Elysion: Roman (German Edition)
werden«, sagte Big Mama. »Ich verspreche es dir.« Mit einem Ruck stand sie auf. »Ich sag euch was. Ich hab dort hinten noch ein paar Dosen Spaghetti gebunkert. Was haltet ihr davon, wenn ich uns einen schönen großen Topf warm mache?«
»Haben wir denn noch Butan?«, fragte Cooper.
»Gregory hat mir zwei Kartuschen vorbeigebracht, aus alter Freundschaft sozusagen.«
Cooper zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Gregory war einer von Big Mamas ehemaligen Gefolgsleuten. Einer der wenigen, der sich bis zum Schluss loyal verhalten hatte.
»Hört sich gut an«, sagte sie.
»Na, dann will ich mich mal ans Kochen machen. Ihr habt euch bestimmt einiges zu erzählen.«
»Äh … Big Mama …«
»Ich weiß, Cooper. Kein Interferon.«
»Es tut mir so leid.«
Big Mama seufzte. Die chronische Hepatitis machte sie kränker und kränker. Das Medikament versprach zwar keine Heilung, aber solange sie es nahm, schritt ihr Verfall wenigstens nicht so schnell voran. Doch ihre letzten Vorräte waren seit drei Wochen aufgebraucht. »Ist nicht deine Schuld, Kind. Ihr hattet eben Pech.«
»Ich hätte es einfach von McCann verlangen sollen.«
Big Mama stellte die Dose, die sie gerade hatte öffnen wollen, zurück auf den Tisch, setzte sich neben Cooper und legte ihr den Arm um die Schultern. »Das hätte auch nichts genützt, Kind. Ohne Gegenleistung rückt einer wie McCann überhaupt nichts raus, das weißt du genau.«
Cooper starrte düster vor sich hin, aber sie widersprach nicht.
»Wenn ich denke, dass ihr euch meinetwegen in diese Gefahr begebt …« Big Mama rang die Hände. »Ich wünschte, ihr würdet damit aufhören.«
»Dann würden wir alle verhungern«, sagte Cooper trotzig.
»Wir könnten jagen gehen«, warf Big Mama ein.
»Diese Diskussion haben wir schon so oft geführt, Big Mama. Munition ist fast unbezahlbar geworden, und du erinnerst dich sicher noch, wie Brents und meine Versuche mit Pfeil und Bogen endeten.«
Big Mama verfiel in Schweigen. Cooper hatte leider nur zu recht. Sie selbst war einfach zu schwach, um die beiden Mädchen zu versorgen, und Brent, dieser Nichtsnutz … Wenn es nur einen Weg gegeben hätte, sich ihre frühere Macht zurückzuholen. Sie hätte alles dafür gegeben. Aber die Zeiten waren vorbei.
Sie klopfte Cooper auf die Schulter und stand auf. »Heute verhungern wir jedenfalls nicht«, stellte sie fest, um einen fröhlichen Tonfall bemüht. Dann begab sie sich an den Tisch, um sich wieder den Konserven zu widmen.
»Worüber habt ihr vorhin gesprochen?«, fragte Cooper hinter ihr.
»Was meinst du?«, fragte Big Mama, die es nur zu genau wusste.
»Na, als ich reinkam. Es hörte sich an, als hättet ihr über mich geredet. Irgendetwas von Erinnerung. Ihr wart so leise, da hab ich euch nicht verstanden.«
»Richtig. Wir haben uns daran erinnert, wie wir dich gefunden haben, ganz allein in dieser Hütte mitten im Wald.«
»Und von meinen Eltern keine Spur …«
»Niemand da außer dir, Schätzchen.«
»Und wie sah es in der Hütte aus?«
»Chaotisch, wie nach einem Überfall. Das weißt du doch. Wie oft habe ich dir diese Fragen schon beantwortet, Schätzchen.«
Cooper seufzte. »Ich weiß, aber … Ich meine, immerhin reden wir über meine Familie, und ich erinnere mich kaum an sie.«
» Wir sind deine Familie«, erwiderte Stacy mit leichtem Vorwurf in der Stimme.
»Ja, schon. Aber ich meine … Ich wüsste eben gern …«
Big Mama warf ihr einen Blick über die Schulter zu, während sie die Butan-Kartusche auf den Tisch hievte. »Du möchtest einfach wissen, woher du kommst, Schätzchen.«
Es war eine Feststellung, keine Frage. Cooper nickte lahm.
»Aber ich weiß doch auch nichts über meine Eltern, während du sogar die Namen deiner Eltern kennst und weißt, wie sie ausgesehen haben«, warf Stacy ein. »Mich hat Big Mama von der Straße aufgelesen, da war ich noch kleiner als du, als wir dich gefunden haben.«
»Ja, ich weiß«, sagte Cooper fast ein bisschen kleinlaut. »Aber ich meine … Mich habt ihr doch zu Hause gefunden. Gab es denn keine Fotos oder irgendetwas, das meinen Eltern gehörte?«
»Sicher, Schätzchen, aber die Gegend war unsicher, voller Plünderer oder sogar noch übleren Gestalten«, sagte Big Mama. »Wir hatten einfach keine Zeit, was einzupacken, und du warst auch halb verhungert und sehr krank. Wir haben dich in mein Hauptquartier gebracht.«
»Und ihr wart allein?«
»Wie ich’s dir schon so oft erzählt habe. Nur Stacy und
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