Elysion: Roman (German Edition)
einfach mal meine Augen an.«
Sie war gespannt, wie er auf die Entdeckung reagieren würde. Sie hatte es selbst erst vor wenigen Stunden bemerkt, als sie sich selbst, einem dumpfen Bauchgefühl folgend, im Spiegel betrachtet hatte. Es hatte sie fast von den Füßen gehauen.
Stacy und Gregory, die ihren Disput mit angehört hatten, während sie über Big Mama wachten, näherten sich mit neugierigen Gesichtern.
»Hm, ich seh nichts«, sagte Brent.
Sie rückte näher an eines der Talglichter. »Sieh genauer hin.«
Drei Gesichter drängten sich vor ihres.
»Heterochromie«, stellte Gregory nüchtern fest.
»Heterowas?«, fragte Brent.
»Verschiedenfarbige Iris. Links grün, rechts blau«, erläuterte er, bevor er sich wieder an Cooper wandte. »Das war also nicht immer so?«
»Nein. Coopers Augen waren beide grün. Das weiß ich hundertprozentig.« Stacy klang richtig elektrisiert von dieser Entdeckung.
»Ist ja schön und gut. Aber was hat das mit dem Malach zu tun?«, fragte Brent unwillig.
Cooper antwortete mit einer Gegenfrage. »Welche Augenfarbe haben die Malachim?«
Brent grübelte. »Worauf willst du hinaus?«, fragte er schließlich.
»Alle Malachim haben blaue Augen. Auch der, der uns im Wald angegriffen hat. Ich glaub, dass die Berührung oder die Spule oder vielleicht beides zusammen irgendwie bewirkt hat, dass er und ich die Augen … quasi getauscht haben.«
Brent kratzte sich zweifelnd am Kopf. Auch Gregorys Gesichtsausdruck war eher skeptisch. Stacy sah sogar regelrecht angewidert aus. Ihr Trumpf hatte nicht gewirkt.
Cooper wandte sich missmutig wieder ihrem Rucksack zu und grummelte: »Hätte nicht gedacht, dass gerade du den Schwanz einziehst, Brent. Aber dann geh ich eben allein.« Sie hob den Kopf, um Gregory anzusehen. »Kann ich mir noch ein bisschen Gemüse aus deinem Gewächshaus einpacken?«
»Nimm dir, was du brauchst, Cooper. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob dein Vorhaben so eine gute Idee ist. Vor allem, wenn du ganz allein losziehst.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Sollen wir einfach warten, bis Big Mama stirbt?«
Stacys Gesichtsausdruck bewies, dass Coopers Bemerkung zumindest bei ihr Wirkung zeigte.
»Auch wenn die Chance noch so klein ist«, fuhr Cooper fort, »sollten wir zumindest nachsehen, ob in diesem Gebäude nicht doch brauchbare Medikamente zu finden sind.«
»Aber selbst wenn das Gelände nicht verstrahlt ist, liegt es meilenweit im Wald«, wandte Brent ein. »Wir werden dutzendweise Malachim am Hintern haben.«
»Nicht, wenn ich meine Verbindung nutzen kann, um zu sehen, was sie vorhaben«, widersprach Cooper in einem Tonfall, von dem sie hoffte, dass er listig klang.
Brent verfiel in kurzes Grübeln. Dann hellte sich seine Miene auf einmal auf. »Vielleicht kann man das auch gebrauchen, um die Biester in eine Falle zu locken.«
»Genau das meine ich doch.« Das war eine glatte Lüge. Bisher hatte sie eigentlich noch keine klare Idee gehabt, was sie mit ihrer neuen Fähigkeit anstellen sollte. Außer eben Brents Interesse zu wecken.
»Wir könnten sie einzeln zu uns locken und Dutzende von ihnen töten.« Seine Augen leuchteten auf einmal vor Enthusiasmus.
Cooper hatte zwar keine Ahnung, wie er sich das genau vorstellte, aber sie war doch froh, ihn offensichtlich am Haken zu haben. »Na, endlich kapierst du’s, Brent Kosky!«
Sie hob die Hand zum High Five, und er schlug so fest ein, dass ihre Handfläche prickelte. »Ja, ich hab’s geschnallt, Coop«, röhrte er. »Wir könnten so viele von diesen Monstern erledigen, dass McCann mit uns die Friedenspfeife raucht und jedem von uns liebend gern den Arsch leckt.« Er begann, eine Art Indianertanz aufzuführen, und rief: »Wer weiß, vielleicht macht er mich zu seinem Stellvertreter oder so.«
Dass Brent sogar nach dem, was McCann Stacy angetan hatte, davon träumte, sich ihrem alten Sklavenhalter und jetzigem übelstem Feind anzudienen, irritierte Cooper nicht wenig. Aber im Augenblick war es einfach wichtig, ihn auf ihrer Seite zu haben, also grinste sie ihm aufmunternd zu.
»Worauf warten wir noch?«, fragte Brent unternehmungslustig und warf sich in die Brust.
»Kannst du uns den Weg zu diesem Gebäude beschreiben?«, fragte sie Gregory.
»Noch viel besser«, antwortete er. »Ich hab eine Karte des gesamten Staates; da ist das Gebäude drauf verzeichnet. Auch wenn ich das nach wie vor für eine schlechte Idee halte.«
Er ging zu einem augenscheinlich selbst zusammengezimmerten Regal,
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