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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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drehte sich zu ihm um. Beide lagen flach auf dem Boden im Unterholz am Waldrand. Die nächsten der Malachim, immer noch in ihrem seltsamen Ruhezustand gefangen, waren kaum fünf Meter von ihnen entfernt. Noch nie hatte er so viele dieser Monster aus solcher Nähe gesehen. Von seiner Perspektive aus verdunkelten sie mit ihren mächtigen Leibern die Sonne, die dicht über den Baumwipfeln stand. Eine Armee nackter Muskeln und lidloser starrender Augen.
    Grotesk, phantastisch, Ehrfurcht gebietend … Beim Anblick dieser Geschöpfe tanzten die Adjektive in seinem Kopf einen Reigen.
    McCann stupste ihn von der Seite an. »Und?«
    David nickte und flüsterte: »Ich denke schon.«
    Sie waren bis an den Saum des Waldes gerobbt, um einen letzten Blick auf die Malachim zu werfen. Damit befanden sie sich innerhalb des »Hexenrings«, wie McCanns Männer das Gebiet nannten. Der Ring bestand aus einer dichten Reihe von Erdlöchern rund um den Sammelplatz der Malachim. In diesen Erdlöchern befand sich nicht nur das selbst hergestellte Napalm, sondern auch so ziemlich alles aus der Ausrüstung von McCanns Gang, was sonst noch brennen oder explodieren konnte. Jenseits des Rings würden sich seine Männer, mit automatischen Schnellfeuerwaffen ausgerüstet, in gleichmäßigen Abständen verteilen. Sie würden jene Malachim, die es wider Erwarten doch durch die Flammenwand des Rings schafften, mit einem Kugelhagel empfangen, so dicht und heftig, dass ihnen selbst die Fähigkeit zur sekundenlangen Selbstauflösung nicht helfen würde. So jedenfalls Davids Plan.
    Nur an einer Stelle hatten die Männer auf Davids Anweisung hin den Ring unterbrochen. Eine etwa fünf Meter breite Schneise gab den Blick auf das Umspannwerk frei. Kurz nach Beginn ihres Angriffes sollten Granatexplosionen ein oder am besten mehrere Löcher in den äußeren der drei Zäune reißen. Malachim, die nicht schon vom Feuer oder den Schüssen erledigt waren, würden mit den Salven zweier schwerer Maschinengewehre dorthin getrieben werden, wo die Spannung sie nach Aussagen von McCanns Männern in das verwandeln würde, was sie Teer nannten.
    Je mehr David darüber nachdachte, desto aberwitziger klang die ganze Sache, aber es war immer noch besser, als von McCann wegen Befehlsverweigerung geblendet zu werden. Ging es schief, konnte er zumindest immer noch versuchen, im Kampfgetümmel zu flüchten.
    »Lass uns die Sache starten«, flüsterte McCann und klopfte ihm auf den Rücken.
    Die beiden robbten gemeinsam zurück. Nachdem sie aus dem Unterholz heraus waren, durchquerten sie den Ring, bis sie nach einigen Minuten die Stelle erreicht hatten, wo McCanns Männer darauf warteten, dass ihr Boss ihnen den Befehl erteilte, ihre Kampfpositionen einzunehmen. David sah den Haufen das erste Mal in seiner ganzen Größe. Es mussten wohl an die dreihundert Mann sein.
    David erwartete, dass McCann irgendeine Art von Ansprache hielt. Stattdessen wies der Anführer zwei Männer an, einen runden Behälter von etwa einem halben Meter Höhe und einem etwa ebenso großen Durchmesser heranzuschaffen. Einer der Männer schraubte den Deckel ab. Neugierig wühlte sich David durch die Reihen der Männer nach vorne. Nach den Beschreibungen, die er bereits gehört hatte, war ihm sofort klar, dass es sich bei der dunklen Flüssigkeit um Teer handelte.
    Aber die schiere Menge rief unter den Männern einiges an Aufregung hervor. Jedenfalls ging ein erwartungsvolles Raunen durch ihre Reihen. McCann, der direkt neben dem Behälter stand, zwirbelte grinsend seinen Bart. Schließlich hob er die Hand, und augenblicklich kehrte Ruhe ein. Er ließ sich von einem der Männer, die den Behälter getragen hatten, eine Kelle reichen, und schwenkte sie durch die Luft.
    »Schlagt zu«, sagte er dann. »Und lasst bloß nichts übrig.«

14
    Stacy rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. Für einen Moment betrachtete sie die Feuchtigkeit auf ihrer Haut. Dann leckte sie sie gierig ab. Ihr Mund fühlte sich schon seit Stunden an wie Sandpapier. Auch ihr Magen knurrte entsetzlich. Aber das Schlimmste war der demütigende Schmerz zwischen ihren Beinen.
    Vorsichtig hob sie den Kopf. Brent – oder besser das Ding, das aus ihm geworden war – stand mit dem Rücken zu ihr. Sein Körper schwankte fast unmerklich. Ab und zu schien er leise mit sich selbst zu flüstern. So ging es schon, seit er sie und sich selbst in diesem seltsamen Raum eingesperrt hatte. Wie lange mochte das her sein? Eine Stunde? Sie hatte

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