? Hier unten?«
    Sie zuckte die Schultern. »Außerdem bin ich auf der Suche nach Medikamenten für eine Freundin«, ergänzte sie. Ein kleiner Teil Wahrheit, der ihre Geschichte hoffentlich etwas glaubhafter machte.
    »Und wie bist du hier reingekommen?«
    Cooper überlegte kurz und entschied sich wiederum für die Wahrheit. »Mit dem Fahrstuhl.« Der verständnislose Blick ihres Gegenübers ließ sie laut auflachen. »Sagt bloß, ihr wisst nicht, was ein Fahrstuhl ist?«
    Auch diesmal schien der Orientale seinem »Anführer« gegenüber einen Wissensvorsprung zu haben. Er beugte sich zu Jimmy hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jimmys Augen wurden groß. Er wandte sich wieder Cooper zu. »Zeig uns diesen … Fahrstuhl.«
    »Erst wenn ihr mir sagt, was ihr hier zu suchen habt«, sagte Cooper, »und mich losbindet.«
    »Ich glaube nicht, dass du …«, begann Jimmy, doch eines der Kinder unterbrach ihn.
    »Ruby!«, rief eine schrille Stimme. »Sie ist ganz blau!«
    Das Mädchen, das gerufen hatte, kniete neben einem anderen am Boden. Letzteres lag auf ein paar Decken und rührte sich nicht. Jimmy ging zu den beiden.
    Neugierig reckte Cooper den Hals, dann entfuhr es ihr: »Ach, du meine Güte. Das ist ein Fieberkrampf.«
    Alle Augen richteten sich auf sie. Auch Jimmy und der Orientale wandten sich ihr zu. »Hast du eine Ahnung, was man da macht?«, wollte Jimmy wissen.
    »Ein Mädchen in meiner Schulklasse hatte das ein paarmal. Da war ich noch ganz klein«, erklärte Cooper. »Sie haben ihr immer was zur Entspannung gegeben, glaub ich. Ist schon lange her. Bindet mich los, und ich versuch, ihr zu helfen.«
    Sie sah Jimmy an, dass er einen inneren Kampf ausfocht.
    »Mach sie los«, befahl er schließlich.
    Der Orientale starrte Jimmy ärgerlich an. »Warum ich?«
    »Weil ich es so sage«, entgegnete Jimmy, und in Coopers Ohren klang es deutlich flehentlicher, als der Wortlaut es vermuten ließ.
    Der Blick des Orientalen flackerte kurz zwischen ihnen beiden hin und her. Dann legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht.
    »Na schön«, sagte er und machte eine tiefe Verbeugung, dann band er Cooper los.
    Sie stand auf und rieb sich das Handgelenk, bevor sie damit begann, die Regale zu durchsuchen. Dabei orientierte sie sich an den Etiketten auf den Schachteln und Kartons, die verrieten, welche Medikamente oder sonstigen Heilmittel sich darin befanden, auch wenn ihr die meisten Aufschriften nichts sagten. Sie spürte die Blicke der anderen in ihrem Rücken. Die Sekunden verstrichen, doch dann fand sie endlich, wonach sie gesucht hatte. »Gigazepam-ject i. m.« stand auf einem großen Karton. Sie zog ihn aus dem Regal, riss ihn auf und entnahm ihm eine der kleinen Schachteln, die darin sauber gestapelt waren.
    »Hier.« Sie reichte die Schachtel Jimmy.
    »Was ist das?«, fragte er misstrauisch.
    »Ein … äh … Entspannungsmittel. Das wird ihre Muskeln entkrampfen.«
    »Hm.« Er öffnete die Schachtel und entnahm ihr eine kleine Fertigspritze. »Was macht man damit?«
    »Ich zeig’s dir. Hab ich bei Big Mama hundertmal gemacht.«
    Er sah sie verständnislos an.
    »Vergiss es. Wir brauchen noch Desinfektionsmittel.«
    Schnell hatte sie eine große braune Flasche mit Spiritus gefunden. Großzügig goss sie die klare Flüssigkeit auf den Arm des Mädchens. Dann hob sie die Packung der Spritze vor Jimmys Augen. » I.M. «, erläuterte sie. »Das heißt intramuskulär.« Sie zog die Schutzkappe ab und rammte die Spritze dem Mädchen ohne weiteres Federlesens in den Bizeps, genau wie sie es bei Big Mama immer getan hatte.
    Ein Aufstöhnen ging durch die Menge. Für einen Moment schien es, als wollte sich Jimmy auf sie

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