Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten im Paradies
Vom Netzwerk:
Ma­schi­nen­schrei­ben.«
    Car­men lach­te. »Wie es so geht, wie? Aus
den Au­gen, aus dem Sinn! Das macht al­les viel ver­nünf­ti­ger.«
    »Ein wei­se­res Wort ist sel­ten ge­sagt
wor­den. Soll ich Kahn et­was be­stel­len?«
    Sie dach­te nach. »Wo­zu?«
    Ein paar Hüh­ner ka­men flat­ternd vom Gar­ten
her­ge­rannt. Car­men wur­de plötz­lich le­ben­dig. »Um Got­tes wil­len, mei­ne wei­ßen
Ho­sen! Frisch ge­plät­tet!« Sie scheuch­te die Tie­re mit Mü­he da­von.
    »Husch, Pa­trick! Weg, Emi­lie! Da, schon ein
Fleck!«
    »Es ist gut, wenn man das Un­glück beim
Na­men kennt, wie?« frag­te ich. »Das macht es gleich fa­mi­li­ärer.«
    Ich ging zu mei­nem Ford zu­rück und blieb
plötz­lich ste­hen. Was hat­te ich da eben ge­sagt? Mir war ei­ne Se­kun­de, als hät­te
mich von hin­ten je­mand ge­sto­chen. Ich dreh­te mich halb um. »Nicht so schlimm«,
hör­te ich Car­men vom Gar­ten her ru­fen. »Man kann es aus­wa­schen!«
    Ja, dach­te ich. Aber kann man es
aus­wa­schen?
    ***
    Ich ver­ab­schie­de­te mich von Scott.
»Ich möch­te zu mei­ner Rö­tel­zeich­nung noch ei­ne zwei­te ha­ben«, sag­te er. »Ich
bin ein Mann der So­fas und der Pen­dants. Wer weiß, wann Sie wie­der­kom­men! Ha­ben
Sie noch ei­ne?«
    »Ei­ne Koh­le­zeich­nung. Kei­ne in Rö­tel. Sie
ist sehr hübsch; auch ein Re­noir.«
    »Gut. Dann ha­be ich zwei Re­noirs. Wer hät­te
das je ge­glaubt?«
    Ich nahm die Zeich­nung aus dem Kof­fer und
reich­te sie ihm. »Ich ge­be sie Ih­nen am liebs­ten, Scott.«
    »Warum? Ich ver­ste­he doch nichts da­von.«
    »Sie ha­ben Re­spekt, das ist fast noch
bes­ser. Le­ben Sie wohl, Scott! Mir ist, als kenn­ten wir uns seit Jah­ren.«
    Ich hat­te sie oft er­lebt, die­se spon­ta­ne
Herz­lich­keit, die mei­ne eu­ro­päi­sche Vor­sicht über­sprang. Man nann­te sich nach
ein paar Stun­den beim Vor­na­men und war da­mit auf ei­ne viel­leicht
ober­fläch­li­che, doch herz­li­che Art be­freun­det. Freund­schaft war in Ame­ri­ka das
leich­tes­te und ein­fachs­te, das es gab – in Eu­ro­pa das lang­sams­te und
schwie­rigs­te. Der ei­ne Kon­ti­nent war jung, der an­de­re alt. Es könn­te sein, daß
es dar­an lag. Man soll­te im­mer so le­ben, als ob man Ab­schied näh­me, dach­te ich.
    Tan­nen­baum hat­te ei­ne an­de­re klei­ne Rol­le
ge­fun­den. Er war zu­frie­den und woll­te mei­nen Ford kau­fen. Ich er­klär­te ihm, daß
ich ihn dem Stu­dio zu­rück­ge­ben müs­se.
    »Was spie­len Sie im nächs­ten Film?«
    »Einen eng­li­schen Koch, der auf ei­nem
Schiff dient, das von ei­nem deut­schen Un­ter­see­boot tor­pe­diert wird.«
    »Er­trinkt er?« frag­te ich hoff­nungs­voll.
    »Nein. Er ist die ko­mi­sche Fi­gur, die
ge­ret­tet wird und dann für die Be­sat­zung des deut­schen Un­ter­see­boo­tes kocht.«
    »Ver­gif­tet er sie?«
    »Nein. Er kocht für sie Plum­pud­ding zu
Weih­nach­ten. Al­le ver­brü­dern sich auf ho­her See und sin­gen eng­li­sche und
deut­sche Volks­lie­der. Sie ent­de­cken au­ßer­dem, daß die frü­he­re deut­sche und die
eng­li­sche Na­tio­nal­hym­ne die­sel­be Me­lo­die ha­ben. ›Heil dir im Sie­ger­kranz‹und ›God
sa­ve the King‹. Sie ent­de­cken das un­ter ei­nem klei­nen Tan­nen­baum mit
elek­tri­schen Lich­tern und be­schlie­ßen, nach die­sem Krieg nicht mehr
ge­gen­ein­an­der zu kämp­fen. Sie fin­den zu­viel Ge­mein­sa­mes.«
    »Man könn­te schwarz für Sie in die Zu­kunft
se­hen. Aber viel­leicht bie­tet Ih­re Per­sön­lich­keit in­zwi­schen ein Ge­gen­ge­wicht.«
    Ich stieg in den Zug mit sei­nen Ne­ger­por­tiers,
sei­nen brei­ten, be­que­men Bet­ten aus Schaum­gum­mi und sei­nen ein­ge­bau­ten
Pri­vat­toi­let­ten. Tan­nen­baum und der Zwil­ling wink­ten. Ich hat­te zum ers­ten Mal
seit vie­len Jah­ren al­le mei­ne Schul­den be­zahlt, Geld in der Ta­sche, ei­ne um
drei Mo­na­te ver­län­ger­te Auf­ent­halts­er­laub­nis und die Aus­sicht auf ei­ne drei
Ta­ge lan­ge Rei­se durch Ame­ri­ka an ei­nem großen Fens­ter, fünf­zig Schrit­te vom
Spei­se­wa­gen ent­fernt.

XXVIII.
    R obert«, sag­te Me­li­kow,
»ich dach­te schon, du bliebst in Hol­ly­wood!«
    »Das scheint fast je­der ge­dacht zu ha­ben.«
    Me­li­kow nick­te. Er

Weitere Kostenlose Bücher