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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten im Paradies
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blei­ben.«
    »Hat man Sie in­zwi­schen be­schäf­tigt?«
    »Ich ha­be Klei­der pro­biert. Und ich soll im
nächs­ten Film ei­ne klei­ne Rol­le be­kom­men.«
    »Das heißt es im­mer. Glau­ben Sie, daß Sie
ei­ne Schau­spie­le­rin sind, Car­men?«
    Sie lach­te. »Na­tür­lich nicht. Aber wer ist
schon ei­ne?« Sie mus­ter­te mich. »Sie ha­ben sich her­aus­ge­macht, Ro­bert.«
    »Ich ha­be mir einen neu­en An­zug ge­kauft.«
    »Das ist es nicht. Sind Sie dün­ner ge­wor­den?
Oder kommt es da­von, daß Sie so braun sind?«
    »Kei­ne Ah­nung. Wol­len Sie mit mir es­sen
ge­hen? Ich ha­be Geld und kann Sie zu Ro­ma­noff füh­ren.«
    »Gut«, sag­te sie zu mei­ner Über­ra­schung.
    Die Film­schau­spie­ler, die bei Ro­ma­noff
sa­ßen, in­ter­es­sier­ten sie nicht. Sie hat­te sich auch nicht um­ge­zo­gen. Es war
Mit­tag. Sie trug en­ge wei­ße Ho­sen. Ich sah auf die­se Wei­se zum ers­ten Ma­le, daß
sie auch einen herr­li­chen Hin­tern hat­te. Es war fast zu­viel: die­ses tra­gi­sche
Ge­sicht, bei dem man so­gar kur­ze Bei­ne in Kauf ge­nom­men hät­te, und da­zu
plötz­lich die­ser ho­he, kost­ba­re Arsch. »Ha­ben Sie et­was von Kahn ge­hört?«
frag­te ich.
    »Er te­le­fo­niert neu­er­dings ab und zu. Aber
Sie ha­ben von ihm ge­hört, wie? Sonst hät­ten Sie mich doch nicht be­sucht.«
    »Nein«, log ich. »Ich ha­be Sie be­sucht,
weil ich bald weg­fah­re.«
    »Warum? Fin­den Sie es hier nicht herr­lich?«
    »Nein.«
    Sie stu­dier­te mich wie ei­ne sehr jun­ge La­dy
Mac­beth. »We­gen Ih­rer Freun­din? Es gibt doch so vie­le Frau­en. Be­son­ders hier.
Und ei­ne Frau ist doch schließ­lich wie die an­de­re.«
    »Aber Car­men!« sag­te ich. »Was für ein
Un­sinn!«
    »Daß es Un­sinn ist, glau­ben nur Män­ner.«
    Ich sah sie an. Sie hat­te sich et­was
ver­än­dert. »Ist ein Mann auch wie der an­de­re?« frag­te ich. »Das dürf­ten dann
die Frau­en wie­der nicht glau­ben.«
    »Män­ner sind ver­schie­den. Zum Bei­spiel
Kahn. Er ist ei­ne Pest.«
    »Was?«
    »Ei­ne Pest«, sag­te Car­men lä­chelnd und
ru­hig. »Erst will er, daß ich nach Hol­ly­wood fah­re, und jetzt will er, daß ich
zu­rück­kom­me. Ich ge­he nicht. Hier ist es warm. In New York liegt Schnee.«
    »Ist das der gan­ze Grund?«
    »Ist das nicht ge­nug?«
    »Gott seg­ne Sie, Car­men. Wol­len Sie nicht
trotz­dem mit­kom­men?«
    Sie schüt­tel­te den Kopf. »Kahn macht mich
nur ver­rückt. Ich bin ein ein­fa­ches Mäd­chen, Ro­bert. Ich be­kom­me Kopf­schmer­zen
von sei­nem Ge­re­de.«
    »Er hat nicht im­mer nur ge­re­det, Car­men. Er
ist das, was man einen Hel­den nennt.«
    »Da­von kann man nicht exis­tie­ren. Hel­den
soll­ten ster­ben. Wenn sie über­le­ben, wer­den sie die größ­ten Lan­ge­wei­ler.«
    »Was? Wer hat Ih­nen das er­zählt?«
    »Muß mir das je­mand er­zäh­len? Sie hal­ten
mich auch für bo­den­los dumm, wie? Ge­nau wie Kahn?«
    »Im Ge­gen­teil! Kahn hält Sie auch nicht für
dumm. Er be­tet Sie an.«
    »Er be­tet mich so an, daß ich Kopf­schmer­zen
be­kom­me. Das ist noch lang­wei­li­ger. Warum seid ihr al­le nicht mehr na­tür­lich?«
    »Was?«
    »Na­tür­lich, wie an­de­re Men­schen. Zum
Bei­spiel so wie mei­ne Wir­tin. Bei euch ist im­mer al­les gleich schwie­rig.«
    Der Kell­ner brach­te Macé­doi­ne des fruits.
»Ge­nau wie das hier«, sag­te Car­men. »Was für ein pom­pö­ser Na­me! Da­bei ist es
nur auf­ge­schnit­te­nes Obst mit et­was Li­kör.«
    Ich brach­te sie zu den Hüh­nern, der
rot­haa­ri­gen Mo­dell­wir­tin und ih­rem Bun­ga­low zu­rück. »Einen Wa­gen ha­ben Sie auch
schon«, sag­te das tra­gi­sche Du­sen-Ant­litz. »Sie ma­chen sich raus, Ro­bert.«
    »Kahn hat jetzt auch einen Wa­gen«, log ich.
»Einen bes­se­ren als ich. Tan­nen­baum hat es mir er­zählt. Einen Che­vro­let.«
    »Einen Che­vro­let mit Kopf­schmer­zen«,
er­wi­der­te Car­men und wand­te mir ih­ren herr­li­chen Hin­tern zu. »Was macht Ih­re
Freun­din, Ro­bert?« frag­te sie über die Schul­ter.
    »Ich weiß es nicht. Ich ha­be seit ei­ni­ger
Zeit nichts von ihr ge­hört.«
    »Schrei­ben Sie sich nicht ab und zu?«
    »Wir ha­ben bei­de per­ma­nen­ten Schreib­krampf
in der rech­ten Hand; und wir kön­nen bei­de nicht

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