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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
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Zi­ga­ret­te, die beim Spre­chen an der Ober­lip­pe
kle­ben­blieb. Als Ra­vic ein­trat, blieb er sit­zen.
    Lu­ci­enne lag im Bett. Sie war ver­wirrt und er­rö­te­te.
»Dok­tor – ich wuß­te nicht, daß Sie heu­te kom­men wür­den.« Sie sah nach dem
Bur­schen.
    »Dies ist...«
    »Ir­gend je­mand«, un­ter­brach der Bur­sche sie grob. »Nicht
wei­ter nö­tig, mit Na­men her­um­zu­wer­fen.« Er lehn­te sich zu­rück. »So, Sie sind
al­so der Dok­tor?«
    »Wie geht es, Lu­ci­enne?« frag­te Ra­vic, oh­ne sich um ihn
zu küm­mern. »Ver­nünf­tig, daß Sie noch im Bett lie­gen.«
    »Sie könn­te längst auf­ste­hen«, er­klär­te der Bur­sche. »Ihr
fehlt nichts mehr. Wenn sie nicht ar­bei­tet, kos­tet und kos­tet das nur.«
    Ra­vic sah sich nach ihm um. »Ge­hen Sie mal ’raus«, sag­te
er.
    »Was?«
    »’raus. Vor die Tür. Ich will Lu­ci­enne un­ter­su­chen.«
    Der Bur­sche brach in ein Ge­läch­ter aus. »Das kön­nen Sie
auch so. Wir sind nicht so fein. Und wie­so un­ter­su­chen? Sie wa­ren ja erst
vor­ges­tern hier. Das kos­tet dann wie­der einen Be­such ex­tra, was?«
    »Bru­der«, sag­te Ra­vic ru­hig. »Sie se­hen nicht so aus, als
ob Sie es be­zah­len. Und ob es was kos­tet, ist au­ßer­dem ei­ne an­de­re Sa­che. Und
nun ver­schwin­den Sie.«
    Der Bur­sche grins­te und spreiz­te be­hag­lich die Bei­ne. Er
trug spit­ze Lack­schu­he und vio­let­te Strümp­fe.
    »Bit­te, Bo­bo«, sag­te Lu­ci­enne. »Es dau­ert si­cher nur
einen Au­gen­blick.«
    Bo­bo be­ach­te­te sie nicht. Er fi­xier­te Ra­vic. »Ganz gut,
daß Sie da sind«, sag­te er. »Da kann ich Ih­nen gleich ein­mal Be­scheid sto­ßen.
Wenn Sie viel­leicht den­ken, mein Lie­ber, Sie könn­ten ei­ne Rech­nung schin­den,
Hos­pi­tal, Ope­ra­ti­on und so was – ist nicht! Wir ha­ben nicht ver­langt, daß sie
ins Hos­pi­tal soll­te – von Ope­ra­ti­on gar nicht zu re­den, al­so mit großem Geld
ist Es­sig. Sie kön­nen sich noch freu­en, daß wir kei­nen Scha­den­er­satz
be­an­spru­chen! Ope­ra­ti­on wi­der Wil­len.« Er zeig­te ei­ne Rei­he fle­cki­ger Zäh­ne.
»Da stau­nen Sie, was? Ja. Bo­bo weiß Be­scheid; er ist nicht so leicht an­zu­schmie­ren.«
    Der Bur­sche sah sehr zu­frie­den aus. Er hat­te das Ge­fühl,
sich glän­zend her­aus­ge­dreht zu ha­ben. Lu­ci­enne war blaß ge­wor­den. Sie blick­te
ängst­lich von Bo­bo zu Ra­vic.
    »Ver­stan­den?« frag­te Bo­bo tri­um­phie­rend.
    »War es der?« frag­te Ra­vic Lu­ci­enne. Sie ant­wor­te­te
nicht. »Der al­so«, sag­te er und be­trach­te­te Bo­bo.
    Ein ma­ge­rer, lan­ger
Lüm­mel mit ei­nem kunst­sei­de­nen Schal um den dün­nen Hals, an dem der Adams­ap­fel
auf und ab stieg. Ab­fal­len­de Schul­tern, ei­ne zu lan­ge Na­se, ein de­ge­ne­rier­tes
Kinn – ein Vor­stadt­zu­häl­ter aus dem Bu­che.
    »Was der al­so?« frag­te Bo­bo her­aus­for­dernd.
    »Ich ha­be Ih­nen, glau­be ich, jetzt oft ge­nug ge­sagt, daß
Sie ’raus­ge­hen sol­len. Ich will un­ter­su­chen.«
    »Mer­de«, er­wi­der­te Bo­bo.
    Ra­vic ging lang­sam auf ihn zu. Er hat­te ge­nug von Bo­bo.
Der Bur­sche sprang auf, wich zu­rück und hat­te plötz­lich einen dün­nen Strick von
et­wa ei­nem Me­ter Län­ge in den Hän­den. Ra­vic wuß­te, was er woll­te. Er hat­te vor,
wenn Ra­vic nä­her kam, zur Sei­te zu sprin­gen, dann schnell hin­ter ihn, um ihm
dann den Strick über den Kopf zu strei­fen und ihn von hin­ten zu dros­seln. Es
war gut, wenn der an­de­re es nicht kann­te oder zu bo­xen ver­such­te.
    »Bo­bo«, rief Lu­ci­enne. »Bo­bo, nicht!«
    »Du Rotz­jun­ge«, sag­te Ra­vic. »Der jäm­mer­li­che al­te
Seil­trick – wei­ter weißt du nichts?« Er lach­te.
    Bo­bo war einen Mo­ment ver­blüfft. Sei­ne Au­gen wur­den
un­si­cher. Ra­vic hat­te ihm gleich dar­auf das Jackett mit bei­den Hän­den über die
Schul­tern her­un­ter­ge­zo­gen, so daß er die Ar­me nicht mehr he­ben konn­te. »Das
hier kann­test du wohl noch nicht?« sag­te er, öff­ne­te rasch die Tür und stieß
den über­rasch­ten, wehr­lo­sen Bur­schen ziem­lich grob hin­aus. »Wenn du Lust auf so
was hast, wer­de Sol­dat, du Möch­te­gern-Apa­che! Aber be­läs­ti­ge kei­ne
Er­wach­se­nen.«
    Er schloß die Tür

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