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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Nichts, das er sich einfach nicht erklären konnte. Es war dieses Mysterium, dem er auch an diesem Tag wieder auf die Spur zu kommen hoffte. Die Arbeit würde ihn von den Sorgen des Alltags ablenken. Er konnte sich in Berechnungen und Datenauswertungen versenken wie ein buddhistischer Mönch in die Meditation.
    Er blickte in die mannsgroße Öffnung des Konus. Die unzähligen Nanopartikel, die in dem Magnetfeld umherschwirrten, erzeugten einen seltsamen bläulichen Nebel, der von innen heraus zu glühen schien. Offenbar eine Art Fluoreszenzphänomen, das er sich nicht ganz erklären konnte. Wenn man lange genug darauf starrte, meinte man, flüchtige Formen darin zu erkennen, Kugeln, die einander umkreisten wie Planetensysteme. Doch das war sicherlich nur der eigenen Phantasie geschuldet. Ein ähnlicher Effekt wie beim Betrachten von Wolken.
    Nicht zum ersten Mal verspürte er den Impuls, in diesen Nebel hineinzugreifen. Doch das wäre mit Sicherheit seine letzte Tat gewesen.
    Auf einmal bemerkte er die Verdichtung der Partikel innerhalb des Nebels. Das Muster, das sich herausbildete, entsprang keiner Einbildung, sondern war der erste Vorbote einer neuen Existenz. Gebannt ruhte sein Blick auf der sich immer mehr herausbildenden Gestalt. Noch war die Form instabil, verwandelte sich alle paar Momente in ein neues geometrisches Grundmuster – Zylinder, Kubus, Kegel –, doch nach und nach wurden die Formen vielfältiger, organischer. Die Partikel erprobten immer höhere Komplexität, bereits von einem einheitlichen Ziel gelenkt, so wie ein Fischschwarm.
    Bald würde aus dem gleichgerichteten Handeln einer Myriade Partikel ein einheitlicher Wille entstehen. Der spirituelle Kern einer neuen Existenz.

    »Also, jetzt noch einmal im Klartext«, sagte Brent. »Du kontrollierst einen Malach, richtig?«
    Cooper war gerade dabei, ihren Rucksack zu packen, unterbrach diese Tätigkeit aber und sah Brent an. »Na ja, ›kontrollieren‹ ist nicht ganz das richtige Wort«, antwortete sie. »Ich kann eben nur sehen, was er sieht.«
    Es klang wirklich bescheuert, wenn sie es so laut aussprach, aber es war immerhin eine Erklärung für die seltsamen Visionen, die sie in letzter Zeit immer wieder überfielen.
    »Wow«, sagte Brent unenthusiastisch. »Und wo ist er jetzt gerade?«
    »Nun, ich sehe das nicht immer. Die Bilder tauchen eher so … ab und zu mal auf und verschwinden dann wieder.«
    »Hm«, machte Brent.
    »Aber es passiert immer häufiger«, fügte sie hinzu.
    »Du weißt also nicht, wo er jetzt gerade ist?«, hakte er nach.
    »Nicht so richtig.«
    »Woher weißt du dann, dass er da ist, wo du ihn suchen willst?«
    »Weil das der Ort ist, wo ich ihn das letzte Mal … äh … ich meine, den ich durch seine Augen das letzte Mal gesehen habe.«
    »Was rein zufällig gerade der Ort ist, an dem die Medikamente für Big Mama zu finden sind.« Es war keine Frage, aber er hatte in deutlich spöttischem Tonfall gesprochen.
    Cooper seufzte innerlich. Vielleicht sollte sie einfach auf Brents Begleitung verzichten. Aber ohne ihn würde Stacy, Big Mamas Medikamente hin oder her, ebenfalls nicht mitkommen. Und die Vorstellung, ganz allein in den Wald zu gehen, erfüllte sie nicht gerade mit erwartungsvoller Freude.
    »Ja«, antwortete sie in der Hoffnung, dass es einigermaßen unbefangen klang. »Ist doch gut, oder? Da können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
    In Wahrheit ging es ihr um eine dritte Fliege, und die sah aus wie ihr Vater. Aber das wollte sie lieber für sich behalten. Denn damit hätte sie nur Stacy wieder in die Opposition getrieben. Und immerhin bestand ja tatsächlich die Aussicht, Big Mama mit diesem Ausflug zu helfen.
    »Coop«, sagte Brent sehr ernst, »du weißt, dass du immer auf mich zählen konntest. Also, wenn du mich jetzt verarschst, dann …«
    Er musste den Satz nicht zu Ende bringen. Trotz ihrer Freundschaft und der unwillkommenen Avancen des gestrigen Abends war sie fast sicher, dass er nicht zögern würde, ihr die Kehle durchzuschneiden, sollte er sich von ihr betrogen fühlen. So war Brent eben. Verlässlich bis zur Vorhersehbarkeit, im Guten wie im Schlechten.
    Aber es war besser, diesen Gedanken für den Moment zu verdrängen. Sie ging auch nicht auf seine Drohung ein, sondern sagte stattdessen: »Sieh dir meine Augen an.«
    Brent winkte ab. »Lass stecken, Coop. Ich bin kein Gesichtsleser wie dieser gruselige Verhörexperte in McCanns Truppe.«
    »Nein, so mein ich das nicht. Sieh dir

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