Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
damit für mich beendet.« Er wandte sich wieder der Esse zu.
    Eine Weile lang war hinter ihm nichts als Stille zu hören. Dann wurde die Tür geöffnet, die Geräusche des Dorfes drangen in die Hütte, und kurz darauf fiel die Tür dröhnend ins Schloss.

    David Tenson ballte die Rechte so heftig zur Faust, dass sich die Fingernägel schmerzhaft in den Handteller gruben. Während seiner Karriere bei der Army mochte er einige Tugenden erworben haben, aber Demut gehörte sicherlich nicht dazu. Dumm genug, dass er in den Augen vieler als willfähriger Einpeitscher des Pontifex dastand. Doch der Posten, der ihm versprochen worden war, hätte diese Scharte in seinem Ansehen mehr als wettgemacht.
    Genau gesagt war es ihm völlig schnuppe, was die Leute von ihm dachten, solange er sein Geld nicht mehr damit verdienen musste, den Leibwächter für reiche Honoratioren zu geben. Dafür hätte er auch seine Großmutter verkauft. Dass dafür ein paar Kinder sterben mussten … Nun ja, sicherlich bereitete auch ihm das keine große Freude, aber in diesem Fall war es ein notwendiges Übel. Seine eigene Familie war kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs umgekommen, als sie in einem Schusswechsel zwischen zwei Gangs geraten waren. Es hatte ihm fast das Herz zerrissen, aber als Soldat hatte er gelernt, solche Dinge zu akzeptieren.
    Später war er sogar selbst Gang-Mitglied gewesen, wenn auch nur für kurze Zeit. Als aber seine Kumpane und er eines Tages etwas zu nah am Waldsaum operierten, hatten die Malachim sie erwischt. Im Gegensatz zu den anderen war er allerdings intelligent genug gewesen, die Übermacht seiner Gegner zu erkennen. Während die übrigen Gang-Mitglieder bis zur letzten Patrone gekämpft hatten und von den Malachim getötet worden waren, hatte er rechtzeitig die Waffen gestreckt und war von ihnen ins Elysion verschleppt worden. Der Pontifex hatte zwar keine echte Verwendung für Soldaten gehabt, doch einige wohlhabende Gemeindemitglieder hatten ihn als Leibwächter angeworben, denn obwohl es für sie keine reale Bedrohung gegeben hatte, sahen sie in einem Leibwächter wohl so etwas wie ein Statussymbol.
    Es gab kaum ein demütigenderes Dasein für einen Excaptain der U.S. Special Forces. David hatte die Nähe des Pontifex gesucht, um unter Beweis zu stellen, dass er zu mehr taugte. Nicht, dass er auch nur die geringste Sympathie für das ganze pseudoreligiöse Brimborium aufbringen konnte, mit dem dieser Mann seine »Gemeinde« verschaukelte. Aber im Elysion lief nichts, wenn es nicht den Segen des Pontifex hatte. Tatsächlich war es ihm am Ende irgendwie gelungen, sich ihm anzudienen, und sein heutiger Auftritt im Tempel hatte so etwas wie sein Gesellenstück werden sollen. Dass alles etwas anders verlaufen war, als es sich der Pontifex vorgestellt hatte, war ihm klar, aber ihn dafür verantwortlich zu machen, war ein Witz.
    Und dann die Demütigung in der Schmiede. Der Pontifex hatte ihn behandelt wie einen lästigen Bittsteller. David kochte. Der Mann würde bezahlen. Er wusste noch nicht, wie, aber er würde bezahlen. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich in der Schmiede auf den Pontifex gestürzt. Als hätte ihn ein lächerlicher Schürhaken davon abhalten können. Aber als Soldat wusste er auch, wann es Zeit für einen taktischen Rückzug war.
    Immerhin schien die Beziehung des Pontifex zu den Malachim zu bröseln.
    Denk nach, David Tenson, sagte er sich. Irgendwie muss man daraus doch Kapital schlagen können.
    Er konnte versuchen, Zweifel bei anderen Gemeindemitgliedern zu säen. Vielleicht würden sie sich ihm anschließen, wenn er eine Revolte gegen den Pontifex anzettelte. Doch das Risiko, sich gegen die Malachim zu stellen, war groß, und wer garantierte ihm, dass sie sich wirklich vom Pontifex abgewandt hatten.
    Eine andere Möglichkeit war direkter, aber noch riskanter. Die Malachim selbst anzusprechen. Sie waren Wesen aus Fleisch und Blut. Nun ja, meistens jedenfalls. Deshalb mussten auch sie Bedürfnisse haben, die man befriedigen konnte. Sicherlich gab es Dinge, die sie begehrten und die man ihnen anbieten konnte, auch wenn er noch nicht wusste, was das sein könnte.
    Doch auch diese Idee erschien ihm verfrüht. Er war nicht so dumm, den Kopf aus der Deckung zu strecken, solange nicht klar war, dass seine Bestrebungen auf fruchtbaren Boden fallen würden. Einstweilen war es sicherlich klüger, die Ereignisse einfach im Auge zu behalten. Wenn du lange genug an einem Fluss wartest, werden

Weitere Kostenlose Bücher